Die Vergessenen Welten 16 - Die Drachen der Blutsteinlande
Entreri. »Keinen, an den Ihr Euch erinnern würdet. Seht Euch um, wenn Ihr Antworten sucht. Seht Euch all ihre Namen an, denn sie sind auf jedem Stein eingemeißelt.«
Gositek straffte sich.
Entreri verließ den Friedhof.
Entreri sah Jarlaxle kaum an, als er den Beutel Gold entgegennahm.
»Gern geschehen«, sagte der Drow eher amüsiert als sarkastisch.
»Ich weiß«, war alles, was er als Antwort erhielt.
Die Stimmung seines Freundes überraschte Jarlaxle nicht sonderlich. »Ich sehe, dass du heute deinen Hut trägst«, sagte er in einem Versuch, die Stimmung aufzuhellen. Er sprach von dem schmalkrempigen schwarzen Hut, den er Entreri gegeben hatte und der über viele magische Fähigkeiten verfügte, auch wenn er in dieser Hinsicht nicht mit Jarlaxles großem Hut zu vergleichen war. »Ich habe ihn schon lange nicht mehr auf deinem Kopf gesehen.«
Entreri starrte ihn an. Der Hut saß dank eines dünnen Drahts unter dem Band sehr fest auf seinem Kopf. Entreri griff nach oben und an den magisch-mechanischen Klipp direkt über seiner linken Schläfe. Mit einer Fingerbewegung löste er ihn, und mit einer Drehung des Handgelenks setzte er den Hut ab und warf ihn Jarlaxle zu, als hätte die Erinnerung daran, von wem er ihn erhalten hatte, etwas an seinem Wunsch geändert, ihn zu tragen.
Aber darum ging es nicht wirklich, wie Jarlaxle genau wusste. Entreri hatte sich von dem Hut genommen, was er brauchte, denn ohne den Draht wirkte die schwarze Kopfbedeckung erheblich schlaffer. Der Gedanke, Jarlaxle zu kränken, war nur ein zusätzlicher Bonus gewesen.
Entreri starrte ihn noch einen Moment länger an, dann packte er den klirrenden Goldsack fester und verließ das Haus.
»Dem ist wohl letzte Nacht ein Käfer in den Arsch gekrochen«, sagte Athrogate, stand vom Boden auf und streckte sich, um die Schmerzen aus den knotigen alten Muskeln zu bekommen.
Jarlaxle, der immer noch Entreri hinterherschaute und dabei den abgelegten Hut in den Händen hin und her drehte, antwortete: »Nein, mein haariger Freund, es geht viel tiefer als das. Artemis wurde gezwungen, sich an seine Vergangenheit zu erinnern, und nun muss er sich seiner eigenen Wahrheit stellen. Denk an deine Stimmung, als du von der Zitadelle Felbarr erzählt hast.«
»Ich habe Euch doch gesagt, dass ich nicht darüber reden will.«
»Genau. Nur, dass Artemis überhaupt nicht redet. Er lebt es, in seinem Herzen. Ich fürchte, das haben wir ihm angetan, als wir ihm die Flöte gegeben haben.« Er drehte sich um und sah den Zwerg an. »Und jetzt müssen wir ihm helfen, mit dieser Sache fertigzuwerden.«
»Wir? Ihr seid ziemlich schnell dabei, mit diesem Wort um Euch zu werfen, Elf. Klar, wenn ich wüsste, worüber Ihr redet, könnte ich vielleicht zustimmen. Andererseits denke ich, dass eine solche Zustimmung mir sowieso nur Ärger einbringen wird.«
»Das könnte durchaus sein.«
» Bruhaha! «
Jarlaxle wusste, dass er sich auf ihn verlassen konnte.
Die Szene auf dem Platz an diesem Morgen unterschied sich kaum von der bei Entreris und Jarlaxles erstem Besuch. Man konnte vor wartenden Bittstellern die Pflastersteine kaum sehen, und lange Schlangen standen vor den beiden Tischen neben den großen Toren zum Haus der Beschützerin.
Als sie eintrafen, fiel es Jarlaxle und Athrogate nicht schwer, Entreri in dieser abgerissenen Menge zu entdecken. Er stand in der Reihe vor dem Tisch, der am weitesten vom Platz entfernt war, was Jarlaxle seltsam fand, bis er bemerkte, dass der Priester an diesem Tisch derselbe war, den er am Vortag auf dem Armenfriedhof gesehen hatte. Der Drow fragte sich, ob Entreri den Mann von dorther kannte.
Gefolgt von Athrogate drängte er sich durch die erste Reihe von Bittstellern und stellte sich dann neben seinen Freund. Diejenigen, die direkt hinter Entreri standen, protestierten – oder sie setzten jedenfalls dazu an, bis Athrogate sie anbrüllte. Seine Morgensterne waren nur zu gut zu sehen, und sein Gesicht zeigte Narben von hundert Jahren des Kampfes, also hatte der Zwerg keine Probleme damit, den Protest zu unterdrücken.
»Verschwinde«, sagte Entreri zu Jarlaxle.
»Ich wäre ein schlechter Freund ...«
»Verschwinde«, wiederholte der Meuchelmörder und drehte sich um, um dem Elf in die Augen zu sehen. Jarlaxle begegnete diesem Blick einen Moment, lange genug, dass die Reihe vor ihnen Zeit hatte, kürzer zu werden, und als er sich abwandte, war Entreri beinahe an der Reihe, zum Tisch zu gehen. Der Meuchelmörder
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