Die Vergessenen Welten 14 - Die Rueckkehr Der Hoffnung
Hinweise auf sonderlich exotische oder außergewöhnliche Güter enthielt.
»Geringwertige Fracht«, erwiderte Robillard. »Sie mussten so viel davon mitnehmen, damit das ganze Kämpfen und Plündern sich überhaupt gelohnt hat. Wenn sie ihre Frachträume voll gepfropft haben, sind sie jetzt sicher auf dem Weg zur Küste.« Er machte eine Pause, um einen befeuchteten Finger in die Luft zu strecken. »Und sie haben einen günstigen Wind dafür.«
»Nicht günstiger als der unsere«, erwiderte der Kapitän grimmig. Er rief einen seiner Offiziere herbei, der in der Nähe stand, und gab ihm knappe Anweisungen. Das Schiff wurde noch ein letztes Mal nach Überlebenden abgesucht, und dann kehrten alle Mann eilig auf die Seekobold zurück. Die Jagd hatte begonnen.
Wulfgar hatte nicht weit von Kapitän Deudermont und Robillard gestanden und jedes ihrer Worte gehört. Er stimmte der Einschätzung zu, dass die Gräueltat nur wenige Stunden alt sein konnte. Bei dem steifen Wind würde die schnittige Seekobold, deren Frachträume leer waren, den schwer beladenen Piraten schnell einholen, selbst wenn dieser alle Segel gehisst hatte, um möglichst rasch einen sicheren Hafen zu erreichen.
Der Barbar schloss die Augen und dachte über die bevorstehende Schlacht nach, den ersten Kampf, seit die Seekobold Tiefwasser wieder verlassen hatte. Dies würde ein Moment der Wahrheit für Wulfgar werden, falls seine Entschlossenheit und Willensstärke sein schwindendes Selbstbewusstsein überflügeln sollten. Er ließ den Blick über die ermordeten Seeleute schweifen, Männer, die von blutdürstigen Piraten abgeschlachtet worden waren. Diese Mörder verdienten das harte Los, einen kalten und einsamen Tod in den Tiefen des Meeres zu finden oder gefangen und nach Tiefwasser oder sogar Luskan gebracht zu werden, um dort abgeurteilt und hingerichtet zu werden.
Wulfgar sagte sich, dass es seine Pflicht sei, diese unschuldigen Seeleute zu rächen, dass es in seiner Verantwortung lag, mit den ihm von den Göttern verliehenen Fähigkeiten als Krieger dabei mitzuhelfen, Gerechtigkeit in eine wilde Welt zu tragen, Unschuldige und Hilflose zu beschützen.
Während er dort auf dem Deck des geschundenen Kauffahrtschiffs stand, versuchte Wulfgar ganz bewusst, jeden edlen Charakterzug, jedes seiner Ideale heraufzubeschwören. Dort auf jenem Schlachtfeld rief sich Wulfgar seine Instinkte für Pflicht und Verantwortung vor Augen, er erinnerte sich an die Selbstlosigkeit seiner früheren Freunde – an Drizzt, der niemals zögern würde, sich in Gefahr zu begeben, um einen anderen zu retten.
Doch ständig hatte er Delly und Colson vor Augen, wie sie, trauernd und mittellos, allein der unbarmherzigen Welt ausgeliefert waren.
Ein Knuff in die Seite erinnerte den Barbaren an seine Umgebung und daran, dass er und der Offizier, der ihn angestoßen hatte, die letzten Besatzungsmitglieder waren, die sich noch auf dem lecken Schiff befanden. Er folgte dem Offizier zu der Enterplanke und bemerkte, dass Robillard jeden seiner Schritte beobachtete.
Als Wulfgar die Seekobold erreichte, drehte er sich noch einmal zu der grausigen Szene auf dem Kauffahrtschiff um und brannte sich den Anblick der toten Seeleute tief in sein Bewusstsein ein, um ihn sich vor Augen halten zu können, wenn die Zeit zum Kampf gekommen war.
Er versuchte währenddessen mit aller Macht, die Bilder von Delly und Colson zu unterdrücken, und sich daran zu erinnern, wer er war und wer er sein musste.
Mit der Hilfe von gesundem Menschenverstand und ein wenig von Robillards Magie war die Seekobold kurz nach der nächsten Morgendämmerung in Sichtweite des Piraten. Es schien sich dabei um ein eindrucksvolles Schiff zu handeln, einen Dreimaster mit einem großen zweiten Deck und einem Katapult. Selbst aus der Entfernung konnte Deudermont viele Besatzungsmitglieder mit Bögen in den Händen über das feindliche Deck eilen sehen.
»Carling Badeen?«, fragte Robillard den Kapitän, als er neben ihn an den Bug des schnell dahingleitenden Schoners trat.
»Könnte sein«, erwiderte Deudermont und drehte sich zu seinem hageren Freund um.
Die Seekobold hatte Carling Badeen, einen der berüchtigteren Piraten der Schwertküste, über die Jahre immer wieder einmal gejagt. Es schien, dass sie den flinken Halsabschneider nun endlich gestellt hatten. Badeens Schiff hatte den Ruf, groß, aber langsam, sehr stark gepanzert und mit einer Truppe erstklassiger Bogenschützen und zwei berüchtigten Zauberern
Weitere Kostenlose Bücher