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Die Verlorene Ehre der Katerina Blum

Die Verlorene Ehre der Katerina Blum

Titel: Die Verlorene Ehre der Katerina Blum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Böll
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Blorna. Natürlich herrschte auch im Café Kloog Karnevalsstimmung, aber der Besitzer, Erwin Kloog, der Katharina kannte, duzte und schätzte, stellte den Versammelten sein privates Wohnzimmer zur Verfügung. Von dort aus telefonierte Blorna zunächst mit Hach und sagte die Verabredung für den Nachmittag im Foyer des Museums ab. L teilte Hach mit, dass Katharinas Mutter wahrscheinlich infolge eines Besuchs von Tötges von der ZEI-TUNG unerwartet gestorben sei. Hach war milder als am Morgen, bat, Katharina, die ihm gewiss nicht grolle, wozu sie auch keinen Grund habe, sein persönliches Beileid auszusprechen. Im übrigen stehe er jederzeit zur Verfügung. Er sei zwar jetzt sehr beschäftigt mit den Vernehmungen von Götten, werde sich aber freimachen; im übrigen habe sich aus den Vernehmungen Göttens bisher nichts Belastendes für Katharina ergeben. Er habe mit großer Zuneigung und fair von ihr und über sie gesprochen. Eine Besuchserlaubnis sei allerdings nicht zu erwarten, da keine Verwandtschaft vorliege und die Definition “Verlobte” sich bestimmt als zu vage herausstellen und nicht stichhaltig würde.
    Es sieht ganz so aus, als sei Katharina bei der Nachricht vom Tode ihrer Mutter nicht gerade zusammengebrochen. Es scheint fast, als wäre sie erleichtert gewesen. Natürlich konfrontierte Katharina Dr. Heinen mit der Ausgabe der ZEITUNG, in der das Tötges-Interview erwähnt und ihre Mutter zitiert wurde, sie teilte aber keineswegs Dr. Heinens Empörung über das Interview, sondern meinte, diese Leute seien Mörder und Rufmörder. sie verachte das natürlich, aber offenbar sei es doch geradezu die Pflicht dieser Art Zeitungsleute, unschuldige Menschen um Ehre, Ruf und Gesundheit zu bringen. Dr. Heinen, der irrigerweise eine Marxistin in ihr vermutete (wahrscheinlich hatte er die Anspielungen von Brettloh, Katharinas Geschiedenem, in der ZEITUNG gelesen), war ein wenig erschrocken über ihre Kühle und fragte sie, ob sie das – diese ZEITUNGsmasche für ein Strukturproblem halte. Katharina wußte nicht, was er meinte, und schüttelte den Kopf. Sie ließ sich dann von Schwester Edelgard in die Leichenkammer führen, die sie gemeinsam mit Frau Woltersheim betrat. Katharina zog selbst das Leichentuch vom Gesicht ihrer Mutter. sagte “Ja”, küsste sie auf die Stirn als sie von Schwester Edelgard aufgefordert wurde, ein kurzes Gebet zu sprechen. schüttelte sie den Kopf und sagte “Nein”. Sie zog das Tuch wieder über das Gesicht ihrer Mutter, bedankte sieh bei der Nonne. und erst während sie die Leichenkammer verließ, fing sie an zu weinen, erst leise, dann heftiger, schließlich hemmungslos. Vielleicht dachte sie auch an ihren verstorbenen Vater, den sie als sechsjähriges Kind ebenfalls in der Leichenkammer eines Krankenhauses zuletzt gesehen hatte. Else Woltersheim fiel ein oder besser auf, dass sie Katharina noch nie hatte weinen gesehen. auch nicht als Kind. wenn sie in der Schule zu leiden hatte oder Milieukummer sie bedrückte. In sehr höflicher Weise, fast liebenswürdig bestand Katharina darauf, sich auch bei den ausländischen Damen Huelva und Puelco für alles zu bedanken, was sie für ihre Mutter getan hatten. Sie verließ das Krankenhaus gefasst, vergaß auch nicht, ihren einsitzenden Bruder Kurt telegrafisch durch die Verwaltung des Krankenhauses verständigen zu lassen. So blieb sie den ganzen Nachmittag und den Abend über: gefasst. Obwohl sie immer wieder die beiden Ausgaben der ZEITUNG hervorholte, die Blornas, Else W. und Konrad B. mit sämtlichen Details und ihrer Interpretation dieser Details konfrontierte, schien auch ihr Verhältnis zur ZEITUNG ein anderes geworden zu sein. Zeitgemäß ausgedrückt: weniger emotional, mehr analytisch. In diesem ihr vertrauten und freundschaftlich gesonnenen Kreis, in Erwin Kloogs Wohnzimmer, sprach sie auch offen über ihr Verhältnis zu Sträubleder: er habe sie einmal nach einem Abend bei Blornas nach Hause gebracht, sie, obwohl sie das strikt, fast mit Ekel abgelehnt habe, bis an die Haustür, dann sogar in ihre Wohnung begleitet, indem er einfach den Fuß zwischen die Tür gesetzt habe. Nun, er habe natürlich versucht, zudringlich zu werden, sei wohl beleidigt gewesen, weil sie ihn gar nicht unwiderstehlich fand, und sei schließlich – es war schon nach Mitternacht – gegangen. Von diesem Tag an habe er sie regelrecht verfolgt, sei immer wiedergekommen, habe Blumen geschickt, Briefe geschrieben, und es sei ihm einige Male gelungen, zu ihr

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