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Die Vergessenen

Die Vergessenen

Titel: Die Vergessenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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und damit dessen Lage um wenige Millimeter veränderte.
    »Wie lange noch?«, fragte Amistad den Empfänger auf dem Planeten.
    »Mindestens zwei, höchstens drei Stunden«, antwortete Penny Royal.
    Der Techniker hatte die schwarze KI also sehr schwer beschädigt, andernfalls hätte sie nicht so lange für die Reparatur gebraucht. Aber auch ohne dass Penny Royal aufpasste, war Tombs in Sicherheit. Ja, das Aufräumkommando hatte erneut versucht, ihn auszuschalten, und Chanter war dabei umgekommen, ein für alle Mal umgekommen, da der Mann kein Memoplantat gespeichert hatte und seine Verletzungen dergestalt ausgefallen waren, dass man dem zermatschten Gehirn nicht mehr viel entnehmen konnte. Da sich Tombs jedoch in der Stadt der Drachenmenschen aufhielt, war die Gefahr minimal, dass ein weiterer Mordanschlag erfolgreich verlief. Die Drachenmenschen würden ihn schützen, und außer Penny Royal fand man auf Masada keine besseren Leibwächter als sie.
    »Nun, er bleibt in Dragon Down, bis du dort eintriffst – und er und Sanders können sich nett wieder miteinander bekannt machen«, sagte Amistad. »Dann bringst du ihn zur Atheter-KI – vielleicht erfahren wir dort nichts weiter von ihm, aber vielleicht entlockt er ihr eine Reaktion.«
    »Nein«, entgegnete Penny Royal.
    »Was meinst du mit ›nein‹?«
    »Jerval Sanders hält sich nicht mehr in Dragon Down auf«, antwortete die schwarze KI. »Schicke Daten.«
    Die Informationen aus Dragon Down trafen unverzüglich ein. Sanders’ Habseligkeiten fand man nach wie vor in ihrem Zimmer, aber der Schwebekoffer fehlte ebenso wie sie selbst. Als Nächstes ging eine Datei ein, die ein Gespräch zwischen Leif Grant und einem Overlander namens Ripple-John enthielt, ein Mann, den man vorläufig als Mitglied des Aufräumkommandos einstufte.
    »Das wird warten müssen, bis du dort eintriffst«, sagte Amistad.
    »Zu spät«, entgegnete Penny Royal.
    Amistad holte weitere Informationen ein, und ihm gefiel ganzund gar nicht, was er darin vorfand. Grant, die Frau Shree und Tombs hatten Sanders’ Gravovan genommen und standen im Begriff, Ripple-Johns Forderung zu erfüllen. Warum tat Grant das? Vermutlich aufgrund seiner früheren Beziehung mit Sanders – er schätzte ihren Wert höher ein als den eines gebesserten Proktors.
    »Weiß Tombs, dass Sanders noch lebt?«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    Weitere Daten, die aus einer organischen Quelle in Dragon Down stammten und von Penny Royal weitergeleitet wurden, wobei das Bild seltsam verzerrt ausfiel. Nach dem Wortwechsel mit Ripple-John war noch mehr geschehen. Die Dynamik hatte sich plötzlich verändert: Tombs zeigte sich dominanter.
    »Sieh zu, dass du sie so schnell wie möglich erreichst«, sagte Amistad. »Tue, was du kannst.«
    Als Nächstes öffnete Amistad einen Kanal nach Dragon Down.
    »Blau«, sagte Amistad, als die Drachenfrau, die sich in ihrer Unterkunft aufhielt, vor seinem inneren Auge sichtbar wurde. Das Bild wurde durch eine Art organische Kamera verzerrt. »Warum hast du sie gehen lassen?«
    »Es lag nicht an mir, eine Entscheidung darüber zu fällen.«
    »Also wirklich …«
    »Ja, wirklich«, entgegnete Blau. »Es mag dich überraschen, Amistad, aber wir nehmen die Polis-Ideen von persönlicher Verantwortung und Freiheit sehr ernst.«
    Glaubte Amistad das? Er erhielt seit seiner Ankunft auf dem Planeten Informationen von den Drachenmenschen, vor allem über die Drachenfrau Blau. Wie es schien, hielt sie den Finger auf dem Puls, weil die bedeutsamen Ereignisse auf dieser Welt von Interesse für die Drachenmenschen waren, stellte Masada doch den Geburtsort ihrer Lebensform dar. Sie unterbreitete immer wieder Vorschläge zum Ablauf der Dinge, darunter in jüngster Zeit ihre Zustimmung zu der Idee, dass die Earthnet-ReporterinShree Enkara Tombs begleiten sollte, sowie zu dem Vorschlag, ihn zusammen mit Chanter nach Dragon Down zu bringen. Da Amistad jetzt die Aufnahme gesehen hatte, die sie zuvor Chanter gezeigt hatte, wusste die Drohne, dass die Verwicklung von Drachenmenschen bis ganz an den Anfang zurückreichte, und dass Draches Manipulationen mit seiner Selbstverbrennung und Wiedergeburt nicht geendet hatten.
    »Sie könnten sich um Kopf und Kragen bringen, und wichtiger noch, auch Tombs könnte zu Tode kommen«, stellte Amistad fest.
    Blau zuckte die Achseln. »Das bezweifle ich ernsthaft.«
    »Was verschweigst du mir, Blau?«
    »Das liegt doch sicherlich auf der Hand?«
    »Wie das?«
    »Ich verschweige dir

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