Die verlorene Koenigin
Laufen hob sie ihr Schwert vom Boden auf.
Zara war wieder auf den Beinen und sie rannten alle auf das Auto zu. Zwei weitere Reiter preschten hinter dem Haus hervor.
Die Türen des Wagens standen offen. Titania saß bereits hinter dem Steuer. Edric wartete an der Fondtür und schubste die Schwestern nacheinander hinein. Im Inneren des Autos herrschte ein Durcheinander aus Armen, Beinen und Schwertern.
Da setzte das Erste der grauen Pferde über die Gartenmauer. Tania schien es, als fülle das riesige Tier den ganzen Nachthimmel aus.
Edric sprang über die Motorhaube und warf sich mit Schwung auf den Beifahrersitz. Cordelia, die als Letzte eingestiegen war, knallte die Tür hinter sich zu, und im selben Moment gab Titania Gas.
Plötzlich tauchte ein Ritter direkt vor ihrem Auto auf. Die Elfenkönigin stieß wütendes Kampfgeheul aus und hielt geradewegs auf Pferd und Reiter zu. Tania wurde in den Rücksitz gedrückt, als der Wagen beschleunigte. Sie rasten auf die glühenden Augen des Grauen Ritters zu. Tania konnte nur Bruchstücke durch die Windschutzscheibe erkennen: ein Schwert, Hufe. Das Flattern eines schimmernden grauen Umhangs.
Das Pferd bäumte sich auf und setzte zum Sprung an. Das Auto wurde wie ein Boot auf stürmischer See hin- und hergeworfen, als die Hufe auf die Motorhaube donnerten. Es klang, als würde man mit dem Hammer auf einen Amboss schlagen.
Dann ließen sie den Angreifer hinter sich, der versuchte, sein Pferd wieder unter Kontrolle zu bringen.
»Schneller! Gib Gas!«, rief Edric.
Der Ritter nahm erneut die Verfolgung auf und tobte vor Wut, als der Wagen sich mit hoher Geschwindigkeit entfernte. Er galoppierte hinter dem Auto her, fiel aber immer weiter zurück. Als sie um eine Kurve bogen, verschwand er endgültig aus ihrem Blickfeld.
»Wir sind ihnen entkommen!«, stieß Tania hervor.
»Es waren auch nur fünf«, erwiderte Cordelia grimmig. »Freuen wir uns nicht zu früh! Wir sollten lieber darüber nachdenken, wo sich die anderen Verfolger verbergen.«
»In der Tat«, stimmte Zara zu. »Ihr grausiger Hauptmann ist bisher nicht aufgetaucht.«
»Wahrscheinlich wartet er in Tanias Haus auf uns«, vermutete Sancha. Sie blickte Tania angsterfüllt an. »Die aufgehende Sonne kann noch immer Zeuge eines Blutvergießens werden. Der Albtraum ist noch nicht vorüber.«
Stöhnend schloss Tania die Augen und wie aus weiter Ferne drang Gabriel Drakes grausames Lachen an ihr Ohr.
Die Distanz zwischen Jades Haus zur Eddison Terrace betrug weniger als eine Meile. Die Königin suchte sich nach Tanias Anweisungen einen Weg durch das Straßengewirr Nordlondons, und so dauerte es nur wenige Minuten, bis der Wagen beim Haus der Palmers zum Stehen kam.
Der Himmel wurde bereits heller, die Straßen lagen noch größtenteils im Dunkeln. In den Nachbarhäusern brannte vereinzelt Licht.
Cordelia öffnete die Autotür einen Spaltbreit und streckte vorsichtig den Kopf heraus. Sie lauschte aufmerksam. »Hört ihr das?«
»Was denn?«, erkundigte sich Zara.
»Das ist es ja: Ich höre gar nichts«, erwiderte Cordelia angespannt. »Die Sonne geht bald auf. Aber die Vögel bleiben stumm!«
»Die Ritter sind also hier«, raunte Zara.
»Vermutlich haben sie das Haus gestürmt«, mutmaßte Titania. »Wie viele mögen es sein, was schätzt ihr?«
»Oberons Krone hatte dreizehn Steine«, überlegte Sancha laut. »Zwei unserer Feinde wurden vernichtet. Vier haben wir hinter uns gelassen, also werden wir es vermutlich mit sieben Gegnern zu tun haben. Sechs Ritter, mit dem Verräter Drake an der Spitze.«
Tania erschauderte.
»Wir müssen auch mit den Rittern rechnen, denen wir eben entflohen sind«, gab Edric zu bedenken.
»Dann sind es elf an der Zahl«, resümierte Cordelia. »Elf Ungeheuer gegen vier Elfenschwerter.«
»Tania sollte das schwarze Schwert nehmen«, schlug Edric vor. »Sie und Ihre Majestät die Königin müssen um jeden Preis ins Elfenreich gelangen. Wir anderen sind verpflichtet, alles in unserer Macht Stehende tun, um das zu ermöglichen.«
»Und koste es mein Leben«, rief Zara.
»Nein!«, unterbrach Tania sie. »Keiner von uns wird hier sterben. Wir kehren zusammen ins Elfenreich zurück.«
»Die Ritter werden schon auf der Lauer liegen«, vermutete Sancha. »Sie sind nicht dumm. Wahrscheinlich haben sie das Haus umzingelt. Wie könnten wir an ihnen vorbei kommen?«
»Sie erwarten uns«, meinte Edric. »Deshalb hat es keinen Sinn, einen Überraschungsangriff zu
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