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Die verlorenen Spuren: Roman (German Edition)

Die verlorenen Spuren: Roman (German Edition)

Titel: Die verlorenen Spuren: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Morton
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seines Schlüssels gelauscht. Wenn er eintrat, hatte ihre Mutter ihm den Mantel abgenommen, und ihr Vater war nicht mehr nur ihr Vater, sondern jemand, der von einer Reise heimkehrte, die ihm Bedeutung verlieh. Dolly hätte nicht im Traum gewagt, ihn zu fragen, was er erlebt hatte; selbst damals schon hatte sie geahnt, dass die Wahrheit ihrer Fantasie in keiner Weise gerecht werden konnte. Dennoch schaute sie jetzt, in diesem Moment, zu ihrem Vater hinüber in der Hoffnung, in seinen Augen den Beweis dafür zu entdecken, dass er ebenso wie sie die Anziehungskraft der Großstadt spürte, die sie gerade durchquerten.
    Aber er erwiderte ihren Blick nicht. Arthur Smitham interes sierte sich nur für sein Notizheft. Er war mit der Seite beschäftigt, auf der er sich die Zugabfahrtszeiten und Bahnsteignummern notiert hatte. Seine Mundwinkel zuckten, und Dolly stöhnte innerlich. Egal wie viel »Zeit für Unvorhergese henes« ihr Vater eingeplant hatte, und ungeachtet der Tatsache, dass sie jedes Jahr dieselbe Reise unternahmen – am Ende brach fast zwangsläufig Panik aus. Und wie erwartet ertönte jetzt der gefürchtete Schlachtruf.
    »Wir bleiben alle zusammen, bis wir ein Taxi gefunden haben.« Ein nobler Versuch ihres Anführers, angesichts bevorstehender Widrigkeiten Ruhe zu verbreiten. Er tastete in der Gepäckablage nach seinem Hut.
    »Cuthbert«, sagte ihre Mutter, »du bleibst an meiner Hand.«
    »Ich will aber nicht …«
    »Jeder ist für sein eigenes Gepäckstück verantwortlich«, fuhr ihr Vater fort, lauter als gewöhnlich, in einem seltenen Anflug von Gefühlsregung. »Haltet die Spazierstöcke und Cricketschläger dicht am Körper und passt auf, dass ihr nicht hinter jemanden geratet, der hinkt oder am Stock geht. Wir dürfen keine Zeit verlieren.«
    Ein elegant gekleideter Herr, der in ihrem Abteil gesessen hatte, warf ihrem Vater von der Seite einen Blick zu, und Dolly wünschte nicht zum ersten Mal, sie könnte sich in Luft auflösen.
    Die Familie Smitham ging jeden Morgen gleich nach dem Frühstück an den Strand, so war es seit jeher Tradition. Da Dollys Vater es von Anfang an kategorisch abgelehnt hatte, eine Badehütte zu mieten – in seinen Augen nichts als Wichtigtuerei und ein unnötiger Luxus –, musste man frühzeitig vor Ort sein, um sich einen guten Platz zu sichern, bevor die Massen an den Strand strömten. An ihrem dritten Tag hatte Mrs. Jennings sie beim Frühstück allerdings länger als üblich im Speiseraum des Bellevue aufgehalten, weil sie den Tee zu lange hatte ziehen lassen und dann darauf bestand, ihnen frischen aufzugießen. Dollys Vater wurde zusehends unruhig, aber die Pensionswirtin zur Eile zu mahnen war undenkbar, und Arthur Smitham tat nun mal nichts Undenkbares. Am Ende war es Cuthbert, der sie rettete. Er warf einen Blick auf die Schiffsuhr, die über dem gerahmten Foto vom Pier hing, stopfte sich ein Setzei in den Mund und rief aus: »Ojemine! Es ist schon halb neun durch!«
    Dagegen konnte nicht einmal Mrs. Jennings etwas vorbringen, die rückwärts in Richtung Küche entwich und ihnen allen einen angenehmen Vormittag wünschte. »Und was für einen herrlichen Tag Sie erwischt haben!«
    Das Wetter war tatsächlich herrlich. Es war einer dieser himmlischen Sommertage mit klarem Himmel und leichter, warmer Brise, an dem man einfach spürte, dass etwas Aufregendes passieren würde. Eine vollbesetzte Ausflugskutsche traf gerade ein, als sie die Promenade erreichten. Mit dem selbstbewussten Habitus derjenigen, die ihren Urlaub bereits im Februar gebucht und im März komplett bezahlt hatten, betrachteten Mr. und Mrs. Smitham die Tagesausflügler mit unverhohlener Verachtung. Das waren nichts als Aufschneider und Wichtigtuer, die sich auf ihrem Strand breitmachten, die ihren Pier belagerten und die schuld waren, dass sie für ein Speiseeis Schlange stehen mussten.
    Dorothy trödelte hinter den anderen her, die von ihrem furchtlosen Anführer um den Musikpavillon herumgeleitet wurden, um den Eindringlingen zuvorzukommen. Hoch erhobenen Hauptes wie Sieger schritten sie die Stufen hinunter und besetzten einen Platz in der Nähe der Steinmauer. Dorothys Vater stellte den Picknickkorb ab, schob die Daumen in den Gürtel, schaute sich nach rechts und links um und verkündete: »Perfekt!« Dann fügte er mit einem selbstzufriedenen Lächeln hinzu: »Und keine hundert Schritte vom Bellevue entfernt. Keine hundert Schritte!«
    »Von hier aus könnten wir Mrs. Jennings zuwinken«,

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