Die Vergessenen
aufbäumte. Ein weiterer Laut ertönte, und Jem bemerkte, dass er von ihm stammte, ein tiefes Klagen, das seine ganze Luft zu verbrauchen schien. Er riss sich vom Anblick der Sealuroynes los, während sich das verwirrende Abbild des Dings, das sie bildeten, vor dem Boot ausbreitete, ganz scharfe Kanten und grau geschuppte Haut.
Dann rammte das Boot das Ding und schleuderte ihn nach vorn. Jem schlug mit dem Kopf an einem der Schließkästen auf, aber obwohl die Kopfabdeckung Schmerzen übermittelte, wurde er nicht bewusstlos. Er rollte sich am Boden des Boots zusammen und weinte. Als er schließlich daraus zum Vorschein kam, sah er das Meer aus nichts Bedrohlicherem als Wellen zusammengesetzt, und der Kartenmonitor zeigte ihm, dass er auf die Westküste der Halbinsel gestoßen war, die er hatte umfahren wollen.
KAPITEL 5
Heroyne (eine Einführung)
Wie der Name mit seiner Ähnlichkeit zum englischen »Heron« schon andeutet, weist diese Kreatur Ähnlichkeit mit dem irdischen Reiher auf, noch betont durch ähnliche Umweltbedingungen – Schlammebenen, bedeckt mit dem schilfähnlichen »Flötengras«. Flugfähige Wesen findet man auf Masada aber nur, soweit von Menschen dort eingeführt, und einen außerirdischen Organismus als Vogel zu bezeichnen, das bedeutet, einem grundlegenden Irrtum aufzusitzen. Heroynes sehen wie Vögel aus, schlüpfen aus Eiern und bauen Nester, aber damit enden die Übereinstimmungen auch schon. Der Nachwuchs entschlüpft den Eiern nicht im Nest; vielmehr trägt das Primärmännchen (Bild eins) die Eier auf dem Rücken; der Rumpf dieses Tieres erinnert an einen dicken Schalensitz, wobei der Ansatz des langen gebogenen Halses sozusagen der Rückenlehne entspricht. Unter dem Hals entwachsen der Kreatur an der Vorderseite des Körpers zwei Armpaare, die in spatenähnlichen Schaufeln auslaufen, deren Zweck sich darin erschöpft, die Eier auf den Rücken zu laden. Das Primärmännchen verfügt über einen langen Schnabel, wie das Sekundärmännchen und das Weibchen auch (Bilder zwei und drei), aber sein Schnabel ist gezahnt, ohne dass irgendjemand den Grund wüsste. Das Weibchen ist für den Bau des Nachtnestes zuständig, eines dicken Polsters aus verflochtenen Flötengrasstängeln. Nachdem es vom Primär- und Sekundärmännchen befruchtet wurde, legt es nach einer Trächtigkeit von drei Monatenin diesem Nest Eier. Es verlässt sie dann, woraufhin das Primärmännchen die Eier einsammelt und herumträgt, bis der Nachwuchs schlüpft. Heroyneküken müssen dann, so schnell sie nur können, aus der Umgebung des Männchens flüchten, während dieses noch in einer kurzen Fugue verweilt, wonach es sie fressen wird. Eins ist mal sicher, was diese Kreaturen anbetrifft: weitere Forschung wird benötigt, denn viel von ihrem Verhalten scheint nicht auf einer logischen evolutionären Basis zu beruhen.
Allerdings …
aus dem Planetaren Almanach von Masada
Die Atheter hatten den Mechanismus mit höchster Präzision konstruiert und ihre Absicht tief in seiner Struktur verankert: Er diente dazu, die aktiven höheren Denkprozesse, das Empfindungsvermögen und die Intelligenz der Atheter selbst zu löschen – ein Löschvorgang, der nicht nur den Verstandesinhalt betraf, sondern auch die körperliche Struktur. Nach der Erstaktivierung hatte er seine Musterdisruptoren überall auf dem Heimatplaneten verteilt, um seine Aufgabe in riesigem Maßstab zu erfüllen, und manchmal blieb nach getaner Arbeit selbst vom tierischen Verstand zu wenig, um die Zielkreatur überhaupt am Leben zu halten. Viele überlebten den Vorgang jedoch, und wie geplant, sanken die Atheter auf den Zustand von Tieren zurück: Schnatterenten. Sobald das erreicht war, führte der Mechanismus seine sekundäre Funktion aus: Materiezerstörung, um die verbliebene Athetertechnik zu beseitigen, um sie in Stücke zu zerschlagen, die klein genug waren für die Trikonusse und die Verwüstungen der Zeit.
Nach Abschluss seiner Arbeit packte der Mechanismus seine Disruptoren weg und entsandte nun seine Sonden, denn er wurde zum Jäger auf der Fährte jedes Verstandes, der dem ursprünglichen Holocaust auf der Atheter-Heimatwelt entgangen war, wo der Mechanismus seinen Standort hatte. Er entfernte sich nun von dort, um seine Macht leichter zur Geltung bringen zu können. Wo immer eine Sonde einen lebenden, denkenden Atheter antraf, holte der Mechanismus einen Disruptor aus dem Speicher und entsandte ihn an die entsprechende Stelle, um den dort gefundenen
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