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Die Verlorene Kolonie

Die Verlorene Kolonie

Titel: Die Verlorene Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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Etagenanzeiger an der Wand glitt rasant nach unten.
    Artemis hielt Minerva die Hand hin. »Artemis Fowl der Zweite. Freut mich, dich endlich kennenzulernen.«
    Minerva drückte die Hand voller Wärme. »Minerva Paradizo. Danke, gleichfalls. Du hast deinen Dämon für mich hergegeben. Das weiß ich zu schätzen.« Sie errötete leicht.
    Der Aufzug bremste sanft, und die Stahltür glitt fast geräuschlos zur Seite.
    Minerva spähte hinaus. »Das ist nicht die Eingangshalle. Warum verschwinden wir nicht einfach?«
    Artemis trat aus dem Aufzug. »Weil unsere Arbeit noch nicht beendet ist. Ich muss unseren Dämon zurückholen, und es ist an der Zeit, dass du erfährst, worum es hier eigentlich geht.«

Kapitel 12
     
    Herz aus Stein
     
     
    Taipeh 101, 40. Stock, Kimsitcho-Galerie.
     
    Artemis schlenderte durch den Eingangsbereich der Kimsitcho-Galerie, flankiert von Butler und Minerva.
    »Wir sind in einer Galerie«, sagte Minerva. »Haben wir jetzt wirklich Zeit für Kunst?«
    Überrascht blieb Artemis stehen. »Für Kunst sollte man immer Zeit haben«, sagte er. »Aber wir sind wegen eines ganz besonderen Kunstwerks hier.«
    »Und das wäre?«
    Artemis deutete auf bemalte Seidenbanner, die in regelmäßigen Abständen an der Decke aufgehängt waren. Jedes von ihnen zeigte eine einzelne, dramatisch geschwungene Rune.
    »Ich verfolge den Kunstmarkt mit großer Aufmerksamkeit, und diese Ausstellung interessiert mich ganz besonders. Das Hauptobjekt sind die Überreste einer fantastischen Skulptur. Ein Halbkreis aus seltsamen, tanzenden Figuren, schätzungsweise zehntausend Jahre alt. Sie wurde angeblich vor der irischen Küste gefunden.«
    »Artemis, warum sind wir hier? Ich muss nach Hause zu meinem Vater.«
    »Erkennst du die Rune nicht? Hast du sie nicht schon mal irgendwo gesehen?«
    Minerva fiel es wie Schuppen von den Augen. »Mais oui! Certainement. Das ist die Rune von der Stirn des Dämons.«
    Artemis schnippte mit den Fingern und ging weiter. »Genau. Als ich Nummer Eins kennenlernte, kamen mir seine Zeichen sofort bekannt vor. Es dauerte eine Weile, bis mir einfiel, wo ich sie schon mal gesehen hatte, aber als ich es wusste, kam mir der Gedanke, dass diese Skulptur vielleicht gar keine Skulptur ist.«
    Minerva kombinierte blitzschnell. »Es ist der Ring der Zauberer. Die den Zeitbann heraufbeschworen haben.«
    »Genau. Vielleicht sind sie gar nicht im All verschollen. Vielleicht hatte einer von ihnen die Geistesgegenwart, sie alle mit seiner Berührung zu versteinern.«
    »Und wenn Nummer Eins tatsächlich ein Zauberer ist, könnte er sie als Einziger wieder zum Leben erwecken.«
    »Sehr gut, Minerva. Du begreifst schnell. Jung, clever und arrogant. Du erinnerst mich an jemanden.«
    »An wen wohl...« Butler verdrehte die Augen.
    »Aber wie hast du das Ganze eingefädelt?«, fragte das französische Mädchen. »Der Treffpunkt war Kongs Idee. Ich habe gehört, wie er mit dir telefoniert hat.«
    Bei dem Gedanken an seinen Geistesblitz schmunzelte Artemis unwillkürlich. »Während er nachdachte, habe ich gesagt: ›Sie wissen ja, bei so etwas zählt jedes Detail. Penibel , wie ich bin, könnte ich Ihnen hundertundeine Örtlichkeit nennen. Ich habe sogar eine Datei. Wann immer ich einen geeigneten Treffpunkt brauche, schaue ich dort nach.‹ Verstehst du?«
    Minerva zupfte nachdenklich an einer Haarlocke. » Mon dieu! Du hast die Kraft der Suggestion genutzt: Detail, penibel, hundertundeine, Datei, wann .«
    »Ja, und Kongs Unterbewusstsein hat daraus ›Taipeh 101, Taiwan‹ gemacht.«
    »Brillant, Artemis. Wirklich genial. Und wenn ich das sage, will das was heißen.«
    »Es war in der Tat brillant«, erwiderte Artemis, bescheiden wie immer. »Und da Taiwan obendrein Kongs zweite Heimat ist, war ich einigermaßen zuversichtlich, dass es funktionieren würde.«
    Am Empfangstresen der Galerie saß ein gestresst wirkender Mann. Er trug einen neonblauen Anzug, und sein Kopf war kahl rasiert, bis auf eine Stoppelspirale in Form der Rune, die die Stirn von Nr. 1 zierte. Er sprach in hektischem Taiwanesisch in ein drahtloses Headset.
    »Nein, nein. Lachs ist nicht gut genug. Wir haben Tintenfisch und Hummer bestellt. Entweder Sie liefern das Ganze pünktlich um acht, oder ich komme zu Ihnen runter und verarbeite Sie zu Sushi.«
    »Ärger mit dem Lieferservice?«, erkundigte Artemis sich freundlich, als der Mann das Gespräch beendet hatte.
    »Ja«, erwiderte der Mann. »Heute Abend ist die Ausstellungseröffnung,

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