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Die verlorene Koenigin

Die verlorene Koenigin

Titel: Die verlorene Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frewin Jones
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Schulter.
    »Lasst meine Tochter in Ruhe!«
    Drake ließ von Tania ab. Sein Gesicht war von Schmerz verzerrt und er presste seine Hand gegen die Wunde. Sie taumelte und wäre beinahe rückwärts die Treppe hinuntergestürzt, wenn Titania nicht direkt hinter ihr gestanden hätte. Die Königin umklammerte immer noch das schwarze Schwert, mit dem sie Gabriel verwundet hatte.
    »Wo ist dein Zimmer?«, wollte Titania wissen.
    Noch immer benommen von Gabriels Zauber, deutete Tania stumm auf ihre Tür. Ihre Mutter schob sie darauf zu.
    Gabriel war am Boden zusammengesunken, sein rechter Arm baumelte herab, die linke Hand hielt er gegen die blutende Schulter gepresst. Titania kickte ihm das Schwert aus den schlaffen Fingern.
    »Ich wünschte, ich hätte Zeit, Euch angemessen für Eure Verdienste zu danken«, sprach sie hasserfüllt. »Aber eines seid gewiss: Ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um Rathina aus Euren Fängen zu befreien.«
    Drake starrte zu ihr hoch. »Lasst doch die leeren Drohungen, Euer Gnaden«, zischte er zwischen den Zähnen hindurch. »Euer Gatte liegt in Fesseln und der König von Lyonesse sitzt auf seinem Thron.«
    Titania lächelte kalt. »Mit Verlaub, Mylord, aber das werden meine Tochter und ich schleunigst ändern.«
    Tania öffnete die Tür zu ihrem Zimmer. Die Vorhänge waren nicht zugezogen, sodass die ersten Strahlen der Morgensonne hereindrangen. Tania wandte sich um und sah ihre Elfenmutter an. »Was soll ich tun?«
    Titania reichte ihr das Schwert. »Zwischen den Welten zu wandeln ist allein deine Gabe, Tania. Ich kann dir nicht dabei helfen.«
    »Was ist mit den anderen?«
    Im gleichen Moment vernahm sie eilige Schritte auf der Treppe und Zara stürmte ins Zimmer, ihre Augen leuchteten triumphierend.
    »Zwei haben wir niedergestreckt!«, stieß sie atemlos hervor. »Cordelia ist verletzt. Edric macht die Nachhut!«
    Sekunden später tauchten die beiden anderen Prinzessinnen auf. Cordelia stützte sich schwer auf Sancha, ihre Kleidung war zerrissen und blutbefleckt. Auf ihrer Wange prangte eine Schnittwunde und Blut lief ihr über das Kinn. Dennoch glühten ihre Augen angriffslustig.
    Zuletzt sprang Edric mit einem Satz herein und knallte seinem Verfolger die Tür ins Gesicht.
    »Beeil dich, Tania!«, mahnte Titania.
    Edric stemmte sich mit dem Rücken gegen die Tür, die unter wiederholten Schlägen erzitterte.
    »Es ware n … noch zwe i …«, sagte er keuchend. »Sie sind zur Haustür reingekomme n … ich fürchte, ich werd e … sie nicht lang e … aufhalten können.«
    Tania wandte sich zum Fenster und bemühte sich, die wilden Schreie der Grauen Ritter, das Hämmern ihrer Fäuste und Schwertgriffe gegen die Tür auszublenden.
    Auf einmal wurde sie ganz ruhig.
    Mit beiden Händen hob sie das schwarze Schwert und versuchte sich das kleine, runde Turmzimmer im Elfenreich vorzustellen.
    Sie machte einen Schritt vorwärts, das Schwert gen Himmel gereckt, und trat dann zur Seite.
    Sofort hatte sie den Geschmack von Eisen im Mund. Eine Schar unsichtbarer Wesen griff sie an, Schwingen schlugen ihr ins Gesicht, Krallen gruben sich in ihre Haut. Die teuflischen Rufe der Kreaturen gellten in ihren Ohren.
    Tania hieb mit dem Schwert um sich, bis die Geschöpfe flohen. Doch dann verspürte sie plötzlich einen rasenden Kopfschmerz. Es war, als würden glühende Eisenbänder um ihre Brust und ihre Hüften gelegt, die sich langsam aber stetig zusammenzogen.
    Weit entfernt hörte sie Edric etwas rufen.
    »Das Schwert! Benutze das Schwert!«
    Aber die Waffe war schwer wie Blei und sie konnte kaum ihre Arme heben. Mit letzter Kraft stieß sie mit dem Schwert Millimeter um Millimeter nach oben. Die Luft schien ihr hart wie eine Mauer.
    Endlich hielt sie das Schwert über dem Kopf, den Griff mit beiden Händen fest umklammert. Kraftvoll ließ sie die Klinge herabsausen.
    Vor ihr tat sich eine weiße, strahlende Öffnung auf.
    Der Spalt wurde breiter, bis sie schließlich das Bogenfenster von Bonwn Tyr erkennen konnte, die Wipfel der Espenbäume und dahinter den wolkenlosen blauen Himmel.
    Ein Hauch von Elfenluft umwehte sie. Sie atmete tief ein, nahm den magischen Geruch in sich auf und allmählich ließ auch der Eisengeschmack nach. Das schwarze Schwert aber war verschwunden.
    Mit einem Fuß trat sie durch den leuchtenden Spalt. Zwischen den Welten stehend, wandte sie sich um und streckte die Hand aus.
    Sprachlos und verwundert, ergriff Titania ihre Hand und trat ins Elfenreich hinüber.

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