Die vergessenen Welten 11 - Kristall der Finsternis
Mannschaft, und sie sind zugegebenermaßen ein Quartett, das man nicht so leicht vergisst«, sagte Vaines. »Mein Mann hatte keine Probleme, eine Passage für euch zu besorgen, weil die Zwerge die Geschichte von Bruenor Heldenhammer und seine Rückeroberung von Mithril-Halle kennen. Und sie kennen natürlich auch seine Gefährten, einschließlich dem Dunkelelfen.«
»Ich wette, du hättest dir nie träumen lassen, dass du eines Tages der Held von einem Haufen Zwergen sein würdest«, meinte Bruenor zu Drizzt.
»Ich wette, ich hätte es mir auch nie gewünscht«, erwiderte der Waldläufer.
Die Gruppe hatte jetzt die Planke erreicht, und Vaines trat beiseite.
»Lebt wohl, und möge eure Reise mit eurer sicheren Heimkehr enden«, sagte er. »Wenn ich im Hafen oder in der Nähe bin, wenn ihr nach Baldurs Tor zurückkehrt, werden wir vielleicht wieder zusammen segeln.«
»Vielleicht«, erwiderte Regis höflich, doch er und alle anderen hatten vor, Cadderly zu bitten, sie auf magischem Weg nach Luskan zurückzubringen, sobald sie den Gesprungenen Kristall losgeworden waren. Sie hatten noch eine Reise von ungefähr zwei Wochen vor sich, wenn sie schnell vorankamen, doch Cadderly konnte sie auf den Schwingen des Windes in wenigen Minuten nach Luskan bringen. Das sagten jedenfalls Drizzt und Catti-brie, die eine solche Reise bereits zusammen mit dem mächtigen Priester unternommen hatten. Dann könnten sie schnell damit beginnen, Wulfgar zu suchen, eine Sache, die ihnen auf der Seele brannte.
Sie betraten Baldurs Tor ohne Zwischenfall, und obgleich Drizzt viele Blicke spürte, die ihm folgten, waren es keine finsteren, sondern neugierige. Der Drow musste unwillkürlich an seinen ersten Besuch in der Stadt denken, als er Regis gefolgt war, der von Artemis Entreri nach Calimhafen entführt worden war. Bei jener Gelegenheit hatte Drizzt die Stadt an der Seite von Wulfgar betreten, geschützt durch eine magische Maske, die ihm das Aussehen eines Elfen von der Oberfläche verliehen hatte.
»Anders als beim letzten Mal, als du hier warst?«, fragte Catti-brie, die die Geschichte von Drizzts früherem Besuch gut kannte. Sie hatte den Blick des Dunkelelfen bemerkt.
»Ich habe mir immer gewünscht, offen durch die Städte der Schwertküste gehen zu können«, erwiderte Drizzt. »Es scheint, dass mir unsere Arbeit bei Kapitän Deudermont dieses Privileg eingebracht hat. Mein Ruf hat mich von ein paar Schmerzen meiner Herkunft befreit.«
»Hältst du das für eine gute Sache?«, fragte die aufmerksame Frau, denn sie hatte das leichte Zucken in Drizzts Augenwinkel bemerkt, als er dies sagte.
»Ich weiß es nicht«, gab Drizzt zu. »Ich finde es angenehm, dass ich mich jetzt an den meisten Orten bewegen kann, ohne angefeindet zu werden.«
»Aber es schmerzt dich, dass du dir dieses Recht verdienen musstest«, führte Catti-brie seinen Gedanken perfekt zu Ende. »Du siehst mich an, einen Menschen, und weißt, dass ich mir dies nicht verdienen musste. Ebenso Bruenor und Regis, ein Zwerg und ein Halbling, und du weißt, dass sie überall ungestraft hingehen können, ohne es sich verdienen zu müssen.«
»Das nehme ich keinem von euch übel«, erwiderte Drizzt. »Aber siehst du ihre Blicke?« Er schaute die vielen Leute an, die durch die Straßen von Baldurs Tor liefen. Fast jeder von ihnen blickte dem Drow neugierig nach, manche mit bewundernden Blicken, andere einfach nur ungläubig.
»Also kannst du dich nicht frei bewegen, obwohl du dich frei bewegen kannst«, schloss die Frau, und ihr Nicken verriet Drizzt, dass sie ihn verstanden hatte. Vor die Wahl gestellt, dem Hass des Vorurteils oder den ebenso ignoranten Blicken jener ausgesetzt zu sein, die ihn als Kuriosität ansahen, schien ihm letzteres bei weitem besser zu sein. Doch beides waren Fallen, waren Gefängnisse, die Drizzt in den Rahmen dessen einsperrten, was man von einem Drowelfen, irgendeinem Drowelfen, erwartete, und ihn somit auf seine Herkunft reduzierten.
»Pah, die sind bloß einfach ein dummer Haufen«, unterbrach Bruenor sie. »Wer dich kennt, weiß es besser«, fügte Regis hinzu.
Drizzt nahm das alles mit einem Lächeln hin. Er hatte schon lange die vergebliche Hoffnung aufgegeben, jemals wirklich zu den Oberflächenbewohnern zu gehören – der wohlverdiente Ruf seines Volkes, was Verrat und Katastrophen anging, würde das stets verhindern – und hatte stattdessen gelernt, seine Energien auf jene zu konzentrieren, die ihm nahe waren, die gelernt
Weitere Kostenlose Bücher