Die verlorene Bibliothek: Thriller
der letzte Tag seiner Präsidentschaft sein.
»Ich übergebe den Befehl über die Operation an die Army«, erklärte Ashton Davis. Er sprach mit dem gleichen zurückhaltenden, aber entschlossenen Tonfall wie schon zuvor. »Es ist das Militär, das Sie als Bedrohung betrachtet, und daher werden Sie auch unter Militärrecht verhaftet werden.«
»Als Bedrohung?« Fast hätte der Präsident laut aufgelacht. »Das ist doch lächerlich! Ich bin keine Bedrohung! Das ist doch Unsinn!«
»Mr President«, mischte General Huskins sich ein, »eine Reihe von Exekutionen Ihrer engsten Mitarbeiter kann man ja wohl kaum als ›Unsinn‹ bezeichnen. Terroristen ermorden systematisch Personen, die in der Politik eine große Rolle spielen, und das nicht nur auf amerikanischem Boden, sondern in der Hauptstadt selbst!«
»Aber damit habe ich nichts zu tun«, erwiderte Tratham trotzig. »Das waren alles gute Männer. Ich habe nie etwas getan, das sie hätte in Gefahr bringen können.«
»Das stimmt schlicht und ergreifend nicht«, widersprach ihm Davis. »Sie haben Ihre Ermordung ja vielleicht nicht in Auftrag gegeben, aber Ihre Berater sind von Afghanen ermordet worden, die gegen jeden in Ihrem Inneren Kreis den Dschihad ausgerufen haben, der mit Ihren illegalen Aktivitäten beim Wiederaufbau zu tun hatte.«
Das Gesicht des Präsidenten war rot vor Wut.
»Wie können Sie es wagen, Ashton! Sie wissen ganz genau, dass ich im Nahen Osten niemals irgendwelche illegalen Handlungen vorgenommen habe. Himmel, ich habe sogar den größten Teil meiner Präsidentschaft damit verbracht, all die Zerstörung wiedergutzumachen, die meine Vorgänger in Afghanistan angerichtet haben!«
»Und so ganz nebenbei haben Sie sich damals mit den Saudis zusammengetan«, fügte Huskins hinzu. »Was zum Teufel haben Sie sich nur dabei gedacht? Dass die Afghanen einfach zusehen, wie Sie ihr Land an ihre Erzfeinde verkaufen?«
»Verdammt noch mal, Huskins, ich habe nie irgendwelche Geschäfte mit den Saudis gemacht!«
»Diese Behauptung steht in krassem Gegensatz zu den unzähligen Beweisen, die wir und der Rest der Welt inzwischen gesehen haben.«
»Meinen Sie etwa diesen Mist in der Presse?« Präsident Tratham war außer sich vor Wut. »Das ist doch alles Blödsinn. Lügen. Sie sollten das besser wissen! Ich weiß nicht, wo dieses Zeug herkommt, aber irgendjemand will mich in die Pfanne hauen.«
»Bullshit!«, erwiderte General Huskins, dessen Wut nun ebenfalls zunahm. »Es gibt Dokumente, die Ihre Unterschrift tragen, Kontoauszüge, Aussagen Ihrer saudischen Partner, E-Mails …«
»Das ist alles Müll!«, schnappte der Präsident. »Ich habe keine Ahnung, wer über die Mittel dazu verfügt, so etwas zu fälschen, aber ich habe nie irgendwelche Mails an saudische ›Partner‹ geschickt.«
Der Verteidigungsminister hob die Hand, bevor der General etwas darauf erwidern konnte. Dann, nach einem kurzen Schweigen, um die Atmosphäre wieder ein wenig zu entspannen, erklärte er in ruhigem, festem Ton :
»Es ist genug, Mr President. Lassen Sie uns diese verzweifelten Verteidigungsversuche beenden. Wir sind nicht hier, um mit Ihnen darüber zu diskutieren, sondern um Ihnen zu erklären, was als Reaktion darauf geschehen wird. Es ist unabänderlich. Morgen früh wird man Sie verhaften. Auch wenn Sie das nicht verdient haben, bieten wir Ihnen hiermit die Gelegenheit, Ihre persönlichen Angelegenheiten zu regeln; aber vergessen Sie eines nicht: Sollten Sie versuchen, Kontakt zur Presse aufzunehmen, aus Washington zu fliehen oder sich sonst wie der Verantwortung für Ihre Taten zu entziehen, dann werden wir sofort handeln.« Er schaute dem Präsidenten tief in die ungläubigen Augen. »Aber wie auch immer … Morgen früh um zehn Uhr werden Sie so oder so von General Huskins verhaftet und in das Militärgefängnis von Fort Meade gebracht.«
Präsident Tratham atmete langsam und tief durch. Sein Blick wanderte über die Gesichter der Putschisten, die mitten im Oval Office standen, und sein Herz war voller Hass auf die Männer vor ihm.
»An einem Sonntag?«, fragte er. »Sie wollen den Präsidenten der Vereinigten Staaten ausgerechnet an einem Sonntag unter falschem Vorwand verhaften? Das amerikanische Volk wird Ihnen das nicht durchgehen lassen.«
Ungerührt erwiderte Ashton Davis Trathams Blick.
»Das amerikanische Volk verlangt nach Ihrem Kopf, Tratham.« Nun tat er noch nicht einmal mehr so, als hätte er Respekt vor dem Mann. »Und außerdem sprechen
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