Die vergessenen Welten 11 - Kristall der Finsternis
hatten, hinter sein Aussehen zu blicken. Und jetzt befand er sich hier mit drei seiner engsten und besten Freunde und schritt offen durch die Stadt und bekam ohne Schwierigkeiten eine Schiffspassage. Das einzige Problem, mit dem er seine Gefährten konfrontierte, wurde von dem Relikt erschaffen, das sie mit sich führen mussten. Das war es, was Drizzt Do'Urden sich wirklich gewünscht hatte, seit er Catti-brie, Bruenor und Regis kennen gelernt hatte. Und wie sollten ihn da an ihrer Seite die starrenden Blicke, mochten sie nun aus Hass oder aus Neugier entstehen, bekümmern?
Nein, sein Lächeln war ehrlich; wenn Wulfgar sich bei ihnen befunden hätte, dann wäre für den Drow die ganze Welt in Ordnung gewesen, dann hätte er den Schatz am Ende seiner langen und schwierigen Reise gefunden.
Rai'gy rieb sich nervös die schwarzen Hände, als die kleine Kreatur im Zentrum des magischen Kreises, den er gezeichnet hatte, Gestalt annahm. Er kannte Gromph Baenre bislang nur seinem Ruf nach, doch trotz Jarlaxles Versicherung, dass man dem Erzmagier in dieser Angelegenheit vertrauen konnte, beunruhigte Rai'gy der Umstand, dass Gromph ein Drow war und zudem zum herrschenden Haus von Menzoberranzan gehörte. Der Name, den Gromph ihm mitgeteilt hatte, gehörte angeblich einem kleineren Wesen, das leicht zu kontrollieren war, doch das wusste Rai'gy nicht mit Sicherheit, bevor die Kreatur vor ihm erschienen war.
Eine kleine Tücke von Gromph hätte dazu führen können, dass er ein Tor zu einem großen Dämon öffnete, vielleicht zu Demorgorgon selbst. In diesem Fall hätte der improvisierte magische Kreis, den Rai'gy hier in den Abwasserkanälen von Calimhafen gezogen hatte, nicht viel Schutz geboten.
Der Zauberer-Priester entspannte sich ein wenig, als die Kreatur Gestalt annahm – die Gestalt, wie Gromph es versprochen hatte, eines Teufelchens. Selbst ohne den magischen Kreis hätte ein ZaubererPriester, der so mächtig war wie Rai'gy, kaum Probleme gehabt, ein einfaches Teufelchen zu kontrollieren.
»Wer ist es, der meinen Namen ruft?«, fragte das Teufelchen in der kehligen Sprache des Abgrunds und war offensichtlich reichlich beunruhigt und, wie sowohl Rai'gy als auch Jarlaxle bemerkten, ein wenig verängstigt – umso mehr, als es erkannte, dass seine Beschwörer Drowelfen waren. »Ihr solltet Druzil nicht behelligen. Nein, nein, denn er dient einem großen Meister«, fuhr Druzil fort und sprach jetzt in der Drowsprache, die er fließend beherrschte. »Schweig!«, befahl Rai'gy, und das kleine Teufelchen war gezwungen, ihm zu gehorchen. Der Zauberer-Priester blickte zu Jarlaxle. »Warum protestierst du?«, fragte Jarlaxle Druzil. »Sehnt sich deine Art nicht danach, Zugang zu dieser Welt zu bekommen?« Druzil nahm eine nachdenkliche und zugleich vorsichtige Pose ein, indem er den Kopf schief legte und die Augen zusammenkniff. »Ah, ja«, fuhr der Söldner fort. »Doch in letzter Zeit bist du nicht von Freunden beschworen worden, sondern von Feinden, wie man mir sagte. Von Cadderly aus Caradoon.«
Druzil bleckte seine spitzen Zähne und zischte bei der Erwähnung des Priesters. Das ließ beide Dunkelelfen lächeln. Gromph Baenre hatte sie anscheinend nicht betrogen.
»Wir möchten Cadderly Schmerzen bereiten«, erklärte Jarlaxle mit einem bösen Grinsen. »Würde Druzil gerne dabei helfen?« »Sagt mir, wie«, erwiderte das Teufelchen begierig.
»Wir müssen alles über den Menschen erfahren«, erklärte Jarlaxle. »Sein Aussehen und sein Benehmen, seine Geschichte und seinen gegenwärtigen Aufenthaltsort. Man sagte uns, dass Druzil den Mann von allen Wesen des Abgrunds am besten kennt.«
»Am meisten hasst«, korrigierte das Teufelchen und schien wirklich begierig zu sein. Doch plötzlich wich es zurück und starrte die beiden misstrauisch an. »Ich erzähle es Euch, und dann schickt Ihr mich fort«, meinte er.
Jarlaxle schaute Rai'gy an, denn er hatte eine solche Reaktion vorausgesehen. Der Zauberer-Priester stand auf, ging zur Seite des winzigen Raumes und zog eine Abschirmung fort, hinter der ein kleiner Kessel sichtbar wurde, in dem es blubberte und brodelte. »Ich habe keinen Vertrauten«, erklärte Rai'gy. »Ein Teufelchen wäre mir sehr nützlich.«
In Druzils pechschwarzen Augen loderten rote Flammen auf. »Dann können wir Cadderly und so vielen anderen Menschen gemeinsam
Schmerzen bereiten«, meinte das Teufelchen.
»Stimmt Druzil zu?«, fragte Jarlaxle.
»Hat Druzil eine Wahl?«, konterte das
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