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Die Vergessenen Welten 16 - Die Drachen der Blutsteinlande

Titel: Die Vergessenen Welten 16 - Die Drachen der Blutsteinlande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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dagegen und dachte nach. Sein Freund war eindeutig in Aufruhr. Indem er durch Entreris emotionale Mauer gebrochen war, hatte Jarlaxle ihn diesen schmerzhaften Erinnerungen gegenüber verwundbar gemacht.
    Der Drow kroch wieder nach oben und warf einen letzten Blick auf Entreri. Er fragte sich, was am Ende wohl aus dieser Sache entstehen würde.
    Dann schwebte er wieder abwärts, und dabei lasteten mehr als nur ein paar Schuldgefühle auf ihm.
     
    »Ihr werdet keine Namen auf diesen Steinen finden«, sagte der Priester zu Entreri, als der Meuchelmörder, der weiter über den Friedhof gegangen war, ihm zufällig nahe genug kam.
    Entreri blickte auf und bemerkte den Priester – es war derselbe, der auf dem Platz Ablässe verkauft hatte – zum ersten Mal, so sehr war er darin versunken gewesen, die Erde zu betrachten und über die vielen Seelen nachzudenken, die in ihr begraben waren. Er bemerkte die defensive Haltung des Priesters und wusste, dass der Mann sich bedroht fühlte.
    Er zuckte hilflos die Achseln und entfernte sich ein Stück.
    »Es passiert nicht oft, dass ein offensichtlich wohlhabender Mann hierherkommt«, bohrte der Priester weiter.
    Entreri drehte sich um und sah ihn noch einmal an.
    »Ich meine, diese Elenden bekommen nicht viel Besuch«, fuhr der Priester fort. »Sie sind oft unbekannt, ungeliebt und unerwünscht ...« Er schloss mit einem leisen, herablassenden Lachen, aber das verging ihm schnell wieder, als er Entreris Miene sah.
    »Und dennoch schreibt Ihr ihre Namen auf Eure Rollen, wenn sie Euch ihre Münzen geben, dort auf dem Platz«, stellte der Meuchelmörder fest. »Seid Ihr also hier, um für sie zu beten? Um ihnen zu liefern, was sie an Eurem Tisch gekauft haben?«
    Der Priester räusperte sich und sagte: »Ich bin der Fromme Gositek.«
    »Ihr verwechselt mich mit jemandem, den das interessiert.«
    »Ich bin ein Priester der Selûne«, erklärte der Mann empört.
    »Ihr seid ein Scharlatan, der falsche Hoffnungen verkauft.«
    Gositek straffte die Schultern und zupfte sein Gewand zurecht. »Passt auf, was Ihr sagt ...«, zischte er, und seine Miene und die Satzmelodie machten klar, dass er Entreris Namen wissen wollte.
    Entreri reagierte zunächst überhaupt nicht. Das war seine einzige Möglichkeit, sich davon abzuhalten, die zehn Fuß, die ihn von Gositek trennten, mit einem einzigen Sprung zurückzulegen und diesen Narren von der Klippe zu werfen.
    Er ermahnte sich, nichts Übereiltes zu tun. Dieser junge Mann war kaum halb so alt wie er und konnte nichts mit seiner Mutter zu tun gehabt haben.
    »Wie ich schon sagte, ich bin der Fromme Gositek«, sagte der Mann, der aus Entreris Ablehnung offenbar so etwas wie Kraft bezog. »Ein bevorzugter Schreiber des Oberpriesters Yozumian Dudui Yinochek, der Wahrhaft Gesegneten Stimme persönlich. Wenn Ihr so mit mir sprecht, tut Ihr das auf eigene Gefahr. Wir herrschen über das Haus der Beschützerin. Die Hoffnungen und Gebete von ganz Memnon konzentrieren sich auf uns.«
    Er schnatterte noch eine Weile weiter, aber Entreri hörte ihn kaum, denn dieser Namen, Yinochek, weckte eine Erinnerung.
    »Wie alt ist er?«, unterbrach Entreri den Priester.
    »Was? Wer?«
    »Dieser Mann, diese Wahrhaft Gesegnete Stimme.«
    »Yinochek?«
    »Wie alt ist er?«
    »Ich weiß nicht genau, wie ...«
    »Wie alt ist er?«
    »Um die sechzig?«, fragte Gositek eher, als dass er antwortete.
    Entreri nickte, denn er erinnerte sich nun tatsächlich an einen jungen und feurigen Priester, ein Wunder an Redekunst, eine wahrhaft gesegnete Stimme, der häufig vom Balkon des Hauses der Beschützerin aus machtvolle Predigten gehalten hatte. Er erinnerte sich daran, einigen davon zusammen mit seiner Mutter gelauscht zu haben. Sie hatte den Blick zu dem Mann erhoben, und offenbar ebenso ihr Herz.
    »Und dieser Mann ist schon lange im Haus der Beschützerin?«, fragte Entreri. »Und er ist als Wahrhaft Gesegnete Stimme bekannt seit ...«
    »Von Anfang an«, erklärte Gositek. »Und ja, er war ein junger Mann, als er sich der Priesterschaft der Selûne anschloss. Warum? Kennt Ihr ihn?«
    Entreri drehte sich um und ging davon.
    »Ihr habt hier gelebt?«, rief Gositek ihm hinterher, aber Entreri blieb nicht stehen.
    »Wie war ihr Name?«, fragte der aufmerksame Priester.
    Entreri blieb stehen und drehte sich um, um den Mann anzusehen.
    »Die Frau, die Ihr hier sucht«, erklärte Gositek. »Es war doch eine Frau, oder? Wie war ihr Name?«
    »Sie hatte keinen Namen«, erwiderte

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