Die Vergessenen

verändert mich fortlaufend, aber das Schuldgefühl sorgt dafür, dass ich Mensch bleibe. Obwohl er nicht möchte, dass ich ein persönliches Risiko eingehe, kann er mich nicht daran hindern, das jetzt zu tun.«
    »Aber sobald du vom Schuldgefühl befreit bist, wirst du dann verschwunden sein – vollständig vom außerirdischen Geist in dir weggewischt?«
    Tombs zuckte die Achseln. »Vielleicht, aber falls der Weber inmir unterdrückt bleibt, scheint es, dass bestimmte Dinge nicht geschehen können, und wenn sie nicht geschehen, bin ich ohnehin tot.«
    »Das musst du näher erklären.«
    »Der Mechanismus wird den Weber in mir entdeckt haben und weiß demzufolge, dass die von ihm einst neutralisierte Kriegsmaschine wieder aktiv ist. Er wird hier auftauchen, um durch den Einsatz seines vollen Spektrums an Disruptoren sicherzustellen, dass sein eigener Daseinszweck vollständig erfüllt wird. So entspricht es den Absichten Draches im Zuge des Plans, den dieses Wesen zusammen mit dem Heilmittel bereitstellte, das in Blaus Bruder bestand.«
    »Und der Mechanismus ist dieses Ding, das einst Penny Royal fertiggemacht hat?«
    Tombs nickte langsam. »Gewiss. Es ist außerdem wahrscheinlich, dass der Mechanismus in ein neues Programmierungsstadium übergegangen ist, dass er Wissen über eine hier ansässige fremde Zivilisation integriert hat – eine Zivilisation, die sich bereits in seine Absichten eingemischt hat. Wie es scheint, hat Amistad es übernommen, die Verteidigung der Polis zu organisieren, aber das wird nicht reichen. Der Techniker muss jetzt neue Befehle erhalten – muss aufhören, als Beschützer zu handeln, und in vollen Gefechtsmodus wechseln –, und diese Befehle müssen von einem lebenden, atmenden Atheter stammen.« Er zeigte kurz eine gequälte Miene und ergänzte: »Offensichtlich.«
    »Aber … du trägst den Weber in dir … und was meinst du mit ›offensichtlich‹?«
    Tombs antwortete nicht, sondern deutete mit der Hand: »Dort.«
    Der Geländewagen war einige hundert Meter vor dem Bogenzaun geparkt. Grant konnte sehen, dass sich Personen neben dem Fahrzeug aufhielten, aber nur zwei, von denen eine standund eine am Boden lag. Zweifellos versteckten sich Ripple-Johns Söhne entweder im Geländewagen oder im Flötengras der Umgebung.
    »Landen«, kommandierte Tombs.
    Grant hätte sich der Anweisung am liebsten widersetzt und den Gravovan gewendet, aber die eigene Scheibenpistole wurde ihm nach wie vor an den Halsansatz gedrückt, und er bezweifelte sehr, dass Tombs bluffte. Er senkte den Joystick ab und lenkte den Gravovan in Spiralen zum Erdboden hinab. Er zielte auf den Rand einer breiten Schlammspur, wollte sich nicht gleich nach dem Aussteigen durch Flötengras drängen müssen. Bald schon senkte sich das Fahrzeug knirschend auf das Gras am Wegesrand, setzte mit einem dumpfen Schlag auf und kam seufzend zur Ruhe. Grant schaltete die Gravomotoren und Miniturbinen aus und hörte zu, wie sie summend verstummten und nur das Rascheln des Grases und das Klingen und Knacken abkühlenden Metalls blieben.
    »Okay, gehen wir.«
    Grant öffnete den Sicherheitsgurt und stemmte sich vom Sitz hoch, wobei der Pistolenlauf weiter fest an seinen Halsansatz drückte, bis Tombs ihn abrupt zurücknahm und einen Schritt zurückwich. Grant blickte Shree an und fragte sich, ob er nach ihrer Waffe greifen sollte, aber er wusste, dass er einfach nicht schnell genug sein würde. Statt die Tür des Führerhauses zu benutzen, folgte er Tombs in den Laderaum des Vans und anschließend ins Freie, nachdem Tombs die dortige Tür geöffnet hatte und ausgestiegen war.
    »Was soll ich tun?«, fragte Grant, während sie durch den weichen Matsch stapften.
    »Du bringst Sanders in den Van und verschwindest mit ihr von hier.«
    »Was hast du vor?«
    »Was immer nötig wird.«
    Sie folgten einer Wegbiegung und gelangten an den Rand der Freifläche, wo der Geländewagen parkte. Tombs blieb stehen und hielt Grant dann unvermittelt die Scheibenpistole hin, den Griff voraus.
    »Ich bin natürlich dein Gefangener«, sagte er.
    Grant nahm die Waffe entgegen, entsicherte sie und zielte damit auf Tombs.
    »Dir ist sicher klar, dass es dir nicht gelingen wird, mich in den Gravovan zurückzubringen«, fuhr Tombs fort. »Schon jetzt haben zwei der Söhne Ripple-Johns Position zwischen uns und dem Van bezogen, während der dritte mit einem Raketenwerfer zehn Meter hinter dem Geländewagen lauert.« Tombs richtete den Blick auf Grant. »Das ist