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Die vergessenen Welten 11 - Kristall der Finsternis

Die vergessenen Welten 11 - Kristall der Finsternis

Titel: Die vergessenen Welten 11 - Kristall der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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und her, den die Zwerge veranstalteten. Ganz am Heck lag Regis auf dem Bauch, den Kopf über den Rand gestreckt, und zog mit den Händen Figuren durch das Wasser – und hinter ihnen allen die kleiner werdende Silhouette von Baldurs Tor.
    Erneut dachte Drizzt über seinen Gang durch die Stadt nach, der so einfach gewesen war, wie er es für einen Drow nur sein konnte, selbst jene Zeit eingeschlossen, da er die magische Maske getragen hatte. Er hatte sich seinen Frieden verdient; sie alle hatten das. Wenn ihre Mission beendet war und der Gesprungene Kristall sich sicher in den Händen von Cadderly befand, sobald sie Wulfgar wiedergefunden und ihm durch seine Dunkelheit geholfen hatten, dann konnten sie vielleicht wieder durch die Welt ziehen. Einfach so, nur aus dem Grund, um zu sehen, was hinter dem nächsten Horizont lag, und ohne Probleme, die über die unablässige Schmeichelei wichtigtuerischer Zwerge hinausgingen.
    Drizzt lächelte zufrieden und hegte wieder Hoffnung, für Wulfgar und sie alle. Er hätte sich niemals träumen lassen, dass er jemals ein solches Leben führen würde, als er damals, vor Jahrzehnten, aus Menzoberranzan fortgegangen war.
    Ihm fiel ein, dass sein Vater Zaknafein, der gestorben war, um ihm diese Chance zu ermöglichen, ihn in diesem Moment vielleicht von einer anderen Ebene aus beobachtete, einer guten Ebene, wie Zak sie sich verdient hatte. Dass er ihn beobachtete und lächelte.

TEIL 4
Königreiche
    Sei es der Palast eines Königs, die Bastion eines Kriegers, der Turm eines Zauberers, das Lager nomadischer Barbaren, ein Bauernhaus mit steinbegrenzten oder heckenumzäunten Feldern oder selbst ein winziger und unauffälliger Raum im ersten Stockwerk einer heruntergekommenen Taverne, wir alle verwenden viel Energie darauf, unsere eigenen kleinen Königreiche zu erringen. Vom prächtigsten Schloss bis zur kleinsten Hütte, von der Arroganz des Adels bis zu dem bescheidenen Begehren des niedrigsten Bauern, gibt es in uns allen ein grundlegendes Bedürfnis nach Eigentum oder zumindest nach Lehenstum. Wir wollen – wir müssen – unser Reich finden, unseren Ort in einer Welt, die oft allzu verwirrend und überwältigend ist, unsere kleine geordnete Nische in einer Welt, die oft zu groß und unkontrollierbar für uns ist.
    Und so raffen und arbeiten wir, wir kämpfen und sperren ab, und dann verteidigen wir unseren Raum, aufs Äußerste entschlossen, mit Schwert oder Mistgabel.
    Unsere Hoffnung ist, dass dies das Ende des Weges sei, den zu beschreiten wir uns entschieden haben, die friedliche und sichere Belohnung für ein Leben voller Prüfungen. Und doch kommt es niemals dazu, denn Frieden ist kein Ort, sei er von Hecken umzäunt oder von hohen Mauern. Der mächtigste König mit der größten Armee in der uneinnehmbarsten Festung der Welt ist nicht unbedingt ein Mann, der im Frieden mit sich ist. Ganz im Gegenteil, denn die Ironie besteht darin, dass der Erwerb all dieses materiellen Reichtums sich gegen jede Hoffnung auf wahre Zufriedenheit richten kann. Doch jenseits jeder greifbaren Sicherheiten gibt es eine andere Form von Unruhe, eine, der weder der König noch der Bauer entkommen kann. Selbst jener große König und auch der ärmste Bettler wird zu Zeiten von jener unaussprechlichen Wut erfüllt sein, die wir alle kennen. Und damit meine ich keinen Zorn, der so groß ist, dass man ihn nicht in Worte fassen kann, sondern vielmehr eine Frustration, die so vage und zugleich tiefgreifend ist, dass man keine Worte dafür findet. Sie ist der heimliche Grund für unvernünftige Ausbrüche gegen Freunde und Familie, die Erzeugerin von Jähzorn. Wahre Freiheit von ihr kann nicht außerhalb des eigenen Geistes und der eigenen Seele gefunden werden.
    Bruenor errang sein Königreich in Mithril-Halle, und doch fand er dort nicht seinen Frieden. Er zog es vor, ins Eiswindtal zurückzukehren, zu einem Ort, den er nicht deshalb seine Heimat nannte, weil er nach Reichtum oder einem ererbten Königreich strebte, sondern weil er hier, in dem eisigen Nordland, das größte Maß an innerem Frieden für sich gefunden hatte. Dort umgab er sich mit Freunden, darunter auch ich, und obgleich er es nicht zugeben will – ich bin mir nicht einmal sicher, ob er sich dessen überhaupt bewusst ist –, entsprang seine Rückkehr ins Eiswindtal seiner Sehnsucht, wieder zu jenem gefühlsmäßigen Zustand und zu jener Zeit zurückzugelangen, als er und ich, Regis, Catti-brie und, ja, auch Wulfgar, zusammen waren.

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