Die Vergessenen Welten 16 - Die Drachen der Blutsteinlande
Belrigger lachend. »Ich bin nicht dein Vater, du Narr. Wenn ich das wäre, hätte ich dir mehr Vernunft eingeprügelt.«
»Du lügst.«
»Shanali hatte schon einen dicken Bauch, als ich sie kennen lernte, weil sie sich diesen Priestern angeboten hat. Wie all die anderen Mädchen. Du bist vielleicht zu jung von hier weggegangen, um die Wahrheit zu erfahren, aber die meisten Bälger, die du da draußen auf den dreckigen Straßen siehst, stammen von Priestern.« Er hielt inne und schnaubte, dann lachte er erneut. »Ich habe ihr nur einen Platz gegeben, wo sie unterkommen konnte, und sie hat mir im Austausch ein paar Freuden verschafft.«
Entreri hörte ihn kaum. Wieder dachte er über die Szenen seiner Jugend nach, wenn Männer hereinkamen und Belrigger bezahlten und dann zu Shanalis Bett gingen. Der Meuchelmörder schloss die Augen und hoffte beinahe, Belrigger würde diesen Augenblick der Verwundbarkeit nutzen. Wenn der Mann sich auf ihn geworfen und ihm den Dolch abgenommen hätte, hätte Entreri ihn nicht aufgehalten und die Klinge in seinem Herzen willkommen geheißen.
Aber Belrigger rührte sich nicht von der Stelle, und Entreri wusste das, weil der Mann laut weiterlachte.
Bis Entreri die Augen wieder öffnete und ihn mit scharfem Blick ansah.
Belrigger räusperte sich, plötzlich sehr nervös.
Entreri stand auf und steckte das Schwert ein. Ein Schritt brachte ihn vor den sitzenden Mann. »Steh auf.«
Belrigger starrte ihn trotzig an. »Was willst du?«
Entreris Faust brach ihm die Nase. »Steh auf.«
Blutend stand Belrigger auf, einen Arm schützend vor sich erhoben. »Was willst du denn noch? Ich hab dir alles gesagt. Ich bin nicht dein Vater!«
Entreri riss die linke Hand hoch und packte Belriggers abwehrende Hand. Mit einer schlichten Bewegung drehte der Meuchelmörder die Hand des alten Mannes herum und riss den Arm schmerzhaft an seine Seite.
»Aber du hast mich geschlagen«, sagte Entreri.
»Du hast es gebraucht«, keuchte Belrigger und versuchte, den anderen Arm zu heben.
Entreris freie Hand zuckte vor und schlug ihm erneut in das bereits blutige Gesicht.
»Das Leben hier ist rau!«, protestierte Belrigger. »Jemand musste dir Vernunft beibringen! Du musstest es wissen!«
»Sag noch einmal, dass meine Mutter eine Hure war«, knurrte Entreri. Er drehte den Arm ein wenig mehr und trieb Belrigger auf ein Knie.
»Was willst du denn hören?«, flehte der Mann. »Sie tat, was sie tun musste, um zu überleben. Das tun alle hier. Ich nehme ihr das nicht übel und habe es nie getan. Ich habe sie aufgenommen, als keiner sie wollte.«
»Zu deinem eigenen Nutzen.«
»Zum Teil«, gab Belrigger zu. »So, wie die Dinge sind, kannst du mir das nicht übelnehmen.«
»Ich kann dir jeden einzelnen Schlag übelnehmen«, erwiderte Entreri ruhig. »Ich kann dir übelnehmen, dass du dieses Stück Dreck« – er nickte in Richtung Tosso-posh – »in meine Nähe gelassen hast. Oder hat er dich ebenfalls bezahlt? Ein paar Münzen für deinen Jungen, Belrigger?«
Vor Schmerz aufkeuchend schüttelte Belrigger hektisch den Kopf. »Nein ... ich habe nicht ...«
Entreri stieß das Knie in Belriggers Gesicht und schubste ihn dann, so dass er auf den Rücken fiel. Mit gezücktem Dolch beugte er sich über den stöhnenden Mann.
Aber dann schüttelte er den Kopf. Er steckte den Dolch ein und ging nach draußen.
Die alte Frau war wieder auf der Straße. Offenbar hatte sie das Handgemenge gehört. Das und mehr, erkannte Entreri, als sie nicht erneut begann, ihn zu beschimpfen, sondern sagte: »Ich kannte Shanali, und ich erinnere mich auch an dich, Artemis.«
Entreri starrte sie an.
»Hast du Belrigger umgebracht?«
»Nein«, erwiderte Entreri. »Hast du unser Gespräch belauscht?«
Die Frau wich zurück. »Einen Teil.«
»Wenn er mich angelogen hat, werde ich zurückkehren und ihn in Stücke schneiden.«
Die Frau schüttelte den Kopf, und ein resignierter Ausdruck erschien auf ihrem faltigen Gesicht. Sie nickte zu dem Stuhl, der vor ihrem Haus stand, und Entreri folgte ihr dorthin.
»Deine Mutter war eine Hübsche«, sagte sie, nachdem sie sich hingesetzt hatte. »Ich kannte auch ihre Mutter, die genauso hübsch war, und genauso jung, als sie Shanali zur Welt brachte, wie Shanali bei deiner Geburt. Nur ein Mädchen, das das Einzige tut, was ein Mädchen hier tun kann.«
»Mit den Priestern?«
»Mit jedem, der Geld hatte«, sagte die Alte mit offensichtlicher Abscheu.
»Und sie ist wirklich
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