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Die Verlockung des Glücks (German Edition)

Die Verlockung des Glücks (German Edition)

Titel: Die Verlockung des Glücks (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Kaiser
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Augenklimperns und Haarewerfens, bevor ich mich auf Zehenspitzen stelle und ihm mit einer Stimme, als wolle ich ihm ein unsittliches Angebot unterbreiten, in sein Ohr sage:
    „Wusstest du eigentlich, dass in Deutschland die meisten Mädchen im Sommer keine Unterwäsche tragen?“ Ich klimpere noch ein paar Mal übertrieben mit den Wimpern hinterher. Zugegeben, das war nicht unbedingt das Intelligenteste, das ich ihn hätte sagen können, um seine Aufmerksamkeit von den Frauen abzulenken, aber es war das erstbeste, das mir eingefallen ist.
    Und es funktioniert. Er schaut mich einen Moment lang völlig perplex an, dann fängt er an zu lachen.
    „Du lügst!“ Er zeigt auf eine junge Frau mit einem zu kurzen Trägertop und einer Jeans, die zu tief auf den Hüften sitzt. „Die da trägt welche, sogar in Nuttenrot!“
    Ich betrachte das etwas geschmacklose Outfit der Dame, auf die er gezeigt hat und als sie sich umdreht und uns ihr Hinterteil zuwendet, sehe ich tatsächlich einen feuerroten Stringtanga, der oben aus dem Bund ihrer Hose schaut.
    „Und die da …“, Matt deutet auf ein etwas korpulenteres Exemplar, dessen Slip ein paar Nummern zu klein zu sein scheint und der, selbst durch die Hose noch sichtbar, äußerst unvorteilhaft in das weiche Fleisch von Po und Schenkeln schneidet, „… die trägt ganz eindeutig auch welche!“
     
    Ich muss über den Eifer, mit dem er meine Aussage zu widerlegen versucht, lachen und wir beschäftigen uns eine ganze Weile mit diesem eigentlich wenig niveauvollen Spielchen. Wir versuchen den anderen mit unseren Neuentdeckungen von sichtbaren Wäscheteilen regelrecht zu übertrumpfen und führen bald so etwas, wie einen kleinen Wettkampf. Plötzlich ist es ganz unkompliziert, wir lachen viel, sind zwischendrin richtiggehend ausgelassen und ich vergesse fast, dass er eigentlich ein eingebildeter Neandertaler ist, den ich gar nicht leiden kann. Vielleicht würde ich auch das Kribbeln vergessen, das er bei mir auslöst, aber jedes Mal, wenn er sich zu mir beugt, um mir etwas ins Ohr zu sagen, wird es mir wieder bewusst.
    Als wäre es der reine Zufall, streicht er immer wieder über meinen Handrücken, über meinen Ellenbogen, über meinen Oberarm. Er lässt es so aussehen, als würde er nur meine Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollen und als würde ihm, bedingt durch den Lärm hier, nichts anderes als eine Berührung dafür übrig bleiben.
    Irgendwann streicht er mit der Rückseite von Zeige- und Mittelfinger über meine nackte Schulter. Ganz sanft nur, aber es reicht aus, damit meine Haut schon wieder anfängt zu kribbeln und mein ganzer Körper zu summen beginnt. Ich lecke mir über die Lippen und hole tief Luft. Und als ich ihm ins Gesicht schaue, erkenne ich dort, dass es ihm kaum anders ergeht als mir.
     
    Als wir den Klub schließlich verlassen, ist es bereits tiefe Nacht und es hat sich auf ein erträgliches Maß abgekühlt. Ich atme, die stickige Luft des Klubs hinter mir lassend, tief durch und genieße, wie sich meine Lungen mit frischer, angenehmer Luft füllen.
    Matt will gerade einem vorbeifahrenden Taxi winken, aber ich schüttele mit dem Kopf und halte ihn davon ab.
    „Es ist so angenehm heut e Abend, lass uns zu Fuß zurückgehen!“
    Er sieht mich ungläubig an.
    „Das ist ein Fußweg von über e iner halben Stunde, wie willst du das auf diesen Schuhen schaffen?“ Er macht eine Kopfbewegung in Richtung meiner High Heels.
    Ich grinse und öffne meine Handtasche und krame dann ein Paar flache Ballerinas hervor, die ich ihm unter die Nase halte.
    „Auch ich bin allzeit bereit! Auch wenn ich nicht bei den Pfadfindern war …“
    Ich halte mich an seiner Schulter fest, während ich auf einem Bein balanciere, um meine Schuhe zu wechseln. Das verbindet gleich zwei gewinnbringende Aspekte miteinander: Ich kann mein Gleichgewicht besser halten und ich kann gleichzeitig unauffällig seine Schultermuskulatur betasten. Ich lasse mir etwas mehr Zeit, als ich gebraucht hätte, bis ich ihn wieder loslasse.
     
    „Im Übrigen hätte ich den Weg auch in den hochhackigen Schuhen geschafft. Alles eine Frage der Übung!“
    Er zuckt mit den Schultern.
    „Ich hätte dich auch tragen können, wenn du nicht mehr weiter gekonnt hättest, Honey!“
    „Klar, aber ich will ja nicht, dass du hinterher noch wegen Überanstrengung schlappmachst, du machst mir doch einen eher schwächlichen Eindruck!“ Ich schubse ihn an der Schulter und er macht, lachend und vermutlich nur um mir

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