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Die Verlorene Ehre der Katerina Blum

Die Verlorene Ehre der Katerina Blum

Titel: Die Verlorene Ehre der Katerina Blum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Böll
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gehangen und für die sie so lange gearbeitet habe, interessiert sei,-halte sie für alarmierend.
    Es war schwer, den anklagenden Redefluss der Woltersheim zu unterbrechen, nicht einmal Beizmenne kam so recht gegen sie an, erst als er sie unterbrach und ihr vorwarf, Götten empfangen zu haben, sagte sie, sie habe nicht einmal seinen Namen gewusst, er habe sich nicht vorgestellt. Sie wisse nur, dass er an dem fraglichen Mittwoch gegen 19.30 Uhr in Begleitung von Hertha Scheumel gekommen sei, gemeinsam mit deren Freundin Claudia Stenn, die wiederum in Begleitung eines als Scheich verkleideten Mannes erschienen sei, von dem sie nur wisse, dass er Karl genannt worden sei und sich später recht merkwürdig benommen habe. Von einer Verabredung mit diesem Götten könne nicht gesprochen werden, auch habe sie nie vorher seinen Namen gehört, und sie sei über Katharinas Leben bis ins letzte Detail informiert. Als man ihr Katharinas Aussage über ihre “merkwürdigen Autofahrten” vorhielt, musste sie allerdings zugeben, davon nichts gewusst zu haben, und damit erlitt ihre Angabe. sie wisse über alle Details in Katharinas Leben Bescheid. einen entscheidenden Schlag. Auf den Herrenbesuch angesprochen. wurde sie verlegen und sagte, da Katharina wohl darüber nichts gesagt habe, verweigere auch sie die Aussage. Das einzige, was sie dazu sagen könne: das eine sei eine “ziemlich kitschige Angelegenheit”, und “wenn ich Kitsch sage. meine ich nicht Katharina, sondern den Besucher”. Wenn sie von Katharina bevollmächtigt werde, werde sie alles darüber sagen, was sie wisse; sie halte es für ausgeschlossen, dass Katharinas Autofahrten zu diesem Herrn geführt hätten. Ja, es gebe diesen Herrn. und wenn sie zögere, mehr über ihn zu sagen, so, weil sie ihn nicht der totalen Lächerlichkeit preisgeben wolle. Katharinas Rolle jedenfalls sei in beiden Fällen – im Fall Götten und im Fall Herrenbesuch – über jeden Zweifel erhaben. Katharina sei immer ein fleißiges, ordentliches, ein bisschen schüchternes, oder besser gesagt: eingeschüchtertes Mädchen gewesen, als Kind sogar fromm und kirchentreu. Dann aber sei ihre Mutter, die auch die Kirche in Gemmelsbroich geputzt habe, mehrmals der Unordentlichkeit überführt und einmal sogar erwischt worden, wie sie in der Sakristei gemeinsam mit dem Küster eine Flasche Messwein getrunken habe. Daraus sei dann eine “Orgie” und ein Skandal gemacht worden, und Katharina sei in der Schule vom Pfarrer schlecht behandelt worden. Ja, Katharinas Mutter sei sehr labil, streckenweise auch Alkoholikerin gewesen, aber man müsse sich diesen ewig nörgelnden, kränklichen Mann – Katharinas Vater – vorstellen, der als Wrack aus dem Krieg heimgekommen sei, dann die verbitterte Mutter und den – ja man könne sagen missratenen Bruder. Ihr sei auch die Geschichte der missglückten Ehe bekannt. Sie habe ja von vornherein abgeraten. Brettloh sei – sie bitte uni Verzeihung für diesen Ausdruck – der typische Schleimscheißer. der sich weltlichen und kirchlichen Behörden gegenüber gleich kriecherisch verhalte, außerdem ein widerwärtiger Angeber. Sie habe Katharinas frühe Ehe als Flucht aus dem schrecklichen häuslichen Milieu betrachtet, und wie man sehe, habe sich ja Katharina, sobald sie diesem Milieu und der unbedacht geschlossenen Ehe entronnen sei, geradezu vorbildlich entwickelt. Ihre berufliche Qualifikation sei über jeden Zweifel erhaben, das könne sie – die Woltersheim – nicht nur mündlich, notfalls auch schriftlich bestätigen. sie sei im Prüfungsausschuss der Handwerkskammer. Mit den neuen Formen privater und öffentlicher Gastlichkeit. die immer mehr auf eine Form hin tendierten, die man “organisierten Buffetismus” zu nennen beginne, stiegen die Chancen einer Frau wie Katharina Blum. die organisatorisch, kalkulatorisch und auch, was die ästhetische Seite betreffe, aufs beste gebildet und ausgebildet sei. Jetzt allerdings, wenn es nicht gelänge, ihr Genugtuung gegenüber der ZEITUNG zu verschaffen, schwinde mit dem Interesse an ihrer Wohnung auch Katharinas Interesse an ihrem Beruf. An diesem Punkt der Aussage wurde auch Frau Woltersheim “darüber belehrt, dass es nicht Sache der Polizei oder Staatsanwaltschaft sei, “gewisse gewiss verwerfliche Formen des Journalismus strafrechtlich zu verfolgen”. Die Pressefreiheit dürfe nicht leichtfertig angetastet werden, und sie dürfe davon überzeugt sein, dass eine Privatklage gerecht behandelt und gegen

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