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Die verlorene Bibliothek: Thriller

Die verlorene Bibliothek: Thriller

Titel: Die verlorene Bibliothek: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. M. Dean
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mein Herz verfehlt«, keuchte Athanasius. Emily war zutiefst schockiert vom Zustand des Mannes. Antoun hatte die letzten Stunden auf dem Boden seines Büros in der Bibliotheca Alexandrina gelegen und war langsam, still und allein verblutet.
    »Ich habe ihnen nichts verraten«, fügte Athanasius hinzu. Sein einst so dunkles Gesicht war kreidebleich, und seine Züge hatten etwas Geisterhaftes. Dennoch zwang er sich weiterzusprechen: »Sie haben es versucht … aber ich … Ich habe unser Geheimnis bewahrt.«
    »Ich weiß, ich weiß.« Tröstend drückte Emily Athanasius den Arm. »Ich bin sicher, dass Sie stark waren.«
    Athanasius lächelte. Er war zufrieden, seine Pflicht bis zum Schluss erfüllt zu haben. Doch dann verschwand das Lächeln wieder. Sein Verstand war noch immer klar genug, um zu hinterfragen, warum Emily überhaupt bei ihm war.
    »Warum … Warum sind Sie hier?«, brachte er schließlich mühsam hervor.
    »Ich habe den letzten Hinweis gefunden. Er war im Dolmabahce-Palast am Ufer des Bosporus. Ich habe ihn in Atatürks Sterbezimmer entdeckt, auf einer Ottomane neben dem Bett.«
    Athanasius hob die Augenbrauen.
    »Es war genauso wie bei den anderen«, fuhr Emily fort. »Das Wappen der Bibliothek gefolgt von einer Textzeile. Doch diesmal war da noch ein zweites Symbol. Und sowohl das Symbol als auch der Test – ›Der Kreis schließt sich. Oxfords göttliche Decke und Heim der Bibliothek – deuten auf Oxford hin.«
    Athanasius hatte nicht die Kraft, noch einmal zu fragen, doch es stand ihm ins Gesicht geschrieben: Also, warum sind Sie dann hier?
    »Ich bin hier«, antwortete Emily, »weil ich einfach nicht glauben kann, dass Arno Holmstrand mich im Kreis herumgeführt hat. In seinen Vorlesungen hat er immer wieder betont, dass Wissenschaftler sich nicht im Kreis bewegen dürften. Das sei Unsinn, hat er gesagt. Und jetzt soll ausgerechnet er mich an einen Punkt geführt haben, der nur wenige Yards von der Stelle entfernt ist, wo alles begonnen hat? Tut mir leid, aber das kann ich nicht glauben.«
    Athanasius nickte, doch sein Kopf sackte weg, und sein Atem ging immer schwerer. Emily musste auf den Punkt kommen, wenn sie sicherstellen wollte, dass das Opfer des Mannes nicht umsonst gewesen war.
    »Alles, was Sie mir über die Bibliothek und die Gesellschaft erzählt haben, Athanasius, bezog sich nur auf die Vergangenheit.« Emily beugte sich vor, bis ihr Gesicht nur wenige Zoll von seinem entfernt war. »Das kann nur die halbe Geschichte sein. Sie haben mir etwas verschwiegen. Bitte, jetzt ist der Moment gekommen, es mir zu erzählen. Sie müssen mir sagen, was ich nicht weiß. Was macht die Bibliothek neu … anders? Was ist es, das den Kreis durchbricht?«
    Athanasius schaute Emily in die blauen Augen. Tief in seinem Inneren wusste er, dass ihm nur wenige Augenblicke blieben, und Emily wusste das auch. Er blinzelte und konzentrierte sich darauf, so lange wie möglich bei Bewusstsein zu bleiben.
    »Dr. Wess, erinnern Sie sich … Erinnern Sie sich noch daran, was ich Ihnen über … unsere Arbeit als Bibliothekare … gesagt habe? Darüber wie … wie wir unser Material jeden Monat an den Bewahrer weiterleiten?«
    »Ja«, antwortete Emily. »Ja, ich erinnere mich daran. Irgendwas über Päckchen, die Sie jeden Monat abliefern, korrekt?«
    »Das stimmt. Wir sammeln Informationen und liefern sie per Päckchen aus. Der Bewahrer … Er erhält unsere Materialien und bringt die Bibliothek auf den neuesten Stand.« Er schnappte nach Luft und hustete. Blut spritzte ihm aus dem Mund.
    »Auf meinem Schreibtisch«, brachte er schließlich mühsam hervor. »Da liegt mein … mein neuester Beitrag. Ich sollte ihn später am Tag … ausliefern … heute.«
    Emily schaute zum Schreibtisch. Inmitten der Papiere lag ein kleines, in braunes Papier gewickeltes Päckchen. Sie nahm es sich.
    »Los …«, drängte Athanasius. »Machen Sie es auf.«

KAPITEL EINHUNDERTEINS
    O XFORD – 8:15 U HR GMT
    Mit der Last der Geschichte auf den Schultern beobachtete Ewan Westerberg, wie sich die Tür langsam öffnete. Gleich würde er sehen, was seine Vorgänger seit Gründung des Rates gesucht hatten. Er war der fünfzigste Sekretär des Rates, und er war stets stolz auf diese Zahl gewesen; doch nach dem, was er heute erreicht hatte, würde man sich seiner stets als Nummer eins erinnern. Als den Größten. Als denjenigen, der erreicht hatte, was andere für hoffnungslos oder gar unmöglich erachtet hatten. Die Macht und der

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