Die Vergessenen
Grant stiefelte Shree nach.
»Jeremiah Tombs«, wandte sich Blau jetzt an den Exproktor, der sich schließlich dem Gehweg näherte.
»Namentlich«, antwortete dieser und konzentrierte sich auf seinen Stand.
»Natürlich.«
Tombs erreichte den Gehweg, und seine Miene verriet die Erleichterung.
»Eine Lösung persönlicher Natur?«, fragte Chanter.
»Ist Kunst nicht persönlich?«, hielt ihm Blau entgegen.
»Was hat das alles zu bedeuten, Blau?«
»Folge mir und finde es heraus.«
Chanter tat wie geheißen, verärgert, aber zugleich neugierig. Blau hatte von Kunst gesprochen, ein Lockmittel, das er nicht ignorieren konnte, was vielleicht töricht von ihm war.
Während sie in die Stadt hineingingen, hatte er das Gefühl, diese streckte wie ein weißer Leviathan Arme aus, um sie zu umschlingen und auf diese Weise seine Handlungsfreiheit einzuschränken. Ihn schauderte, als er sah, wie perfekt die Farbe der knollenförmigen Bauwerke jener der Panzerung des Technikers glich. Blau und er durchquerten den seltsamen kleinen Park, wo Chanter Shree und Grant in einem großen abgeflachten Gebäude verschwinden sah – dem einzigen Haus am Ort mit Fenstern –, gingen anschließend durch eine Lücke zwischen Mauern – die den Eindruck erweckten, sie würden heranrollen und sie zerdrücken – und erreichten schließlich ein kleines kugelförmiges Haus mit einer einzelnen Tür, die beim Näherkommen Blaus wie eine Muschelschale an ihren Muskelangeln aufging.
»Sobald wir hier fertig sind, kannst du dich wieder zu deinen Begleitern gesellen.« Blau deutete den Weg zurück, den sie gekommen waren, und duckte sich ins Innere.
Ungeachtet des seltsamen Gefühls, das ihn befallen hatte, als er Dragon Down betrat, folgte Chanter ihr schnell, da sich seine übliche Platzangst wieder rührte. Sobald er eingetreten war, blickte er zur Tür zurück, wo Tombs zögerte, sich duckte und forschend hereinblickte.
»Ja«, sagte Chanter gereizt, »du bist keine Schnatterente und passt durch diese Tür.«
Tombs trat ein, woraufhin Chanter ihn wieder ignorierte und die Umgebung betrachtete.
Der Boden weckte als Erstes seine Aufmerksamkeit. Er bestand aus unterschiedlich geformten Glastanks, die alle perfekt verschränkt waren und eine glatte Bodenfläche ergaben. In vielen dieser Tanks krümmten sich oder hüpften kuriose Tiere. In anderen wuchs mal schöne, mal groteske Flora, während in wieder anderen Tanks Dinge hausten, die entweder beiden Kategorien oder keiner davon angehörten. Flache Ablagen, randvoll gepackt mit Ausrüstung sowohl mechanischer wie biologischer Art, wuchsen wie Pilze aus dem Boden. Vor einer davon stand ein sattelähnlicher Drachenmenschenstuhl, neben ihm zwei Stühle für Menschen – von denen einer sehr alt wirkte und der andere frisch genug war, um noch seine Schuppen zu tragen. Ein runder Bildschirm ragte aus dem Pilztisch auf, und unter ihm lagen Dinge bereit, die an lederne Flughelme auf schlangenartigen Schläuchen erinnerten. Die Innenseiten dieser Helme ähnelten ungemütlich den Schlündern von Reptilien.
»Bitte setzt euch«, sagte Blau.
Chanter dachte ernsthaft daran, sich einfach abzuwenden, die Muscheltür mit der Schulter aufzudrücken und zu seinem Erd-Uboot zu laufen, aber hinter diesem kleinen Diorama bannte etwas seine Aufmerksamkeit: Die Wand wies zahlreicheNischen auf; in manchen davon waren Objekte zu sehen, die er nicht erkannte, und in anderen solche, die er erkannte, zum Beispiel ein Menschenschädel mit einer Proktoren-Parademütze darauf. In der Nische, die den drei Stühlen am nächsten lag, war jedoch etwas zu erkennen, das seit langer Zeit den Brennpunkt seines Lebens darstellte, denn dort stand eine der Plastiken des Technikers.
Einen Augenblick lang wusste Chanter nicht, was er sagen sollte, denn wenn er seine früheren Gespräche mit dieser Drachenfrau Revue passieren ließ, wusste er mehr über diese Plastik, als ihm lieb war. Er räusperte sich und hob eine Hand, die Häute zwischen den Fingern straff gespannt, blickte durch die infrarotempfindliche Haut und entdeckte nichts Unerwartetes, aber durch das Gewebe, das ein Ultraviolettbild zeigte, sah er die Plastik in einem unheimlichen Licht hervorgehoben.
»Also«, fragte er und senkte die Hand, »bist du blau bis auf die Knochen?«
»Gewiss – es ist ein Pigment, das ich für Körperfunktionen ähnlich dem Atmen benutze und das mich gänzlich durchdringt.«
»Wie lautete der Name deines Zwillingsbruders –
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