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Die Vergessenen Welten 14 - Die Rueckkehr Der Hoffnung

Die Vergessenen Welten 14 - Die Rueckkehr Der Hoffnung

Titel: Die Vergessenen Welten 14 - Die Rueckkehr Der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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etwas viel Wichtigerem geworden als eine bloße Reisegefährtin. In den Monaten seit ihrer Abreise aus Luskan hatte Wulfgar begonnen, Delly Curtie in einem völlig anderen Licht zu sehen. Er hatte die Tiefe ihres Geistes und die Weisheit entdeckt, die sich unter der sarkastischen und rauen Schale verbargen, die sie sich hatte aneignen müssen, um bei all der Jämmerlichkeit ihrer Existenz am Leben zu bleiben.
    Delly hatte ihm von den wenigen schönen Momenten ihres Lebens erzählt – und keiner davon hatte in den Armen ihrer vielen Liebhaber stattgefunden. Sie erzählte ihm von den vielen Stunden, die sie an den ruhigen Kais von Luskan verbracht hatte, bevor sie sich dazu hatte zwingen müssen, ihre nächtliche Arbeit im »Entermesser« anzutreten. Dort saß sie und sah zu, wie die Sonne weit entfernt im Ozean versank und dabei anscheinend das ganze Wasser aufflammen ließ. Delly liebte die Abenddämmerung – die stille Stunde, wie sie sie nannte – wenn das Tagvolk von Luskan zu seinen Familien heimkehrte und die Nachteulen noch nicht zu dem Trubel ihrer abenteuerlichen, aber in Wirklichkeit leeren Nächte erwacht waren. In den Monaten, die er Delly im »Entermesser« gekannt hatte, in den Nächten, die sie miteinander verbracht hatten, war es Wulfgar niemals in den Sinn gekommen, dass sie so vielschichtig war, dass sie so viele Hoffnungen und Träume besaß und wie gut sie die Leute um sich herum verstand. Wenn Männer mit ihr geschlafen hatten, hielten sie sie oft für ein leichtes Opfer, dem man nur ein paar Komplimente machen musste, um ans Ziel zu kommen. Was Wulfgar nun über Delly begriffen hatte, war, dass keines dieser Worte und Spielchen ihr wirklich etwas bedeutet hatten. Ihr einziges Machtmittel auf den Straßen war ihr Körper gewesen, und so hatte sie ihn benutzt, um sich Vorteile zu verschaffen, Wissen zu erlangen und Schutz zu erhalten, und dies an einem Ort, wo es an all diesen Dingen mangelte. Es erschien Wulfgar seltsam zu erkennen, dass all diese Männer geglaubt hatten, sie würden Dellys Unwissenheit ausnutzen, während in Wahrheit sie sich ihrer Schwäche, ihrer Lust zu ihrem eigenen Vorteil bedient hatte.
    Ja, Delly Curtie konnte das »Ausnutzen«-Spiel ebenso gut spielen wie jeder andere, und das machte die Beziehung, die sich zwischen ihnen beiden entwickelt hatte, um so erstaunlicher. Denn Delly benutzte ihn nicht im Mindesten, das wusste er, und er benutzte sie ebenso wenig. Zum ersten Mal in ihrer gemeinsamen Zeit hatten beide einfach nur die Gesellschaft des anderen geteilt, ohne Verstellung, ohne Hintergedanken.
    Und Wulfgar wäre ein Lügner, wenn er behauptet hätte, er würde es nicht genießen.
    Er wäre in der Tat ein Lügner und zudem ein Feigling gewesen, wenn er es sich nicht hätte eingestehen können, dass er sich in Delly Curtie verliebt hatte. Und so hatte das Paar geheiratet. Nicht in aller Form, aber in ihren Herzen und in ihren Seelen, und Wulfgar wusste, dass diese Frau, diese so unerwartete Gefährtin, ihn auf eine Weise ergänzte und vervollständigte, wie er es nie für möglich gehalten hätte. »Mörderflagge voraus!«, erklang ein Ruf aus dem Krähennest, der bedeutete, dass es wirklich ein Seeräuber war, der vor der Seekobold segelte, denn in seiner Arroganz hatte er ein allseits bekanntes Piratensymbol gehisst.
    Mit nichts als dem offenen Meer vor sich, hatte das Schiff keine Chance zu entkommen. Kein Fahrzeug der Schwertküste war schneller als die Seekobold, insbesondere mit dem mächtigen Zauberer Robillard an Bord, der auf der Brücke saß und immer neue Windböen beschwor, die die Segel des Schoners füllten.
    Wulfgar holte tief Luft und sog sie dann ein weiteres Mal tief in die Lungen, doch nichts half, um seine Nerven zu beruhigen.
    Ich bin ein Krieger! ermahnte er sich, aber die andere Tatsache – dass er ein Ehemann und Vater war – konnte er nicht so einfach aus seinen Gedanken verbannen.
    Wie seltsam war diese neue Erkenntnis doch für ihn. Noch vor wenigen Monaten war er der Schrecken von Luskan gewesen und hatte sich ohne jede Hemmung und zudem mit einer Tollkühnheit in jeden Kampf gestürzt, die schon selbstzerstörerisch war. Doch damals hatte er nichts zu verlieren gehabt und geglaubt, der Tod würde ihn von seiner Pein erlösen. Jetzt war es etwas viel Größeres, als jeder bislang vorstellbare Verlust, es war die Erkenntnis, dass Delly und Colson leiden würden, wenn er hier draußen starb. Und für was? Musste der Barbar sich fragen.

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