Die verlorene Kolonie (German Edition)
das ein Bikini die richtige Kleidung für ein Vorstellungsgespräch ist.“
Carina feixte. „Nein, nicht einmal in Laguna Beach. Viel Glück! Und erzähl mir, wie es ausgegangen ist.“
Gabby griff sich ihre Strandtasche und winkte beim Weggehen noch einmal grüßend zurück. Sie ging zur breiten, den Strand in seiner ganzen Länge folgenden Straße und rief über ihren Communikator ein Fahrzeug, das auch nach wenigen Minuten eintraf. Die computergesteuerten Fahrzeuge, die jeder Bürger mit seinem Communikator herbeirufen konnte, hatten Platz für sechs Passagiere. Da man beim Herbeirufen eines Fahrzeuges immer sein Fahrziel und die Personenanzahl angeben musste, konnte der Weg jedes Fahrzeugs vom zentralen Verkehrsleitcomputer optimiert werden. Gabby stieg ein und warf, da sie der einzige Passagier war, ihre Strandtasche auf den Sitz neben sich. Der Wagen brachte sie schnell zu dem Kurzzeitwohnheim, in dem sie zurzeit ihr Quartier hatte. Sie stieg aus, der Wagen buchte die Gebühr automatisch von ihrem Konto ab und sie stieg die Treppen hinauf in den zweiten Stock, wo ihr Zimmer lag.
Nachdem sie geduscht und Makeup aufgelegt hatte, überlegte sie sich, was sie zu dem Vorstellungstermin anziehen sollte. Sie entschied sich für ihren Hosenanzug aus Nanotechgewebe, den sie mit dem auf ihren Communikator geladenen Steuerprogramm champagnerfarben einfärbte. Dieses Gewebe hatte außerdem den Vorteil, dass es die Temperatur für den Träger in einem angenehmen Bereich hielt. Sie betrachtete sich noch kurz im Spiegel und war mit ihrem Aussehen zufrieden. Da es auch langsam Zeit wurde für ihren Termin, forderte sie über ihren Communikator ein Fahrzeug an. Gerne zahlte sie für diese Fahrt den Einzelzuschlag, weil sie sich während der Fahrt ungestört auf ihren Termin vorbereiten wollte. Der Wagen kam, sie stieg ein und mit dem leisen Schnurren der Elektromotoren setzte er sich in Bewegung. Innerhalb der Stadtgrenzen von Laguna Beach beschleunigte er auf eine Geschwindigkeit von dreißig Stundenkilometern und seine Computersteuerung wich sicher spielenden Kindern und Fußgängern, die ohne auf den Verkehr zu achten, über die Fahrbahn gingen, aus. Gabby sah beim Blick aus dem Fenster die meistens weiß gestrichenen Häuser vorbeiziehen, die eine Höhe von drei Stockwerken nicht überschritten. An den meisten Fenstern waren Blumenkästen befestigt, in denen zu dieser Jahreszeit violette Hängepflanzen wucherten. An den Fahrbahnrändern und dem Mittelstreifen wuchsen Palmen, die teilweise noch zu den Zeiten der Besiedlung von der Erde importiert worden waren.
Als das Fahrzeug den Stadtbereich verließ, beschleunigte es unmerklich, bis die Reisegeschwindigkeit von 150 Stundenkilometern erreicht war. Vor den Fenstern zogen Mais- und Getreidefelder vorbei, unterbrochen von Gruppen einheimischer Bäume. Nach etwa einer halben Stunde Fahrzeit begann der Wagen zu verlangsamen und bog schließlich in eine Seitenstraße ab, die wieder in Richtung Bucht führte. Als die Grenzen der Wohnsiedlung, in der Maxine van Bibber wohnte, erreicht war, betrug die Geschwindigkeit wieder die für Wohngebiete vorgeschriebenen dreißig Stundenkilometer. Nach mehrmaligem Abbiegen war das Ziel erreicht, Gabby atmete noch einmal tief durch und stieg aus.
Sie stand vor einem von Palmen und weiß blühenden Büschen eingefassten gekiesten Weg, der direkt zu einem kleinen Bungalow führte. Sie schritt den Weg entlang, der Kies knirschte unter ihren Füßen und sie wollte gerade den Türsummer betätigen als die Tür hydraulisch zur Seite fuhr. Maxine van Bibber stand in der Tür, gekleidet in ein buntes, wehendes Sommerkleid. Sie streckte die Hand zur Begrüßung aus und bat sie mit einem freundlichen Lächeln herein. Sie führte Gabby auf die Terrasse, auf der eine bequem aussehende Sitzgruppe von einem riesigen Sonnenschirm beschattet wurde. Gabby war hingerissen von dem Ausblick über die gesamte Bucht und dem Duft der im Garten angepflanzten Blumen und Büsche, der sich mit dem Duft des Meeres vermischte. Maxine lächelte, als sie Gabbys Staunen bemerkte. „Als wir das Haus übernommen haben, hatten wir noch die Muße, uns selbst um den Garten zu kümmern. Heute machen fast alles die Robotgärtner. Manchmal fehlt mir die Gartenarbeit richtig. Aber nehmen sie doch bitte Platz.“ Sie goss zwei Tassen Kaffee ein und griff nach einer bereit liegenden Akte und schlug sie auf. Sie grinste Gabby an. „Manchmal bin ich altmodisch und habe die
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