Die Vergessenen Welten 14 - Die Rueckkehr Der Hoffnung
versetzen, änderte dann aber seine Richtung und verharrte abrupt, während er mit eisigem Blick die Frau anstarrte, die an die Wand neben der zersplitterten Tür zurückgewichen war. In den Armen hielt sie das Kind, an dessen Hals sie einen schmalen, tödlichen Dolch presste.
»Was für Geschäfte hat ein Dunkelelf in Tiefwasser?«, fragte die Frau und bemühte sich, trotz ihrer offenkundigen Bestürzung ruhig und selbstbewusst zu klingen. »Wenn du das Haus selbst als Ziel ausgewählt hast, werde ich es dir überlassen. Ich versichere dir, dass ich kein Interesse daran habe, mit den Behörden zu reden.« Die Frau hielt inne und musterte Drizzt, während allmählich ein Lächeln des Erkennens auf ihre Züge trat.
»Du bist kein Dunkelelf, der wegen eines Raubzuges aus den lichtlosen Tiefen heraufgestiegen ist«, meinte die Frau. »Du bist früher mit Deudermont gesegelt.«
Drizzt verbeugte sich vor ihr und machte keinerlei Anstalten, den letzten Halboger, den er schwer verletzt hatte, daran zu hindern, zu der Frau zu kriechen. Auf der anderen Seite des Raumes hatte Guenhwyvar den anderen Halboger zerfetzt und tot in einer Lache seines eigenen Blutes zurückgelassen und strich nun an der Wand entlang.
»Und wer bist du, die ungebeten zu Deudermonts Haus gekommen ist?«, fragte Drizzt. »Und auch noch in völlig unakzeptabler Begleitung?«
»Gib mir Colson!«, bettelte die zweite Frau – bei der es sich um Delly Curtie handeln musste. Sie lag noch immer auf dem Boden und stütze sich auf die Ellbogen. »Oh, bitte. Sie hat doch nichts getan.«
»Schweig!«, schrie die Piratin sie an. Sie schaute wieder Drizzt an und fuhr betont langsam mit dem Dolch an der Kehle des Kindes entlang. »Sie wird ihr Kind zurückbekommen, und sogar lebend«, erklärte die Frau. »Sobald ich hier heraus und in Freiheit bin.«
»Du feilscht mit etwas, von dem du nur glaubst, du besäßest es«, meinte Drizzt und trat einen Schritt näher auf sie zu. Mittlerweile hatte der Halboger seine Anführerin erreicht. Unter großen Mühen kämpfte er sich vor ihr auf die Knie hoch, wobei er sich mit den Händen gegen die Wand stützte. Gayselle warf ihm einen einzigen Blick zu, dann zuckte ihre Hand nieder und trieb ihren Dolch tief in die Kehle des Unholds. Er keuchte noch einmal auf, während er umfiel, dann starb er.
Die Frau war offensichtlich keine Anfängerin, was Kämpfe anbetraf. Mit einer blitzschnellen Bewegung, die Delly aufschreien ließ, brachte sie den Dolch wieder an die Kehle des Kindes. Drizzt und Guenhwyvar waren sofort in ihre Richtung gestartet, blieben jetzt aber abrupt stehen, denn die Waffe war zu schnell wieder an ihrem Ort, es konnte kein Zweifel daran bestehen, dass die Frau sie auch benutzen würde.
»Ich konnte ihn nicht mitnehmen, durfte ihn mit seinem geschwätzigen Maul aber auch nicht zurücklassen«, erklärte die Frau, als der Drow ihren toten Begleiter musterte. »Ebenso wenig, wie ich dich mit dem Kind gehen lassen kann«, erwiderte der Dunkelelf.
»Das kannst du sehr wohl, denn du hast keine andere Wahl«, verkündete sie. »Ich werde von hier verschwinden und dich dann wissen lassen, wo du das unverletzte Kind abholen kannst.«
»Nein«, korrigierte Drizzt. »Du wirst das Kind seiner Mutter übergeben und diesen Ort dann für immer verlassen.« Darüber musste die Frau lachen. »Dein Pantherfreund würde mich einholen, bevor ich noch die Straße erreicht hätte«, sagte sie. »Ich gebe dir mein Wort«, bot Drizzt an.
Die Frau lachte erneut. »Ich soll auf das Wort eines Drowelfen vertrauen?«
»Und ich auf das einer Diebin und Mörderin?«, entgegnete Drizzt sofort.
»Aber du hast keine Wahl, Drow«, erklärte die Frau und hob das Kind dichter vor ihr Gesicht, um es mit einem seltsamen, kalten Blick zu mustern, während sie den Dolch über Colsons Kehle gleiten ließ.
Delly Curtie wimmerte und vergrub das Gesicht in den Händen.
»Wie willst du mich denn aufhalten, Drow?«, spottete die Frau.
Noch während sie sprach, schoss ein blitzartiger, blauer Schemen über Delly Curties liegenden Körper hinweg durch den Raum. Er zuckte knapp an Colsons weicher Haut vorbei, schlug genau zwischen den Augen der Frau ein und schleuderte sie gegen die Wand, wo er sie festnagelte. Ihre Arme flogen krampfhaft auseinander, und das Kind fiel ihr aus den Händen.
Doch nicht auf den Boden, denn sobald Drizzt die vertraute Bogensehne gehört hatte, war er losgehechtet und kam direkt vor der von dem Pfeil
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