Die verlorene Tochter (Romantik Thriller /Unheimlich) (German Edition)
zurück. Sie waren alle bester Laune und noch erfüllt von den Erlebnissen des Tages.
Kaum hatte Lord Winslows Wagen vor dem Hauptportal des Hauses gehalten, stieg Julie auch schon aus und umarmte Robin, der ihnen zur Begrüßung entgegenrannte. Laut berichtete sie dem Hund, wie schön der Ausflug gewesen war, und daß er auch ihm gefallen hätte. Sie drehte sich halb den Erwachsenen zu. "Das nächstemal müssen wir Robin mitnehmen, Onkel Vincent", bat sie. "Ihm macht es bestimmt auch Spaß, in den Ruinen herumz uklettern."
"Das glaube ich kaum", erwiderte der Lord, "aber ich verspr eche dir, daß wir auch mal einen Ausflug mit Robin machen." Er wandte sich Sharon zu. "Wir sehen uns dann beim Dinner. Ich habe noch einige wichtige Telefonate zu führen."
"Muß ich heute noch etwas für Sie erledigen, Lord Winslow?" erkundigte sich die junge Frau.
"Nein, Sie haben sich auch etwas Ruhe verdient, Mistreß Miles", sagte er. "Julie!"
"Ja, Onkel Vincent?" Das kleine Mädchen richtete sich auf.
"Vergiß nicht, dich vor dem Dinner umzuziehen. Eine Lady erscheint nämlich niemals in Jeans und T-Shirt bei Tisch."
So eitel Julie in London gewesen war, hier auf dem Land rannte sie am liebsten in Jeans und T-Shirt herum. Ergeben nickte sie. "Ich verspreche es, Onkel Vincent", sagte sie und rannte den Erwachsenen vorweg ins Haus.
Während Sharon mit ihrer Tochter die Treppe zu ihrer Suite hinaufstieg, verschwand Lord Winslow in der Bibliothek. Robin machte es sich in seinem Korb unterhalb der Treppe bequem.
Mrs. Hale kam ihnen im ersten Stock entgegen. Auch ihr e rzählte Julie, wie schön der Ausflug gewesen war. "Schade, daß Sie nicht dabei waren", meinte sie.
"Nun, für alte Burgen habe ich nicht so viel übrig, Julie", ve rriet die Hausdame. Dann wurde ihr Gesicht ernst. "Master Steven ist noch immer nicht nach Hause zurückgekehrt", berichtete
sie Sharon. "Dabei hatte er versprochen, bis zum Tee wieder hier zu sein." Nervös umklammerte sie das Treppengeländer.
"Vielleicht wollte Mister Winslow etwas länger auf See bleiben", erwiderte die junge Frau. "Sie sollten sich keine Sorgen machen, Mistreß Hale." Lächelnd fügte sie hinzu: "Mister Winslow ist erwachsen."
Edda Hale verzog das Gesicht. "Ich weiß, ich bin eine alte U nke, aber ich habe ein ungutes Gefühl." Ihre Augen wurden schmal. "Es ist nicht das erstemal, daß mir so etwas passiert. Damals, als Lady Winslow und Miß Viola..." Sie seufzte auf. "Nein, ich sollte nicht daran denken. Was soll auch passiert sein? Immerhin kennt sich Master Steven auf See aus." Sie ging weiter.
Sharon machte sich keine Sorgen um Steven. Dazu gab es ke inen Grund. Kaum hatten sie ihre Suite betreten, bat sie Julie sich auszuziehen. "Ein Bad wird dir heute guttun", meinte sie.
"So schmutzig bin ich doch gar nicht", protestierte die Kleine.
"Schmutzig genug", argumentierte ihre Mutter.
"Ob Viola sich auch andauernd umziehen mußte?" fragte Julie, als sie wenig später in die Badewanne kletterte.
"Das nehme ich doch an."
Ihre Tochter blickte sie nachdenklich an. "Manchmal ist Onkel Vincent richtig komisch", bemerkte sie. "Neulich hat er mich Viola genannt. Dabei weiß er doch ganz genau, daß ich Julie bin." Sie legte ihr Köpfchen schief. "Onkel Steven ist da ganz anders. Er mag mich auch als Julie."
"Lord Winslow ist noch immer traurig, daß seine kleine Tochter nicht mehr bei ihm ist", nahm Sharon ihren Arbeitgeber in Schutz. Sie hob ihre Tochter aus dem Wasser und hüllte sie in ein langes Frottiertuch.
Eine halbe Stunde später spielte Julie im Bademantel mit ihrem Puppenhaus. Sharon saß im Wohnraum der Suite und schrieb e inen Brief an eine Londoner Freundin. Doch sie konnte sich nicht recht auf diesen Brief konzentrieren, obwohl sie ihrer Freundin sehr vieles zu berichten hatte. Ihre Gedanken glitten immer wieder zu Steven. Der Ausflug mit Vincent Lord Winslow war schön gewesen, aber sie mußte sich eingestehen, daß sie hundertmal lieber mitSteven auf See gewesen wäre.
Ein Glück, daß Lord Winslow nichts davon weiß, überlegte sie. Aufseufzend stützte sie den Kopf in die Hände und blickte aus dem Fenster. Warum soll er eigentlich nichts davon wissen? fragte sie sich dann. Ich bin nur seine Angestellte. Es müßte ihm völlig gleich sein, was ich für Steven empfinde. - Aber es ist nicht an dem, sagte sie sich dann. Immerhin hat er mir einen Heiratsantrag gemacht und von seiner Liebe zu mir gesprochen. Auch wenn sich Lord Winslow an sein Versprechen,
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