Die Vergessenen
offensichtlich, was ich dir verschweige.« Blau trennte die Verbindung.
Amistad öffnete die komplette Verarbeitungskapazität seines Verstandes und wandte sie auf jede kleine Information an, jeden Hinweis, und sehr schnell ergaben sich einige Antworten. Drache hatte den Techniker geheilt, aber es schien auch gewiss, dass er die spätere Aktivität dieser Kriegsmaschine beeinflusst hatte. Der Techniker hatte das Bewusstsein des Webers in Tombs überspielt. Sowohl er als auch der Weber waren zwanzig Jahre lang effektiv untätig geblieben und jetzt wieder aktiv. Wie es schien, hatte Amistads eigene Einmischung dazu geführt, dass sich dieser Weber in Tombs aktivierte, aber stimmte das wirklich? Amistad hatte erst Anstöße gegeben, nachdem sich Tombs schon auf den Weg gemacht hatte … Letztlich lief es auf die große Frage hinaus, was Drache beabsichtigt hatte, als er den Mechanismus jetzt hierherlockte, denn es musste Drache gewesen sein, der damit den Ball ins Rollen brachte.
Amistad fühlte sich versucht, auf den Planeten zurückzukehren und die Frage zu klären, und er klapperte ungeduldig mitden Füßen auf den Tokamak, was erneute Aktivität der Lagestabilisatoren auslöste. Wenn allerdings Blau ernsthaft bezweifelte, dass Tombs in Gefahr schwebte, dann stimmte das sehr wahrscheinlich auch.
»Ergatis«, sagte Amistad, »ich möchte alle Daten aus den zurückliegenden zwanzig Jahren, die mit Drache und mit allem Ruchlosen zu tun haben.«
»Das kann eine Zeit lang dauern«, antwortete Ergatis.
Das dauerte wirklich eine Zeit lang; die KI benötigte ganze Sekunden, um die Daten in einer Datei zusammenzufassen und zu versenden. Amistad bastelte Suchmaschinen zurecht, die sie abgrasen sollten, und manche dieser Maschinen erhielten eine Intelligenz, die nahezu der eines nicht aufgerüsteten Menschen entsprach. Sie verwarfen viele Daten über den Besuch der zweiten Drachenkugel im Masadasystem, aber eine Menge blieb übrig. Amistad sichtete diesen Rest selbst und konzentrierte sich schließlich auf einen einzelnen Zwischenfall.
Hier hatten Attentate stattgefunden, die sicherlich von Drachenmenschen ausgeführt worden waren, aber eine kurze Analyse ergab nicht den geringsten Hinweis auf Ereignisse, die mit Amistad zu tun hatten. Separatisten hatten versucht, Drachenmenschen zwangsweise für ihre Sache zu rekrutieren, und waren dabei Kapuzlern in die Quere gekommen. Eine Einheit von acht Separatisten hatte eine Bombe in Zealos gezündet und den Anschein zu erwecken versucht, Drachenmenschen wären daran beteiligt gewesen; diese Separatisten fand man in einem Squermteich wieder, genauer gesagt, Stücke von ihnen. Aber dieser jüngste Anschlag wies eine Merkwürdigkeit auf.
Was denen im Squermteich widerfahren war, das fand eine forensische KI anhand einiger Dracocorp-Verstärker heraus. Diejenigen, die Kapuzlern in die Quere gerieten, wurden anhand von DNA-Resten identifiziert, und weitere Hinweise auf das, was sie im Schilde geführt hatten, konnte man ihren Habseligkeitenentnehmen – normalerweise in irgendeinem Hotelzimmer. Wie es schien, hatten die Killer sichergestellt, dass Beweise ans Licht kamen. Die drei Leichen aus dem Squermteich hingegen erwiesen sich als Merkwürdigkeit. Man fand sie nur durch Zufall: ein Tagreb-Forscher hatte den Erdboden sondiert und Bodenproben entnommen und die Toten dabei unter einer Wurzelstockschicht entdeckt. Ein gentechnisch bearbeitetes Bakterium war auf die Leichen gesprüht worden, damit sie so schnell wie möglich zerfressen wurden – nur wenige Tage später wäre nichts mehr übrig geblieben. Eine forensische Untersuchung der Überreste ergab, dass sie Dracocorp-Verstärker getragen hatten und einer von ihnen, wie die Spuren eines bestimmten Giftes erwiesen, von Drachenmenschen umgebracht worden war, sodass es sich möglicherweise um Separatisten handelte. Die Verstärker fehlten jedoch – waren heruntergerissen worden –, und niemand hatte weitere Beweise so hinterlassen, dass sie leicht auffindbar waren.
»Das erscheint mir sehr verdächtig«, sagte Amistad.
»Ein außerplanetarer Bericht liegt vor, der damit im Zusammenhang steht.« Ergatis gab ihn sofort weiter.
Die Opfer stammten, wie es schien, von Cheyne III. Sie waren Separatisten, die vor Jahren abgetaucht waren. Als man ihre Unterkünfte ermittelte, waren dort keinerlei Hinweise zu finden, aber Reisedaten zeigten, dass sie häufig einen bestimmten Ort aufgesucht hatten: ein kleines illegales
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