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Die Vergessenen Welten 16 - Die Drachen der Blutsteinlande

Titel: Die Vergessenen Welten 16 - Die Drachen der Blutsteinlande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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näher zu rücken. Der Gestank nach Kot drang ihm in die Nase und trieb ihn zurück. Er schob die Tür ruckartiger auf als bei seinem Eintreten und taumelte auf die Straße hinaus.
    Er atmete schwer. Er sah sich um, der Panik so nahe, wie er in seinem erwachsenen Leben selten gekommen war. Er sah die Gesichter, die ihn anstarrten, ihn hassten, und spürte in diesem Augenblick der Unsicherheit, dass selbst der Gebrechlichste von ihnen ihn jetzt angreifen und töten könnte.
    Er versuchte sich aufzurichten, musste aber unwillkürlich über die Schulter zurück zu der Hütte schauen. Erinnerungen an seine Kindheit überfluteten seine Gedanken, an kalte Nächte, in denen er zusammengekauert auf diesem Boden da drinnen gelegen und versucht hatte, die beißenden Insekten fernzuhalten. Er dachte an seine Mutter und ihre beinahe ununterbrochenen Schmerzen, an seinen mürrischen Vater und daran, wie oft er ihm wehgetan hatte. Er erinnerte sich auf eine Weise an diese Jahre, wie er es seit Jahrzehnten nicht mehr getan hatte, und dachte sogar an die paar Freunde, mit denen er sich auf den Straßen herumgetrieben hatte.
    Es lag wohl ein gewisses Maß an Freiheit in der Armut, dachte er, und fand ein wenig Fassung in dieser lächerlichen Ironie.
    Er drehte sich wieder um und versuchte zu überlegen, was er nun tun, wie er von hier wegkommen sollte.
    Und fand sich dem faltigen Gesicht einer alten Frau gegenüber.
    »Was für ein hübscher Junge du doch bist, mit deinen schimmernden Schwertern und schönen Stiefeln«, gackerte sie.
    Entreri starrte das gebeugte kleine Geschöpf an, ihr ledriges Gesicht und die matten Augen – ein Gesicht, das er schon eine Million Mal und noch nie zuvor gesehen hatte.
    »Wirklich ein großer Herr!«, schimpfte sie. »Wir können also einfach hierherkommen und tun, was wir wollen, wie?«
    Entreri schaute an ihr vorbei zu den vielen Augen, die sich ihm zugewandt hatten, und verstand, dass sie für sie alle sprach. Selbst hier gab es so etwas wie kollektiven Stolz.
    »Aber du solltest vielleicht besser aufpassen, wo du hingehst«, sagte die Frau nun selbstsicherer und wurde bei jedem Wort mutiger. Sie streckte die Hand aus, um Entreri gegen die Brust zu stoßen.
    Das konnte er nicht gestatten, denn er hatte schon erlebt, dass schlaue Zauberer sich auf eine solche Weise verkleideten, damit es ihnen gelang, einen Feind zu berühren und dabei einen vorbereiteten Zauber freizusetzen, der ihren Gegner sofort aus den Stiefeln riss. Mit erstaunlichen Reflexen und großer Präzision benutzte er die Schwerthand und den Handschuh, den Jarlaxle wiederhergestellt hatte, um den Stoß abzufangen, bevor die Frau ihm zu nahe kam, und schob ihre Hand unsanft weg.
    »Du weißt nichts über mich«, sagte er leise. »Und nichts über den Grund, wieso ich hier bin. Es geht dich nichts an, also misch dich nicht noch einmal ein.« Bei diesen Worten schaute er an ihr vorbei zu den vielen anderen, die sich nun in den Schatten erhoben, alle unsicher, aber empört.
    »Wenn dir dein Leben lieb ist«, wandte er sich wieder an die Alte, ließ sie los, schob sie beiseite und ging an ihr vorbei. Der Erste, der ihm folgte, würde blutig enden. Wenn sie ihn dann immer noch angriffen, beschloss er, würde er den Zweiten verkrüppeln und ihn wenn nötig benutzen, um durch den Dolch wieder Kraft zu gewinnen. Zwei Schritte entfernt von der Frau wurde ihm allerdings klar, dass diese Pläne nicht notwendig waren, denn niemand würde sich gegen ihn wenden.
    Die störrische Alte wollte ihn allerdings immer noch nicht in Ruhe lassen. »Ah, du hältst dich also für gefährlich!«, rief sie. »Wir werden ja sehen, ob du dich immer noch so aufplusterst, wenn Belrigger erfährt, dass du in seinem Haus warst.«
    Bei diesen Worten wäre Entreri beinahe umgefallen, und seine Knie fingen an zu zittern.
    Er kämpfte gegen den Drang an, sich zu der Frau umzudrehen und mehr Informationen zu verlangen. Dies hier war nicht der richtige Zeitpunkt, nicht mit so vielen Zuschauern, die bereits wütend auf ihn waren. Er betrachtete die Leute sorgfältiger, als er wieder zum Platz zurückkehrte, im Licht des Wissens, dass zumindest einer von der alten Gruppe, Belrigger, immer noch am Leben und in der Nähe war. Tatsächlich begann er, nun mehr Einzelheiten zu bemerken – eine Art, den Kopf zu neigen, einen Blick, die Art, wie eine Frau auf ihrem Stuhl saß ... Ein Gefühl von Vertrautheit drang aus vielen Ecken auf ihn ein. Viele von denen da waren die

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