Die Vergessenen Welten 12 - Schattenzeit
dem selbstgefälligen Lächeln eines Mannes, der entschlossen ist, seine Rache zu bekommen.
Meralda musste sich heftig bemühen, ihre Bestürzung nicht zu zeigen.
Die Geißel jeden Diebes
Die kleine Kreatur huschte über die Felsen und eilte den steilen Abhang hinab, als wäre der Tod selbst hinter ihr her. Mit einem wütenden Wulfgar auf den Fersen, der vor Schmerz brüllte, weil seine Schulterwunde wieder aufgebrochen war, hätte der Goblin beim Tod bessere Chancen gehabt.
Der Pfad endete an einem fünfzehn Fuß tiefen Abgrund, aber der Goblin blieb nicht stehen. Fast ohne nachzudenken sprang er hinab, landete geräuschvoll und mit einem eher jämmerlichen Versuch, sich abzurollen, und kam blutend wieder auf die Füße.
Wulfgar folgte ihm nicht; er konnte es sich nicht erlauben, sich so weit von dem Höhleneingang zu entfernen, wo Morik noch immer kämpfte. Der Barbar kam schlitternd zum Halten und suchte nach einem Felsbrocken. Er ergriff einen großen Stein und schleuderte ihn hinter dem fliehenden Goblin her. Er verfehlte die schon zu weit entfernte Kreatur, war aber zufrieden in der Gewissheit, dass der Goblin nicht wiederkommen würde, und rannte zur Höhle zurück. Doch schon lange bevor er dort ankam, sah er, dass der Kampf vorbei war. Morik hockte keuchend auf einem Stein unter einem zerklüfteten Felsvorsprung. »Die kleinen Ratten rennen schnell«, sagte der Ganove.
Wulfgar nickte und setzte sich auf den Boden. Sie waren heute unterwegs gewesen, um den Pass auszukundschaften. Bei ihrer Rückkehr hatten sie ein Dutzend Goblins vorgefunden, die entschlossen waren, die Höhle zu ihrem Heim zu machen. Zwölf gegen zwei – die Goblins hatten keine Chance gehabt.
Nur eine der kleinen Kreaturen war tot – Wulfgar hatte sie an der Kehle gepackt und zugedrückt. Die anderen hatten sich eilig in alle vier Winde zerstreut, und die beiden Männer wussten, dass die feigen Wesen sich für lange Zeit nicht mehr hierher trauen würden. »Ich habe seine Börse erwischt, wenn schon nicht sein Herz«, verkündete Morik und hielt einen kleinen Lederbeutel hoch. Er blies in seine leere Hand, was ihm Glück bringen sollte (außerdem pfiff der Wind heute kalt durch die Berge), und leerte mit erwartungsvoll geweiteten Augen das Säckchen. Auch Wulfgar beugte sich neugierig vor. Heraus fielen zwei Silberstücke, ein paar Kupfermünzen und drei glänzende Steine – keine Juwelen, sondern einfach Kiesel.
»Da haben wir ja Glück, dass wir auf der Straße keinem Händler begegnet sind«, murmelte Wulfgar sarkastisch, »denn dieser Schatz ist bei weitem wertvoller.«
Morik schleuderte die magere Beute zu Boden. »Wir haben noch immer eine ganze Menge von dem Gold übrig, das wir bei dem Überfall im Westen erbeutet haben«, erklärte er.
»Wie schön, dass ihr es zugebt«, erklang eine unerwartete Stimme über ihnen. Die beiden schauten zu dem Felsvorsprung hoch und erblickten einen Mann in wallender blauer Robe, der einen großen Eichenstock in der Hand hielt. »Ich würde den Gedanken hassen, die falschen Räuber gefunden zu haben.«
»Ein Zauberer«, murmelte Morik angewidert und spannte sich an. »Ich hasse Zauberer.«
Der Mann in dem fließenden Gewand hob seinen Stab und begann einen Zauberspruch zu rezitieren. Wulfgar beugte sich vor, um einen Stein zu packen, und schleuderte ihn. Er hatte perfekt gezielt. Der Felsbrocken schlug gegen die Brust des Zauberers, wo er jedoch harmlos abprallte. Wenn der Mann es überhaupt bemerkt hatte, so zeigte er es jedenfalls nicht.
»Ich hasse Zauberer!«, brüllte Morik noch einmal und hechtete zur Seite. Wulfgar wollte sich ebenfalls in Bewegung setzen, aber es war bereits zu spät, denn der Blitzschlag, der aus dem Stab zuckte, streifte den Barbaren und schleuderte ihn durch die Luft.
Wulfgar kam fluchend und mit einem Stein in jeder Hand wieder hoch. »Wie viele Treffer kannst du einstecken?«, schrie er dem Zauberer zu und ließ eines seiner Geschosse fliegen, das sein Ziel knapp verfehlte. Das Zweite prallte gegen den abwehrend erhobenen Arm des Zauberers, der sich sichtlich darüber amüsierte, und flog davon, als wäre es auf Stein geprallt.
»Hat denn jeder in Faerün einen Zauberer in Diensten?«, schrie Morik und sprang von Deckung zu Deckung, während er zu dem Vorsprung hinaufkletterte. Morik war sich sicher, dass er jeden Kopfgeldjäger oder Krieger der Gegend austricksen oder (vor allem mit Wulfgar an seiner Seite) besiegen konnte. Zauberer waren jedoch eine
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