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Die Vergessenen

Die Vergessenen

Titel: Die Vergessenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Schädelhälfte.
    Warum hatte Grant diesen Proktor nicht umgebracht, als er ihn da draußen auf einem Bett aus zertrampeltem Flötengras liegend fand? Sanders hatte recht darin gehabt, dass jeder, der den Angriff eines Kapuzlers überlebte, wahrscheinlich mit ehrfürchtigem Staunen betrachtet wurde. Tatsächlich wurde Jeremiah Tombs nach wie vor von vielen mit Ehrfurcht betrachtet, besonders jetzt, wo etwas von der Wahrheit über diesen Planeten ans Licht gekommen war. Vielleicht hatte Grant ihm nur deshalb zu Leben erlaubt. Aber dahinter steckte mehr als nur Aberglaube oder Ehrfurcht, obwohl der Kapuzler, den Grant gesehen hatte, als die Kreatur den mächtigen Löffelkopf vom Proktor hob, kein anderer als der mythische Techniker gewesen war. Da war noch diese Atemmaske gewesen, diese verdammte Atemmaske …
    Grant war überzeugt gewesen, dass der Mann einige Fragen beantworten konnte und das Verhör vermutlich von einer forensischen KI der Polis ausgeführt würde, die sich direkt mit dem Gehirn verknüpfte, um sie zu stellen. Und doch waren diese Fragen seit über zwanzig Jahren nicht gestellt worden, und Tombswar ein Nervenbündel und letzter Internierter von etwas, das einmal ein Gefängniskrankenhaus auf einer der Inseln des Südens gewesen war. Sein Geisteszustand lag innerhalb dessen, was der Polistechnik zugänglich war, und doch wollten die KIs nicht an dem herumpfuschen, was der Techniker mit ihm gemacht hatte, wahrscheinlich weil die KIs es bislang nicht verstanden.
    Grant, ehemaliger Soldat und Colonel in der Armee des Untergrunds, fröstelte und blickte auf den Boden vor ihm. Die ganz spezielle Leiche, die hier gelegen hatte, war von einigen wenigen Dryben umgeben gewesen, die schon dabei waren, sich zu verdrücken. Dryben waren kleine, auf Masada heimische Kreaturen, anscheinend verwandt mit den Sprawnen, die die Arbeiter in einigen Teichen gezüchtet hatten. Sie stellten die Bestatter des Planeten dar wie die Maden auf der Erde. Etwas an diesem Todesfall hatte sie an die Oberfläche gelockt, aber der Kontakt zu den Überresten vertrieb sie wieder, denn außerplanetares Fleisch enthielt nicht die von ihnen benötigten Proteine. Grant erinnerte sich jedoch daran, wie die Leiche von Pfennigmuscheln gewimmelt hatte, die gewölbten Schalen mit den gleichmäßigen bunten Mustern gezeichnet, genau wie die Mollusken gleicher Art, die um Tombs herumgeschwärmt waren …
    Grant wandte sich unvermittelt ab und ging zurück zur Schlafbaracke und dem Geländewagen, den er dahinter geparkt hatte, denn er zweifelte inzwischen an dem Impuls, der ihn getrieben hatte, noch mal seine Vergangenheit zu besuchen. Er begriff, worauf dieser Impuls zurückging. Die Erkenntnisse, die Polisforscher hier gewonnen hatten, und die Anwesenheit einer Atheter-KI da draußen in der Wildnis, all das hatte ihn in Gedanken stark beschäftigt. Inzwischen war, wie es schien, eine antike Kriegsdrohne mit dem Auftrag eingetroffen, einige Antworten zu finden. Und er war sicher, dass einige dieser Antworten solche auf Fragen waren, die er sich selbst häufig gestellt hatte, Fragen nach Jeremiah Tombs.

KAPITEL DREI
Prothesen
    Seitdem es Genmanipulation ermöglicht, sich neue Gliedmaßen wachsen zu lassen, oder man einfach abstoßungssichere Körperteile von der Stange kaufen kann, hätte man eigentlich gedacht, dass die Prothesenindustrie am Ende wäre. Falsch. Da die meisten Menschen genetisch angepasste Gliedmaßen und Organe aus dem Tank vorziehen, dienen Prothesen als Übergangslösung während des Wachstums. Schnell einsetzbare Prothesen wurden auch für den Fall entwickelt, wo die Leute nur begrenzt Zugang zu fortschrittlicher Medizintechnik haben: Plug-in-Gliedmaßen für Soldaten auf dem Schlachtfeld, automatisch anwachsende Synthohaut, Augeneinsätze, die dann Nanofaserverbindungen zum Sehnerv oder gleich bis zum Sehzentrum des Gehirns herstellen, automatisch anwachsende Zähne und sich automatisch verknüpfende Brustpack-Herzen. Die Technik hat dafür gesorgt, dass Prothesen heute haltbarer, feinfühliger und stärker sein können als jeder Körperteil, den sie ersetzen, und manche Leute ziehen sie entsprechend vor. Manche ersetzen über Jahre hinweg allmählich den ganzen Körper und hausen schließlich in einem Golem-Vollchassis, ehe sie für den letzten Schritt zur Prothese optieren und ihren Verstand in Kristall speichern lassen.
    aus Wie es aussieht von Gordon
Masada (Solstan 2453 – 16 Jahre nach der Rebellion)
    Die

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