Die Verlockung des Glücks (German Edition)
ganz die große Schwester, „und zum anderen gibt es da kein ‚Matthew und ich‘ . Zugegeben sieht er ganz gut aus, aber er hat Manieren wie ein Neandertaler und ich kann ihn nicht leiden!“ Ich muss gestehen, dass ich mir sogar selbst nicht ganz glaube, ich antworte viel zu schnell und mit zu viel Nachdruck.
„Ist klar!“ Lukas kann heute gar nicht mehr aufhören zu grinsen.
„Ich gehe jetzt schlafen!“, sage ich sauer, weil er sich über mich lustig macht und stolziere dann die Treppe hoch.
Eine Viertelstunde später liege ich endlich in meinem Bett, aber kann nicht einschlafen. Mein Schlafzimmer ist viel zu warm und ich bin viel zu aufgekratzt. Ich liege unruhig da und denke über Matt nach, denke an seine Hand auf meiner Taille, an seine Finger an meinem Schlüsselbein, seine Lippen auf meiner Wange. Ich drehe mich von einer Seite auf die andere, doch ich kann das Gefühl, das er hinterlassen hat, einfach nicht loswerden. Ich weiß selbst, dass ich mir nur etwas vormache, dass ich ihn längst nicht mehr nur als primitiven Höhlenmenschen empfinde. Wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, muss ich mir eingestehen, dass ich auf dem besten Weg bin, mich in ihn zu verlieben. Und das macht mir mehr Angst, als alles andere.
Ich habe ein ernsthaftes Problem mit Nähe und Beziehungen, ich bin viel zu oft viel zu bitter enttäuscht worden. Und selbst, wenn dem nicht so wäre: Wo soll das schon hinführen? Der Kerl ist ein Frauenheld. Wenn ich mich wirklich auf ihn einlassen würde, dann hätte er eine nette Urlaubseroberung, mit der er zu Hause vor seinen Footballkumpels prahlen kann. Ich wäre nur eine weitere Kerbe in seinem Bettpfosten, bevor er wieder zurück nach Hause fliegt. Und während er - Tausende von Kilometern weit weg - fröhlich mit der Nächsten herummacht, würde ich hier mit gebrochenem Herzen zurückbleiben.
Es ist schon hell draußen, als ich beschließe, ihn einfach nicht mehr wiederzusehen und endlich in einen oberflächlichen, traumlosen Schlaf falle.
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Matt sitzt in dem kleinen Gästezimmer im Haus seiner Großmutter und fühlt sich, wie ein notgeiler Sechzehnjähriger. Der beinahe Kuss mit Sophie war genauso prickelnd, wie frustrierend. Er hatte sich den Ausgang des Abends irgendwie anders vorgestellt, seine immer noch andauernde Erektion erinnert ihn daran, dass es sehr lange her ist, dass er so etwas wie ein Date hatte, dass er eine Frau fast geküsst hat und dann doch alleine ins Bett musste.
Resignierend atmet er tief ein, um die Luft dann langsam durch fast geschlossene Lippen wieder auszupusten.
Er steht auf und holt sich ein Glas Wasser mit Eis und geht zurück auf sein Zimmer.
Am Fenster stehend trinkt er es anschließend in großen Schlucken leer, während er hinaus auf ihr Haus schaut und herauszufinden versucht, hinter welchem der Fenster sich wohl ihr Schlafzimmer verbirgt.
Verdammt, ich bin ein erwachsener Mann und kein verknallter Schuljunge, der aus der Ferne das Haus seiner Angebeteten ausspioniert, nur um einen heimlichen Blick auf das Objekt seiner Begierde zu erhaschen!
Über sich selbst den Kopf schüttelnd zerbeißt er einen Eiswürfel und genießt die köstliche Kälte, die sich daraufhin in seinem Mund verteilt und auch seine Gedanken dazu bringt, sich ein bisschen abzukühlen.
Aber es genügt nicht, um zur Ruhe zu kommen.
Entnervt geht er schließlich ins Bad, zieht sich aus und nimmt eine kalte Dusche.
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Als ich mittags, immer noch völlig übermüdet, aufwache, sind es draußen schon wieder 34 °C. Ich habe Kopfschmerzen. Ich dusche erst heiß und dann kalt, koche mir Kaffee, trinke ein Glas Wasser und dann ein Glas Orangensaft, esse ein Toastbrot mit Butter und Honig und als das alles nicht hilft, nehme ich eine Kopfschmerztablette.
Wenn man die halbe Nacht mit fremden Männern, zu viel Alkohol und Grübeleien verbringt, muss man sich am nächsten Tag über einen Kopf, der sich anfühlt, als stünde er kurz vor einer Explosion, vermutlich nicht wundern.
Mein Bruder, der noch schlafend auf dem Sofa lag, als ich vorhin nach unten gekommen bin, scheint vom Geruch des Kaffees wach geworden zu sein. Verschlafen, aber bereits mit einem anzüglich-breiten Grinsen im Gesicht, kommt er zu mir in die Küche. Ich verdrehe bereits die Augen, bevor er mir auch nur Guten Morgen sagen konnte. Ich weiß, was jetzt folgen wird.
„Na Schwesterchen, haben wir einen Kater?“
„Ich ja, ob du auch einen hast, weiß ich
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