Die Vergessenen Welten 16 - Die Drachen der Blutsteinlande
antwortete Tazmikella. »Ich habe mir in den südlichen Wüsten Feinde gemacht, denen ich nicht wieder begegnen möchte. Aber wir werden sehen, wie weit der Wind uns trägt.«
»Und was ist mit dir?«, fragte Ilnezhara Jarlaxle.
»Und mit mir?«, fragte Athrogate hoffnungsvoll.
Jarlaxle und der Drache sahen den Zwerg an.
»Nun, ihr bringt mich weg von dem Ort, der viele Jahre mein Zuhause war«, erklärte Athrogate empört. »Ihr könnt ja wohl kaum erwarten, dass ich nach Cormyr schwimme, oder?«
»Wir drei werden zusammenbleiben«, antwortete Jarlaxle sowohl dem Drachen als auch dem Zwerg. »Ich wäre dankbar, wenn Ihr mich hinter Eurer Schwester und Artemis her fliegen würdet.«
Falls er gehofft hatte, bei Entreri eine Reaktion auf diese überraschenden Worte hervorzurufen, wurde der Drow gewaltig enttäuscht, denn der Meuchelmörder, dem es einfach egal war, wohin die beiden anderen sich begaben, hatte sich bereits abgewendet und ging davon.
Ilnezhara nahm Jarlaxle bei der Hand und zog ihn mit sich. »Komm und zeig mir deine Dankbarkeit«, forderte sie ihn auf.
Jarlaxle folgte ihr ohne sich zu beschweren, aber er drehte sich noch mehrmals nach Entreri um, der mit dem Rücken an einen Felsen gelehnt dasaß und über das dunkle, leere Wasser nach Westen schaute.
»Es überrascht mich immer noch, dass du solche Informationen weitergibst«, sagte Ilnezhara gegen Mittag des nächsten Tages zu Jarlaxle, als sie neben ihm aufwachte. »Warum solltest du mir solche Dinge anvertrauen, nachdem ich mich mit König Gareth gegen dich zusammengetan habe? Oder möchtest du, dass diesem Kimmuriel und deinen ehemaligen Gefährten etwas zustößt?«
»Ihr werdet weder Kimmuriel noch einen anderen meiner Brüder aus dem Unterreich sehen«, erwiderte Jarlaxle verschlafen. Er gähnte, streckte sich und sah sich um. Wellen schlugen rhythmisch an den felsigen Strand der kleinen Insel, aber das Geräusch wurde weitgehend von Athrogates Schnarchen übertönt. »Sie werden im Schatten arbeiten.«
»Warum sagst du es mir dann?«
»Sie stellen keine Gefahr für König Gareth dar«, erwiderte Jarlaxle. »Und nun weiß ich immerhin, wem Eure Loyalität gilt. Tatsächlich wird Kimmuriel Knellict zwingen, sich zu benehmen, also betrachtet die Anstrengungen von Bregan D’aerthe als einen willkommenen Zügel für die Zitadelle der Meuchelmörder. Und als eine Gelegenheit für Euch und Eure Schwester. Viele Gegenstände, die wir in Menzoberranzan für alltäglich und billig halten, werden Euch zweifellos sehr für Eure Sammlungen interessieren, und sie werden an der Oberfläche einen guten Preis bringen. Im Gegenzug könnt Ihr Dinge anbieten, die hier oben wenig wert sind, aber die roten Augen jeder Oberinmutter in der Stadt der Drow zum Glühen bringen würden.«
»Dann ist Bregan D’aerthe ein Handelsunternehmen?«
»In erster Linie ja, und immer, wenn wir eine Wahl haben.«
Ilnezhara nickte langsam, wenn ihre Miene auch zweifelnd blieb. »Wir werden sie gut im Auge behalten.«
»Ihr werdet sie nicht zu sehen bekommen«, sagte Jarlaxle, stand auf und begann seine Kleidung einzusammeln. »Kimmuriel kennt sich mit der Gesellschaft auf der Oberfläche nicht gut aus. Das war immer meine Rolle, und Euer geliebter König Gareth ist leider ein zu kleiner Mann, um den Wert meiner Anwesenheit zu schätzen. Wenn Ihr mich nun entschuldigen würdet, werte Lady ... es wird spät, und ich muss mit meinem Begleiter sprechen.« Er schloss seine kleine Ansprache mit einer Verbeugung und zog sein Hemd an.
»Er hat dich mit seiner Bitte überrascht«, sagte Ilnezhara, als Jarlaxle sich schon umgedreht hatte. Der Drow hielt inne und blickte zurück.
»Oder bist du einfach nicht daran gewöhnt, dass er die Führung übernimmt?«
Jarlaxle grinste, zuckte die Achseln und ging davon. Er entdeckte Entreri, der dösend an dem gleichen Felsen lehnte wie am Vorabend, wo die höher aufsteigende Sonne ihn nicht erreichen und er aufs Meer hinausschauen konnte.
Der Drow sah sich um, dann schluckte er rasch den Inhalt einer der Phiolen, die Kimmuriel ihm gegeben hatte. Er wartete einen Augenblick, bis die Magie zu wirken begann, dann konzentrierte er sich auf Entreri und überlegte, welche Fragen er stellen sollte, um die Gedanken seines Freundes voranzutreiben.
Er blinzelte überrascht, denn schon begannen Entreris Gedanken sich in seinem eigenen Geist deutlich abzuzeichnen. Die Tinkturen erleichterten das Gedankenlesen, und als Bilder eines großen
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