Die Verlockung des Glücks (German Edition)
einen Gefallen zu tun, drei Schritte rückwärts.
Den Weg bis nach Hause verbringen wir redend und lachend.
Matt erzählt mir über seine Familie, darüber, dass sie zu Hause mit seiner Mutter immer Deutsch sprechen mussten und er als Kind nicht eingesehen hat, was es für ein Schatz ist, auf diese Art eine zweite Sprache fließend sprechen zu können.
Ich habe ganz andere Erfahrungen gemacht, meine Mutter hat immer Englisch mit uns gesprochen, aber ich fand das als Kind irgendwie cool. Für meinen Bruder und mich war das lange wie eine Art Geheimsprache, bis uns die anderen Kinder verstehen konnten, waren wir alle längst auf dem Gymnasium.
Die halbe Stunde Fußweg ist vergangen, bevor mir richtig bewusst geworden ist, dass wir überhaupt losgegangen sind.
Matt bringt mich bis zu meiner Haustür. Ich suche den Hausschlüssel aus meiner Handtasche und stecke ihn ins Schloss, ich bin ein bisschen beschwipst von den vielen Cocktails und brauche zwei Versuche, bis es klappt. Dann drehe ich mich zu Matt um, der bis vor einer Sekunde noch lachend von seinem ersten Urlaub in Deutschland erzählt hat. Als sich unsere Blicke treffen, wird er schlagartig ernst. Er streckt seine Hand aus, um mir eine verirrte Haarsträhne hinters Ohr zu streichen, aber er hält danach nicht inne, seine Fingerspitzen wandern weiter, leicht wie eine Feder, fahren meinen Hals herab bis zu meiner Schulter und zeichnen dann die Kontur meines Schlüsselbeins nach, bis sie am oberen Ende meines Brustbeins verharren. Trotz der Wärme dieser Sommernacht bekomme ich eine Gänsehaut.
Sein Blick bleibt an meinem Mund hängen und er beugt sich zu mir. Ich kann jetzt mein eigenes Herz schlagen hören, spüren, wie es von innen gegen meine Brust hämmert.
Er legt eine Hand an meine Taille und zieht mich ein Stückchen näher zu sich heran.
„Was ist mit dir, Sophie? Trägst du eigentlich Unterwäsche?“ Seine Stimme ist ganz rau und ich starre wie gebannt auf seine Lippen, die sich langsam den meinen nähern. Eine Welle von Adrenalin rauscht durch meinen Körper, heiß, kribbelnd und mächtig.
Kurz bevor Matt dazu kommt, mich zu küssen, geht plötzlich hinter mir im Hausflur das Licht an und mein Bruder öffnet von innen die Tür.
Kapitel 7
Matt und ich fahren auseinander, wie zwei kleine Kinder, die bei etwas Verbotenem ertappt worden sind. Ich kann spüren, dass mir umgehend die Röte in die Wangen schießt. Ich verfluche innerlich den Tag, an dem ich meinem Bruder meinen Haustürschlüssel gegeben habe.
Lukas räuspert sich demonstrativ.
„Schwesterchen“, er beugt sich zu mir und gibt mir einen Kuss auf die Wange, „ Matthew“, er nickt mit dem Kopf in Matts Richtung.
Dieser streckt i hm die Hand hin. „Hallo Lukas!“ Er setzt sein Strahlelächeln auf.
„Ich hatte ja ein schlechtes Gewissen, dass ich dich versetzt habe, aber wie ich sehe, hast du ja netten Ersatz gefunden!“ Er mustert Matthew grinsend und ich würde ihm den süffisanten Ausdruck gerade gerne aus dem Gesicht schlagen.
„Ihr kennt Euch?“, frage ich überflüs sigerweise, immerhin haben die Beiden sich mit Namen begrüßt.
„Ich habe vorgestern bei Betty vorbei geschaut, da haben wir uns kennengelernt.“ Lukas mustert weiterhin abwechselnd Matthew und mich und sein Lächeln wird immer breiter.
Schließlich räuspert Matt sich leicht verlegen. „Ich werde dann mal gehen, meine Großmutter wartet bestimmt schon auf mich!“
Aus dem Mund eines Kerles, der muskelbepackt und fast zwei Meter groß ist, klingen diese Worte irgendwie amüsant. Trotzdem ist die ganze Situation seit dem Auftauchen meines Bruders eher unangenehm und peinlich geworden. Ich merke, wie ich unbehaglich von einem Fuß auf den anderen trete und mit dem Armband meiner Uhr spiele.
„Dann schlaf gut, Matthew. Und grüß Betty von mir.“ Ich weiß nicht so genau, wie ich mich von ihm verabschieden soll, aber er löst die Situation elegant, in dem er mir einen zarten Kuss auf die Wange gibt.
„Nächstes Mal finde ich es heraus …“, flüstert er mir so leise zu, dass Lukas es nicht hören kann, bevor er sich ihm zuwendet und grüßend die Hand hebt, und sich dann umdreht und geht.
Lukas schließt die Tür hinter ihm und das dämliche Grinsen will einfach nicht aus seinem Gesicht weichen.
„Soso, also du und Matthew?“ Provozierend wackelt er mit den Augenbrauen.
„Zum einen heißt es ‚ Matthew und du‘“, verbessere ich ihn,
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