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Die Vergessenen

Die Vergessenen

Titel: Die Vergessenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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menschlichen Verstand – den eines Mannes, der früher zur einheimischen Religionspolizei gehörte.«
    Ein Informationspaket traf ein, und Amistad öffnete und studierte es. Jeremiah Tombs war gewiss ein interessantes Individuum, und was zu seiner Störung geführt hatte, das war sogar noch interessanter.
    »Du hattest im Plural gesprochen?«
    Ein weiteres Paket traf ein.
    »Bist du sicher, dass dieser Techniker über Intelligenz verfügt?«
    »Es liegt an dir, das festzustellen.«
    »Und die Relevanz meines derzeitigen Projekts?«
    »Die Ereignisse, die zu Penny Royals Ableben führten, sind bislang ein scharf gehütetes Geheimnis. Diese schwarze KI starb,weil sie versuchte, die Verstandesaufzeichnung eines Atheters in einem seiner tierischen Nachfahren zu installieren, einer Schnatterente. Vielleicht kannst du jetzt allmählich selbst aus der Sache schlau werden?«
    »Ja, ich denke, ich erkenne allmählich ein Muster.«
    »Dann kann ich es dir überlassen?«
    »Das kannst du, obwohl ich mindestens drei Jahre brauchen werde, um Masada zu erreichen.«
    »Die Lage ist nicht kritisch – noch nicht.«
    Während Amistad über dieses »Noch nicht« grübelte, verspürte er Ärger. Man hatte ihn gerade »freiwillig« für eine Aufgabe gemeldet, die der Jerusalems ähnelte, nur dass in seinem Fall die Atheter, die schon lange tote Lebensform, darstellten. Man hatte ihn gerade in eine Position manövriert, die unbesetzt geblieben war, seit die Atheter ihren Namen erhielten, und das war auch richtig so, denn es schien, dass diese gesamte Lebensform einer Art Massenwahnsinn anheimgefallen war. Es tröstete ihn etwas, dass die gewaltige Intelligenz namens Jerusalem in so vielem recht behalten konnte, denn eine solche Intelligenz wurde genau dort benötigt, wo sie derzeit war, um über diese tödliche Technik da draußen zu wachen. Als er dann eine Tentakelspitze zucken sah, empfand Amistad auch eine gewisse Zufriedenheit über die Erkenntnis, dass sich Jerusalem in manchen Dingen auch komplett irren konnte.
Masada (Solstan 2451 – 14 Jahre nach der Rebellion)
    Mit dem in ihrem Innern rumpelnden Gravomotor stieß die skorpionförmige Kriegsdrohne Amistad auf ein Gebäude hinab, das inmitten sumpfiger Wildnis stand. Sein Gefährte – nur eine Kugel aus schwarzen Stacheln von drei Metern Durchmesser – bewegte sich auf einem Parallelkurs.
    Von hier oben wirkte das Gebäude wie ein schwarzer Stern, umringt von den weißen Strahlen der Plaston-Gehwege inmitten des Flötengrases ringsherum. Amistad sank tiefer und näherte sich dabei einem der Gehwege, und jetzt löste sich die schwarze Scheibe zu einem Kuppeldach aus fotoelektrischem Glas auf – ein Material, das bei abgelegenen Polisbauwerken häufig verwendet wurde. Das also war die Stelle. Nachdem Amistad erst vor wenigen Monaten auf Masada eingetroffen war, hatte er eine Zeit lang gebraucht, um sich zu orientieren und wirklich zu verstehen, was von ihm erwartet wurde. Die Polis benötigte Daten, Daten über Jeremiah Tombs, über den Techniker, über die gesamte Lebensform der Atheter und den Grund für ihre Selbstvernichtung. Dieses Bauwerk barg eine Atheter-KI, wenn auch eine ziemlich zugeknöpfte, und das erschien Amistad als ein so guter Ansatzpunkt wie jeder andere.
    Penny Royal landete Sekunden vor ihm sachte auf der Wurzelstockschicht und rollte dann auf das Bauwerk zu, wobei sich die Stacheln wie die Füße eines Seesterns bewegten. Als Amistad schließlich auf einem Gehweg aufsetzte, betrachtete er seinen Gefährten nachdenklich. Man nannte diese Wesen nicht aufgrund ihrer Farbe schwarze KIs; sie trugen diese Bezeichnung, weil sie die Erzbuhmänner der Polis darstellten, in deren Gesellschaft niemand sicher war. Nachdem er Penny Royals Verstand von der bitteren Dunkelheit befreit und die KI wieder zusammengesetzt hatte, hatte Amistad sie bei sich behalten, weil Penny Royal vielleicht noch Kenntnisse von dem Ding besaß, das ihn angegriffen hatte und das wahrscheinlich mit den hiesigen Ereignissen zusammenhing. Nachdem er Penny Royals geistige Verfassung anscheinend wiederhergestellt hatte, war Amistad auch für ihn verantwortlich, und er konnte nicht abstreiten, dass er eine anhaltende Faszination für ihn empfand. Allerdings fragte er sich nach wie vor, ob er dieses vielschichtige und verwirrende Wesen wirklich zu einem sicheren Zeitgenossen gemacht hatte.Es in seiner Gesellschaft zu behalten, das war mindestens riskant.
    Amistad wandte sich wieder dem gemeinsamen

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