Die Vergessenen
bringen.«
Ripple-John drehte sich um, kam zu ihr herüber und stieß sie mit dem Fuß an. »Bist du wach?«
Sanders hielt noch einen Moment länger die Augen geschlossen, gab dann aber nach und blickte mit verschwommener Sicht zu ihm hinauf. Zu tun, als wäre sie noch bewusstlos gewesen, hätte nicht funktioniert – er hätte nur wieder aufs Neue zugetreten. »Ich bin wach.«
»Warum erzählst du mir nicht alles über dich und Leif Grant?«, schlug er vor.
»Was gibt es da zu erzählen?«
»Ich frage mich, wie viel Wert er auf dein Leben legt.«
Sanders fiel dazu keine Antwort ein.
Ripple-John lächelte, jedoch ohne jede Wärme, und wandte sich dann an Blitz. »Sollten wir in der Nähe von Dragon Down bleiben, dann würden wir dank deines dummen Bruders gejagt werden – diese Aktion hat sie aufgescheucht wie Squerme, die Blut in ihrem Teich wittern!« Er funkelte Sharn an. »Du solltest das Ding funktionsunfähig machen, nicht es in Stücke pusten und den Piloten umbringen!«
»Also fliehen wir?«, fragte Blitz.
»Ja und nein«, antwortete Ripple-John. »An der Barrierehaben wir die Möglichkeit, uns nach Süden zu unserem Aerofanversteck zu wenden, können dann die Kapuzler-Aktivität überfliegen und in Greenport untertauchen. Nach wie vor steht uns jedoch ein anderer Spielzug offen, nicht wahr, Jerval Sanders?«
»Was hat dieser Hinweis auf Leif Grant zu bedeuten?«, fragte Kalash – eine Sachfrage, damit sein Vater beim Thema blieb und hoffentlich von weiterer Gewalttätigkeit Abstand nahm.
Wieder dieses kalte Lächeln. »Scheint, dass Leif Grant und unsere Jerval Sanders auf eine gemeinsame Geschichte zurückblicken. Scheint, dass sie nach der Rebellion für ihn die Beine breitgemacht hat, ehe sie davonrannte, um für Tombs zu sorgen. Ich frage mich, wie wichtig sie ihm ist – ob sie ihm wichtiger ist als Tombs. Was denkst du, Jerval?«
Keine Antwort zu geben kam nicht in Frage. »Leif Grant ist ein Profi – er wird sich keiner Drohung beugen.«
»Denkst du?« Ripple-John nickte vor sich hin. »Du solltest lieber hoffen, dass er es tut, denn wenn nicht, Lady, bist du tot.«
Sanders heftete den Blick auf den Fahrzeugboden. Wenn diese Idioten glaubten, Grant würde Tombs gegen sie eintauschen, dann kannten sie den Mann nicht. Das bedeutete, dass sie so gut wie tot war. Sie hoffte, dass Ripple-John sie schnell umbrachte, sobald er herausfand, dass Grant nicht wie angewiesen handelte. Sie wollte wirklich daran glauben.
Jem blickte das Gesicht auf dem Bildschirm an, stellte fest, dass er die Person nicht kannte, und gestattete sich, zu einem der Fenster hinauszublicken, das ihm Ausblick auf den Zentralpark bot. Im Himbeerlicht der Morgendämmerung stutzte eine Gruppe Drachenmenschen Traubenbäume und warf die Abfälle in die offene Rückseite von etwas, das nach einer Kreuzung von Schildkröte und Mülltonne aussah. Hin und wieder streckte dieses Ding an der Unterseite einen gummiartigen Schlauch ausund spritzte einen Haufen Mulch aus verdauter Pflanzenmasse an den Fuß eines jeden Baumes.
Die Sonne ging auf, ja, und Chanters abkühlende Leiche ruhte, in eine Schuppenhaut gewickelt, in dem dafür bereitgestellten Raum. Hier ging es jedoch um etwas anderes. Jemand wurde vermisst, jemand, der hätte hier sein sollen.
»Wir wollten nicht, dass jemand umkommt«, sagte das Gesicht auf dem Monitor. »Wir wollten nur sicherstellen, dass Ihnen der unterirdische Weg zum nächsten Ziel versperrt blieb.«
»Trotzdem haben Sie den Piloten des Erd-Uboots ermordet«, sagte Grant gepresst.
Der Mann zuckte die Achseln. »Verluste sind unvermeidlich.«
»Nur wenn Irre wie Sie freie Bahn haben.«
»Nein, wenn ich freie Bahn hätte, bestünde kein Bedarf an Verlusten«, wandte der Mann ein. Wie hieß er noch gleich? Irgendwas Seltsames, ja: Ripple-John.
Grant lehnte sich zurück und drückte einen Finger auf die Stummtaste.
»Das ergibt keinen Sinn«, fand Shree. »Warum sollte er jetzt Kontakt zu dir aufnehmen?«
Grant nickte beifällig. »Genau die Frage, die ich stellen wollte.« Er nahm den Finger von der Stummtaste und beugte sich wieder vor. »Also haben Sie das Erd-Uboot zerstört, vermutlich, um uns einen Hinterhalt legen zu können, wenn wir auf anderem Weg weitergereist wären. Warum also reden Sie jetzt mit mir?«
»Ich habe es mir anders überlegt und entschieden, an Ihren Sinn für Gerechtigkeit zu appellieren – ein paar Nachforschungen haben Ihre langfristige Beziehung mit ihr ans Licht
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