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Die Vergessenen

Die Vergessenen

Titel: Die Vergessenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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begannen oder in den Erdboden einsanken, um tiefer gehende Sondierungen vorzunehmen, zeichneten sich diese Umrisse immer deutlicher ab. Die Trikonusse hierfür, die Kapuzler dafür, die Atheter selbst nur noch Tiere, jedoch mit einem Potenzial begabt, das in einigen anderen Fällen hatte gebändigt werden müssen …
    Da!
    Ein kurzer Eindruck von einem fremdartigen Auge, das aus dem Subraum hervorblickte, um nachzusehen, ob alles in Ordnung war, und die Muster jenes Kontinuums zeigten deutlich eine Verbindung zu etwas, das die Macht hatte zu handeln, die Macht sicherzustellen, dass seine Meister Tiere blieben. Drache hatte natürlich volles Verständnis für die von der Dschainatechnik erzeugte Verzweiflung, die zu einem solchen ethnischen Selbstmord führte. Hatte er nicht etwas Ähnliches schon bei der Spezies erlebt, die ihn zu den Menschen geschickt hatte? War diese Art Wahnsinn nicht der Grund für ihn gewesen, sich von ihnen abzuwenden?
    Das war ja so interessant und verästelte sich auf alle möglichen Arten und Weisen. Gewiss, die Theokratie konnte selbst mit Dracocorp-Verstärkern und technischer Unterstützung durch Separatisten niemals der Polisdampfwalze standhalten. Und sobald die Polis erkannte, was dies für ein Planet war, stand unumstößlich fest, dass die Theokratie zermalmt wurde.
    Die Polis jedoch bewegte sich zu langsam und vorsichtig, während sie im Zuge der ständigen Grenzverschiebungen nach außen andere Menschenzivilisationen erdrückte und absorbierte. Ihre KIs verstanden noch nicht, in welcher Gefahr sie schwebten. Ja, Draches persönliche Spiele und Machenschaften hielten sie auf Trab, aber nicht ausreichend, denn sie zeigten eine starke Neigung zur Selbstgefälligkeit. Sie mussten Masada sehen, mussten begreifen, was aus den Athetern geworden war, und beides musste bald geschehen, denn die stetig wachsende Polis boteinem Dschainaknoten fruchtbaren Boden, und diese tödliche Technik brachte erneut ihre Triebe hervor.
    Zeit, die Dinge voranzutreiben.
    »Hierarch Amoloran!«, dröhnte Draches Stimme durch das Verstärkernetz, während er im eigenen Körper aus einem verborgenen Lager ein tödliches metallfressendes Myzelium zapfte und in einem kleinen Behälter versiegelte.
    Die Antwort des Hierarchen kam augenblicklich und zeugte von besorgniserregendem Scharfsinn. »Du bist die Kreatur, die Behemoth genannt wird. Bist du hier im Braemarsystem?«
    »Ich bin überall und nirgends«, antwortete Drache. »Ich habe hier jedoch etwas, das du brauchst, um deine Pläne zu verwirklichen.« Drache sendete Koordinaten einer Stelle über Kalypse, stieß gleichzeitig den kleinen Behälter aus und brachte ihn auf einen Kurs zu dieser Stelle.
    »Eine weitere Gabe?«, erkundigte sich Amoloran.
    Statt einer verbalen Antwort schickte ihm Drache ein Datenpaket mit Anweisungen, wie das Myzelium eingesetzt werden sollte.
    »Wir verstehen das Wesen deiner Gaben, Behemoth: Reizvoll genug, damit wir sie uns wünschen, aber gefährlich für alles, was uns lieb ist.«
    »Das ist das Wesen der Macht.«
    »Ja, Macht.« Amoloran erteilte Anweisungen, aber sie ergingen zu schnell für Drache, um eine Kopie abzufangen und sie zu sichten. »Obwohl ich deine neue Gabe annehme, Behemoth, weise ich die Schlinge deiner alten Gabe zurück.«
    Unvermittelt belegten die Gesänge und Gebete der Septarchiebrüder mehr als fünfzig Prozent der Verstärkerkanäle. Das minderte augenblicklich die Nützlichkeit des Netzwerks und begrenzte das Ausmaß an Kommunikation und die Datenmenge, die von einer Person zur nächsten übermittelt werden konnte. Es machte auch zur Gewissheit, dass niemand, solange dieseArt Nutzung fortbestand, eine Vorrangstellung im Netzwerk erlangte und niemand zur Verfügung stand, den Drache letztlich manipulieren konnte. Amoloran hatte die Gefahr erkannt – vielleicht nicht die mögliche Vorrangstellung einer Einzelperson, wohl aber, dass Drache womöglich fähig wurde, den Verstand der Theokraten über das ganze Netzwerk zu steuern.
    »Ich verdamme dich, Amoloran!«, schrie Drache und ließ zu, dass seine Stimme wieder verklang, während zugleich seine Erheiterung zunahm. Amoloran verhielt sich exakt wie vorausgesagt. Er und alle seine Mitidioten glaubten, dass die Theokratie letztlich die Polis zu Fall bringen würde. War Glaube nicht machtvoller als Maschinen? Amoloran hatte den Ehrgeiz, das unter seiner Ägide zu erreichen, und er unternahm große Anstrengungen, um es in die Wege zu leiten. Drache

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