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Die Vergessenen

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Titel: Die Vergessenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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heranwachsende Skoles seitlich am Schädel saßen. Das gefiel ihr nicht. Obwohl sie gewusst hatte, dass Separatisten Dracocorp-Verstärker benutzten, erinnerte sie das zu sehr an andere Leute, die dergleichen getragen hatten: Angehörige der Theokratie-Bruderschaft, ihre Feinde.
    »Was ist so dringend?«, fragte sie. »Sie wissen doch, dass ich ein wichtiges Attentat plane, oder?«
    »Ja, Jeremiah Tombs.«
    »Darum geht es also, nicht wahr?«
    »Ja.«
    Frustration stieg in ihr auf. Ihr war danach, auf ihn zuzugehen und ihm eine Ohrfeige zu verpassen, um irgendetwas zu provozieren, was an eine menschliche Reaktion erinnerte.
    »Vielleicht könnten Sie sich etwas mehr in Einzelheiten ergehen?«
    »Die AOP«, sagte sie.
    »Ja, ich kenne die Alien Occupancy Policy, die Politik für Fälle außerirdischer Präsenz.«
    »Dann wissen Sie auch, dass diese Welt als außerirdische Heimatwelt klassifiziert werden könnte, mit der Folge, dass Sie wenig bis gar keine Mitsprache mehr über Ihre Zukunft hier eingeräumt bekämen.«
    »Ja, das ist mir klar.«
    »Stärkere Kontrolle durch die Polis, mehr Einschränkungen.« Nach wie vor dieser ausdruckslose Tonfall, wenngleich er hier über etwas sprach, wogegen Separatisten seit Jahren kämpften. Er fuhr fort: »Die größten Gefahren für Sie bestehen in der Atheter-KI und dem, was womöglich in Tombs’ Verstand enthalten ist.«
    »Weshalb er sterben muss.«
    »Sie müssen in größerem Rahmen denken.«
    »Fahren Sie fort.«
    »Wir gehen davon aus, dass die KIs, die Tombs derzeit überwachen, ihn zu bestimmten Stellen locken. Sie werden ihn mit den Realitäten konfrontieren, denen er sich bislang durch seinen Wahnsinn entzieht. Wir können annehmen, dass sich eine dieser Konfrontationen um die Atheter-KI drehen wird.«
    »Und?«
    »Sie müssen in seine Nähe gelangen; Sie müssen bei ihm sein, wenn er die KI erreicht. Die Atheter-KI stellt vielleicht die größere Gefahr da und muss eliminiert werden.«
    »Niemand kann ihr nahe kommen«, wandte Shree ein. »DieBarriere ringsherum strotzt von Kraftfeldern und Sensoren. Man benötigt eine Genehmigung des planetaren Gouverneurs, der KI Ergatis, um dorthin vorzudringen, und ich will verdammt sein, wenn ich möchte, dass dieses Ding mich entsprechend scharf unter die Lupe nimmt. Außerdem hat, soweit ich weiß, seit Jahren niemand mehr eine solche Genehmigung erhalten.«
    »Wir gehen davon aus, dass Tombs sie erhalten wird.«
    »Klar doch, ich muss also nur in Tombs’ Nähe gelangen, ihn begleiten, wenn er sich an die KI wendet, und derweil eine Bombe unter meiner Bluse versteckt halten?«
    »Die Umstände wirken sich jetzt zu Ihren Gunsten aus. Sie können Ihre Tarnung als Earthnet-Reporterin benutzen, um an Tombs heranzukommen.«
    »Yeah, man wird mich auch bestimmt all den übrigen Reportern vorziehen, die an dieser Sache dran sein möchten.«
    »Die Umstände wirken sich jetzt zu Ihren Gunsten aus.« Diese Wiederholung wirkte auf Shree unheimlicher als der Anblick der Heroyne zuvor. Waren die Dracocorp-Verstärker für die scheinbare Entmenschlichung dieser Leute verantwortlich? Sie warf einen Blick auf die beiden Mitarbeiter Hallorans. Sie hatten sich nicht mehr gerührt, seit sie und er das Gespräch begonnen hatten, und ihre Gesichter wirkten leer.
    »Welche Umstände?«
    »Wir haben erfahren, dass man einen Menschen rekrutieren wird, der auf Tombs achtgibt. Bei diesem Menschen handelt es sich um den ehemaligen Rebellenkommandeur Leif Grant. Sie kennen ihn, und er kennt Sie. Das ist Ihr Ansatzpunkt.«
    Shree verzog das Gesicht. Halloran sprach das Wort »Mensch« aus, als wäre er kein Angehöriger dieser Lebensform.
    »Möglich«, pflichtete sie ihm bei und fragte sich, ob Halloran ihre Vorgeschichte mit Grant kannte. »Damit ist jedoch nicht die Frage beantwortet, wie ich eine Fünfzig-Meter-Scheibe Speicherkristall ›eliminiere‹, auf der noch ein Bauwerk sitzt.«Sie unterbrach sich einen Augenblick lang. »Sie können darauf wetten, dass es unmöglich ist, irgendeine Form von chemischem Sprengstoff durch die Barriere zu bringen, und dass eine CTD-Eindämmungsflasche sofort entdeckt würde.«
    Halloran hob die Hand und schnippte mit den Fingern. Der Begleiter rechts von ihm, der Mann, trat vor und stand dann nur einen Augenblick lang stumm da. Halloran schnippte gereizt erneut mit den Fingern, und der blonde Mann öffnete auf einmal den Mantel und anschließend das Hemd und legte so eine nackte blasse Brust und einen

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