Die vergessenen Welten 13 - Der schwarze Zauber
direkt in die Augen sah.
»Wir werden das hier zu unserer Zufriedenheit vollenden«, sagte sie und küsste ihn zärtlich auf die Lippen. »Wir haben schon Schlimmeres überstanden, Geliebter.«
Cadderly machte keine Anstalten, ihre Worte anzuzweifeln oder ihre Entschlossenheit, ihn auf seiner wichtigen und gefährlichen Reise zu begleiten. Er zog sie an sich und küsste sie wieder und wieder.
»Wir sind zu sehr mit etwas anderem beschäftigt«, versuchte Sharlotta Vespers Kimmuriel und Rai-guy zu erklären. Die beiden Drow waren alles andere als erfreut zu erfahren, dass Dallabad von Spionen der großen Kriegsherren Memnons unterwandert worden war.
Die Dunkelelfen wechselten einen besorgten Blick. Sharlotta hatte immer wieder beteuert, dass jeder einzelne Spion gefangen und hingerichtet worden war, aber was war, wenn sie sich täuschte? Was wäre, wenn auch nur ein Spitzel entkommen war, um den Kriegsherren die Wahrheit über die Veränderungen in der Oase zu berichten? Oder wenn andere Spione herausfanden, wer wirklich hinter der Machtübernahme im Hause Basadoni steckte?
»Jede Bedrohung, die Jarlaxle gesät hatte, scheinen wir schon bald ernten zu müssen«, sagte Kimmuriel in der Drowsprache zu seinem Gefährten.
Sharlotta verstand den Satz zwar, konnte aber nicht wissen, dass er auf ein Sprichwort der Dunkelelfen anspielte, in dem es um die Rache an einem Drowhaus ging, welches Verbrechen gegen ein anderes begangen hatte. Kimmuriels Worte bedeuteten eine ernsthafte Warnung und sollten daran erinnern, dass Jarlaxles Beziehung zu Crenshinibon sie alle verwundbar gemacht haben könnte, welche Korrekturen auch immer sie jetzt auch vornahmen.
Rai-guy nickte und strich sich übers Kinn, während er etwas vor sich hin flüsterte, das die anderen nicht verstehen konnten. Plötzlich trat er direkt vor Sharlotta und hob die aneinander gelegten Hände. Er stieß ein weiteres Wort aus, und ein Flammenball schoss hervor, der den Kopf der überraschten Frau einhüllte. Sie schlug nach dem Feuer, schrie auf, rannte durch den Raum und warf sich auf den Boden, wo sie hin und her rollte.
»Stellt sicher, dass alle anderen, die zu viel wissen, auf die gleiche Weise unschädlich gemacht werden«, sagte Rai-guy kalt, als Sharlotta zu seinen Füßen starb.
Kimmuriel nickte mit grimmiger Miene, aber die Andeutung eines eifrigen Lächelns spielte um seine Mundwinkel. »Ich werde das Portal zurück nach Menzoberranzan öffnen«, erklärte der Zauberer. »Ich mag diesen Ort hier nicht, und jetzt weiß ich ebenso wie ihr, dass unser möglicher Gewinn nicht die Risiken für Bregan D'aerthe aufwiegt. Ich finde es nicht einmal bedauerlich, dass Jarlaxle törichterweise die Grenzen vernünftiger Vorsicht überschritten hat.«
»Es ist sogar besser, dass er dies getan hat«, stimmte Kimmuriel ihm zu. »So können wir uns wieder auf den Weg in die Höhlen machen, wo wir wirklich hingehören.« Er warf einen Blick auf Sharlottas verkohlten, rauchenden Kopf und lächelte erneut. Er verbeugte sich vor seinem Gefährten, seinem gleichgesinnten Freund, und verließ den Raum voller Eifer, sich anderer Mitwisser zu entledigen.
Auch Rai-guy verließ das Zimmer, jedoch durch eine andere Tür, die zu der Treppe in den Keller von Haus Basadoni führte, wo er sich in sicheren Gemächern entspannen konnte. Seine Worte über den Rückzug klangen ihm bei jedem Schritt in den Ohren.
Logische Worte. Worte des Überlebens an einem Ort, der zu gefährlich geworden war.
Dennoch … da war noch immer ein Ruf in seinem Kopf, ein beharrliches Eindringen, eine Bitte um Hilfe.
Ein Versprechen von Größe und Macht jenseits jeden Vorstellungsvermögens.
Rai-guy ließ sich in seinem Privatgemach in einem bequemen Sessel nieder. Er ermahnte sich immer wieder selbst, dass die Rückkehr nach Menzoberranzan das richtige Vorgehen für Bregan D'aerthe war und dass das Risiko eines Verbleibens an der Oberfläche in keinem Verhältnis zu dem Nutzen stand, den die Jagd nach dem mächtigen Artefakt einbringen mochte.
Kurz darauf glitt der erschöpfte Drow in eine Art Tagtraum, einen Zustand, der für einen Dunkelelfen das Schlafähnlichste war, das er erreichen konnte.
Und in diesem »Schlaf« drang Crenshinibons Ruf erneut zu Rai-guy. Es war eine Bitte um Hilfe, um Rettung, und gleichzeitig ein Versprechen großen Gewinns als Gegenleistung.
Dieser vorhersehbare Ruf verstärkte sich schon bald um das Hundertfache und versprach noch mehr Ruhm und Macht. Er
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