Die Vergessenen Welten 12 - Schattenzeit
Rücken gedreht und mit schweren Ketten gefesselt.
»Wenn es nur du und ich wären, Zauberer, hättest du dann noch etwas übrig, um mich aufzuhalten?«, knurrte der sture Barbar. »Dann hätte ich dich bereits draußen im Gebirge getötet«, herrschte ihn der Magier an, dem es offenkundig peinlich war, dass sein Zauber versagt hatte.
Wulfgar spie dem Mann ins Gesicht. »Wie viel kannst du einstecken?«, fragte er.
Der wütende Zauberer begann mit den Fingern zu gestikulieren, doch bevor er weit damit kam, durchbrach Wulfgar den Ring der Soldaten, die ihn umgaben, und warf sich mit der Schulter so heftig gegen den Mann, dass dieser davongeschleudert wurde. Der Barbar wurde umgehend wieder unter Kontrolle gebracht, aber der verängstigte Zauberer stand schnell auf und eilte aus dem Raum. »Eine eindrucksvolle Vorstellung«, sagte Lord Feringal sarkastisch. »Soll ich dir applaudieren, bevor ich dich kastriere?«
Wulfgar setzte zu einer Erwiderung an, wurde aber von den Schlägen einer Wache zum Schweigen gebracht.
Lord Feringal blickte zu der jungen Frau, die neben ihm saß. »Ist das der Mann?«, fragte er mit giftiger Stimme.
Wulfgar starrte die Frau fest an, die Frau, die er auf der Straße vor Morik beschützt hatte, die Frau, die er unbeschadet freigelassen hatte. Er entdeckte etwas in ihren schönen grünen Augen, eine Empfindung, die er nicht genau entschlüsseln konnte. Elend vielleicht? Auf jeden Fall keine Wut. »Ich … glaube nicht«, sagte die Frau und schaute weg.
Lord Feringals Augen weiteten sich überrascht. Der alte Mann, der neben ihm stand, sog hörbar die Luft ein, ebenso wie die andere Frau.
»Schau noch einmal hin, Meralda«, befahl Feringal mit scharfer Stimme. »Ist er es?«
Keine Antwort, und Wulfgar konnte deutlich die Pein in den Augen der Frau sehen. »Antworte mir!«, verlangte der Lord von Auckney.
»Nein!«, rief die Frau und weigerte sich, irgendjemanden anzusehen.
»Holt Liam!«, brüllte Lord Feringal. Hinter Wulfgar rannte ein Soldat aus dem Saal und kehrte einen Moment später mit einem alten Gnom zurück.
»Oh, das ist er ganz gewiss«, sagte der Gnom, nachdem er nähergekommen war und Wulgar in die Augen geschaut hatte. »Glaubst du, ich würde dich nicht erkennen?«, fragte er. »Du hast mich gut erwischt, als du dich herabgeschwungen hast, während dein Freund, die kleine Ratte, mich abgelenkt hat. Ich kenne dich, du räuberischer Hund, denn ich habe dich gesehen, bevor du mich getroffen hast!« Er drehte sich zu Lord Feringal um. »Ja«, sagte er. »Er ist es.«
Feringal musterte die Frau neben sich eine lange, lange Zeit. »Du bist dir sicher?«, fragte er Liam, ohne die Augen von der Frau zu lösen.
»Ich bin nicht oft besiegt worden, mein Lord«, erwiderte Liam. »Du hast mich zum besten Kämpfer von Auckney erklärt, und das ist der Grund, warum du mir deine Verlobte anvertraut hattest. Ich habe dein Vertrauen enttäuscht, und das nehme ich nicht leicht. Er ist es, sage ich, und ich würde sonst was dafür geben, wenn du mich mit ihm unter fairen Bedingungen kämpfen ließest.«
Er drehte sich wieder um und funkelte Wulfgar düster an. Der Barbar erwiderte den Blick, und obwohl er keinen Zweifel daran hatte, dass er diesen Gnom ohne Mühe in zwei Teile zerbrechen könnte, sagte er nichts. Wulfgar konnte den Umstand nicht leugnen, dass er diesem kleinen Mann ein Unrecht angetan hatte.
»Hast du irgendetwas dazu zu sagen?«, fragte Lord Feringal den Barbaren. Bevor dieser zu einer Antwort ansetzen konnte, rannte der junge Lord zu ihm und schob Liam beiseite, um sich direkt vor Wulfgar zu stellen. »Ich habe einen Kerker für dich«, flüsterte er rau.
»Einen dunklen Ort voller Unrat und Knochen von früheren Bewohnern. Angefüllt mit Ratten und beißenden Spinnen. Ja, du Narr, wir haben einen Platz für dich, an dem du verrotten kannst, bis ich beschließe, dass es an der Zeit ist, dich auf grausame Weise zu töten.«
Wulfgar kannte die Prozedur mittlerweile gut genug und antwortete nur mit einem tiefen Seufzer. Er wurde sofort davongeschleppt.
Verwalter Temigast beobachtete aus einer Ecke des Audienzsaals aufmerksam das Geschehen und ließ dabei seinen Blick ständig zwischen Wulfgar und Meralda hin- und hergleiten. Er bemerkte, dass Priscilla, die schweigend auf ihrem Stuhl saß, ebenfalls alles auf sich wirken ließ.
Er sah den giftigen Ausdruck auf Priscillas Gesicht, wenn sie zu Meralda schaute. Die Adlige glaubte, dass die junge Frau es genossen
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