Die Vergessenen Welten 12 - Schattenzeit
hier bleiben, nicht, wenn sich eine wütende Goblinbande in der Nähe befand und Wulfgar verschwunden war. Aber wohin sollte er gehen?
Schon nach einem Augenblick des Nachdenkens war die Entscheidung für ihn offensichtlich – zurück nach Luskan. Morik hatte immer gewusst, dass er in die Straßen zurückehren würde, die er so gut kannte. Er würde den meisten Leuten gegenüber in einer neuen Identität auftreten, aber für jene, die er als Verbündete brauchte, würde er der gleiche, einschüchternde Ganove bleiben, der er immer gewesen war. Der Haken an diesem Plan war bislang Wulfgar gewesen. Morik konnte nicht mit dem riesigen Barbaren an seiner Seite in Luskan auftauchen und zugleich hoffen, dies lange geheim zu halten.
Natürlich gab es da auch noch die nicht ganz so unwichtige Sache mit den Dunkelelfen.
Aber selbst dieses Problem war nicht entscheidend, denn Morik hatte sein Möglichstes getan, um bei Wulfgar zu bleiben, genau wie man es ihm befohlen hatte. Jetzt war der Barbar fort und der Weg frei. Morik machte die ersten Schritte weg vom Grat der Welt und zurück zu dem Ort, den er so gut kannte.
Aber jetzt geschah etwas Seltsames mit den Gefühlen des Ganoven. Morik bemerkte, dass er für jeden Schritt, der ihn nach Süden führte, zwei in Richtung Westen machte. Es war kein Trick des Zauberers, sondern ein Bann, den sein eigenes Gewissen ihm auferlegte, die Macht der Erinnerung, die ihm zuflüsterte, wie Wulfgar beim Sträflingskarneval von Kapitän Deudermont gefordert hatte, dass auch Morik freigelassen wurde. Morik der Finstere verspürte zum ersten Mal in seinem erbärmlichen Leben die Bande der Freundschaft, als er die Straße entlang trottete und sich seinen Plan zurechtlegte.
Er schlug sein Lager an diesem Abend am Fuß eines Berges auf und erspähte das Kochfeuer einer Wagenburg. Er war nicht weit vom Hauptpass nach Norden entfernt. Die Wagen kamen zweifellos aus Zehn-Städte und waren auf dem Weg nach Süden, so dass sie sicher nicht in die Nähe des Fürstentums im Westen gelangen würden. Es war unwahrscheinlich, dass diese Händler von dem kleinen Land auch nur wussten.
»Sei gegrüßt!«, rief Morik später am Abend dem einzelnen Wachposten zu.
»Stehen bleiben!«, rief der Mann zurück. Hinter ihm versammelten sich die anderen.
»Ich bin kein Feind«, versicherte Morik. »Ich bin ein verirrter Abenteurer und habe meine Gruppe verloren. Ich bin leicht verwundet, aber mehr wütend als verletzt.«
Nach kurzer Diskussion, die Morik nicht belauschen konnte, verkündete eine andere Stimme, dass er näher kommen dürfe, warnte aber, das zahlreiche Pfeile auf sein Herz zielten und er klug beraten wäre, seine leeren Hände in Sicht zu behalten.
Morik, der keinen Kampf riskieren wollte, tat dies und trat durch eine Doppelreihe bewaffneter Männer in den Schein des Feuers, wo er vor zwei Händlern mittleren Alters stehen blieb, von denen der eine ein Bär von einem Mann war, während der andere schmaler, aber immer noch recht kräftig gebaut war.
»Ich bin Lord Brandeburg aus Tiefwasser«, erklärte Morik, »auf dem Weg zurück nach Zehn-Städte, zum Maer Dualdon, wo ich Knöchelkopfforellen angeln will. Zum Vergnügen natürlich.« »Du bist ziemlich weit weg von überall, Lord Brandeburg«, erwiderte der größere Händler.
»Es ist schon reichlich spät im Jahr, um zum Maer Dualdon zu reisen«, sagte der andere Mann misstrauisch.
»Aber genau dort will ich hin, wenn ich meine Reisegefährten wiederfinde«, erwiderte Morik lachend. »Vielleicht habt ihr sie gesehen? Ein Zwerg namens Bruenor Heldenhammer, seine menschliche Tochter Catti-brie – oh, vor ihrer Schönheit verblasst sogar die Sonne! –, ein ziemlich dicker Halbling und …« Morik zögerte und wirkte plötzlich ein wenig nervös, obwohl das Lächeln auf den Gesichtern der Händler genau das war, worauf er gehofft hatte.
»Und ein Dunkelelf«, ergänzte der untersetztere Mann für ihn. »Du kannst ruhig offen über Drizzt Do'Urden sprechen, Lord Brandeburg. Er ist uns wohl bekannt und kein Feind der Händler, die das Tal bereisen.«
Morik täuschte einen erleichterten Seufzer vor und dankte Wulfgar im Stillen dafür, ihm während ihrer Zechgelage in den letzten Tagen so viel über seine früheren Freunde erzählt zu haben.
»Sei willkommen, sage ich«, fuhr der große Mann fort. »Ich bin Petters und mein Begleiter ist Gutmann Dawinkle.« Auf eine Geste von Petters hin entspannten sich die Wachen hinter Morik, und die
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