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Die Vergessenen

Die Vergessenen

Titel: Die Vergessenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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fand?
    »Ich bin hier, um dir einen Besucher zu bringen«, sagte er zurückhaltend.
    »Und selbst für einige Zeit zu Besuch zu kommen, hoffe ich?«
    »Man hat mir gesagt, ihr hättet etwas für mich.«
    »Gewiss – bitte komm und gesell dich zu mir.«
    »Yeah, klar doch.« Chanter schaltete das Display ab und starrte den Bildschirm versonnen an.
    »Drachenmenschen waren schon vor der Rebellion hier?«, fragte Grant erstaunt.
    »Drache hatte sich schon über Jahre hier eingemischt«, sagte Shree. »Überrascht dich, dass er seine Agenten auch auf dem Planeten hatte?«
    »Ja, das tut es. Obwohl die Bruderschaft über Dracocorp-Verstärker verfügte, dachte ich, Drache wäre nur dieses eine Mal selbst hergekommen.«
    Chanter sann darüber nach. War Drache selbst schon vorher hier erschienen, oder hatte er die Informationen durch seine Agenten erhalten? Er stand auf, drehte sich um und sah sich Auge in Auge mit Tombs. »Bitte ein wenig persönlichen Raum zugestehen.«
    Tombs rührte sich nicht. Sein Gesicht zeigte mal wieder eine dieser gruseligen Mienen.
    »Eine verwickelte Webart«, sagte er. »Jetzt wird es mir deutlicher. Der Mechanismus hat nicht versagt. Der Techniker wurde in eine Hölle verbannt, der er nicht aus eigener Kraft entrinnen konnte.«
    »Wirst du mir nun aus dem Weg gehen, verdammt?«
    Tombs blinzelte, zeigte wieder eine etwas menschenähnlichere Miene und machte ihm Platz.
    Als die Luke offen stand, stampfte Chanter hinaus und blickte zurück, während ihm die drei anderen folgten. Als sich die Tür mit einem überzeugenden dumpfen Schlag wieder geschlossen hatte, entschied er, dass es reichte – nach dieser Sache würde er allein zu seinem Erd-Uboot zurückkehren, sollte sich Amistad doch mit weiteren Ersuchen zum Teufel scheren! Er marschierte über den weichen Matsch hinweg zur Stadt der Drachenmenschen und achtete gar nicht darauf, ob ihm seine Fahrgäste folgten oder nicht. Er hielt den Blick nach vorn gerichtet, bemerkte die grünlich-gelbe Färbung von Drachenmenschen, den einen oder anderen Menschen und schließlich jemand Auffälligen, der ihm von der Stadt aus entgegenkam. Als er schließlich zehn Meter wurzelstockstabilisierten Schlamms überquert hatte, warf er einen prüfenden Blick zurück auf die übrigen drei. Grant und Shree waren nur ein paar Schritte hinter ihm, aber Tombs hüpfte auf seltsame Art und Weise einige Meter hinter diesen einher, bemüht, von einem Inselchen dicker Wurzelstöcke zum nächsten zu schreiten, offensichtlich aus Angst, in einem Erdboden zu versinken, der nicht mal morastig genug war, um einen Bleisarg zu verschlucken.
    »Blau, vermute ich«, sagte Chanter und stieg auf einen der Gitterrost-Gehwege, die wie Strahlen von der Stadt wegführten. Seine Worte ahmten irgendeinen historischen Anlass nach, da war er überzeugt, und er fand, dass er sie gewählt hatte, weil etwas, das für ihn historisch war, hier zu geschehen im Begriff stand.
    »Die bin ich. Erfreut, dir endlich zu begegnen, Chanter.« Die Drachenfrau deutete hinter sich den Gehweg entlang, und als sich Chanter zu ihr gesellt hatte, blickte sie an ihm vorbei.
    »Leif Grant und Shree Enkara«, sagte sie. »Ihr wart beide schon hier und wisst, dass wir Unterkünfte haben, wo ihr ruhen und etwas zu essen bekommen könnt.«
    »Ihr werdet euch jedoch eine Zeit lang um Tombs und Chanter kümmern«, sagte Grant, den Amistad offenkundig schon vorher darüber informiert hatte.
    »Worum geht es hier?«, wollte Shree wissen.
    Grant drehte sich zu ihr um. »Blau möchte ihnen etwas zeigen, aber das ist nicht für unsere Augen bestimmt.«
    Chanter sah, wie kurz Wut in Shrees Miene aufflackerte.
    »Damit bin ich nicht einverstanden«, sagte sie.
    »Also wirst du dich hier mit Drachenmenschen streiten?«, erkundigte sich Grant.
    »Warum wurde ich nicht in Kenntnis gesetzt?«
    »Warum hättest du in Kenntnis gesetzt werden sollen?«
    Sie stieg unvermittelt auf den Gehweg und ging Richtung Stadt los. Grant blickte ihr einen Augenblick lang nach und sagte dann: »Mir gefällt das auch nicht, Drachenfrau Blau.«
    »Es ist nichts, worüber du dir den Kopf zerbrechen müsstest, Leif Grant«, entgegnete Blau. »Niemand wird Tombs hier etwas tun können.«
    »Trotzdem«, sagte Grant.
    »Obwohl das, was als Nächstes geschieht, eine Auswirkung auf Tombs’ mentale Verfassung haben wird, geht es dabei doch mehr um eine Lösung persönlicher Art als um etwas, das womöglich mit dir zu tun hätte.«
    »Yeah, was immer.«

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