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Die Vergessenen Welten 16 - Die Drachen der Blutsteinlande

Titel: Die Vergessenen Welten 16 - Die Drachen der Blutsteinlande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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»Nein.«
    Aber er sagte Jarlaxle bereits viel mehr, denn die Frage ließ Bilder der Ereignisse des Vortags durch seinen Kopf ziehen: Bilder der Straße, auf der sie gewesen waren, Bilder von einem alten Mann, der auf dem Boden lag und versuchte, seine Eingeweide in seinem aufgeschlitzten Bauch zu behalten, und von einem anderen Mann.
    Sein Vater! Nein, der Mann, den er für seinen Vater gehalten und sein Leben lang als Vater gekannt hatte.
    »Du bist hierhergekommen, um deine Mutter zu suchen. Das weiß ich«, wagte Jarlaxle zu sagen, obwohl Entreris Miene viel bedrohlicher wurde, als er die Frau erwähnte.
    Ein neues Bild blitzte in Jarlaxles Kopf auf – aber es zeigte keine Frau, sondern eine Landschaft.
    »Du weißt ebenfalls, dass ich dir gesagt habe, dass es dich nichts angeht«, erwiderte Entreri.
    »Warum weist du einen Verbündeten ab?«, fragte Jarlaxle.
    »Bei dieser Sache kannst du mir nicht helfen.«
    »Selbstverständlich kann ich das.«
    »Nein!«
    Jarlaxle richtete sich auf, plötzlich von einer Welle von Rot überwältigt. Er spürte Entreris Zorn noch deutlicher als je zuvor, eine Rasiermesserschneide, die an mörderische Wut grenzte. Bilder flackerten zu schnell vorbei, als dass er sie aussortieren und verstehen konnte. Er bemerkte, dass viele von ihnen Priester des Hauses der Beschützerin zeigten, und die Reihen der Menschen, die auf dem Platz standen, um einen Ablass zu erwerben.
    Dann gab es nur noch Hass.
    Unwillkürlich hob Jarlaxle abwehrend die Hand, obwohl Entreri sich äußerlich nicht bewegt hatte.
    Der Drow schüttelte den Kopf, als er sah, wie sein Freund ihn neugierig anschaute.
    »Um was geht es dir hier eigentlich?«, fragte der offenbar misstrauische Entreri.
    »Nur um Bier und Met – nein, wartet, auch um Weiber!«, erklang ein Brüllen von der Seite, und Jarlaxle war wirklich erleichtert, in diesem Moment unterbrochen zu werden.
    Entreri warf Athrogate einen Blick zu, dann stand er schnell auf und schob dabei den Stuhl hinter sich weg. Er ging um den Tisch herum, ohne Jarlaxle aus den Augen zu lassen, und verließ das Haus.
    »Was hat dem denn die Achselhaare verknotet?«, fragte Athrogate.
    Jarlaxle lächelte nur und war froh, dass die Auswirkungen des Zaubertranks bereits nachließen. Er wollte auf keinen Fall von Bildern überflutet werden, die aus dem Kopf von Athrogate kamen!
     
    Auf den windgepeitschten braunen Felsen, die Ausläufer der Berge südlich von Memnon waren, gab es nicht viel Leben. Ein paar Eidechsen sonnten sich hier allerdings oder kletterten von einem Vorsprung zum anderen, und daher wusste Jarlaxle, dass unter der Oberfläche, tief in Rissen oder in Höhlen, die durch die Verschiebung von Stein gegen Stein entstanden waren, das Leben einen Platz erobert hatte.
    So war es immer – selbst unter der Wüstensonne oder in den Höhlen des Unterreichs, wo keine Sterne leuchteten.
    Eine grob in die Felsen gehauene Treppe zog sich etwa hundert Fuß um einen großen, vorspringenden Felsen, aber der Drow benutzte sie nicht. Er hielt sich an der Seite, wo der Vorsprung ihn verdecken würde, und berührte seinen großen Hut, um den Schwebezauber zu aktivieren. Halb ging er, halb trieb er die steile Wand hinauf. Als er sich dem oberen Rand näherte, hielt er inne, schaute noch einmal zurück zum fernen Hafen und nickte, denn dies bestätigte, dass es sich hier tatsächlich um die gleiche Landschaft handelte, die er gesehen hatte, als er mit Hilfe des Tranks in die Gedanken des Meuchelmörders eingedrungen war.
    Er war sicher, dass sich Entreri auf der anderen Seite des Felsens befand, und duckte sich tief, als er den oberen Rand erreichte.
    Dahinter befand sich ein flaches Stück sandigen Bodens, ausgedehnter, als der Drow erwartet hatte. Hier und da ragten kleine verwitterte Steine aus dem Sand – alte Grabsteine, erkannte Jarlaxle. Direkt südlich von der Stelle, wo er hockte, bemerkte er eine Erhebung, die mit einer Plane bedeckt war.
    Leichen, die darauf warteten, begraben zu werden.
    Entreri war tatsächlich dort, ging zwischen den Steinen einher, blickte auf den Sand hinab und war offenbar in Gedanken versunken. Es war nur noch eine einzige weitere Person anwesend, ein Priester der Selûne, der am Westrand des Geländes stand und zwischen den braunen Felsen hindurch zum Hafen hinabschaute.
    Es war ein Armenfriedhof, und Jarlaxle nahm an, dass Entreris Mutter hier begraben lag. Er zog sich wieder auf die andere Seite des Felsens zurück, lehnte den Rücken

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