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Die verlorenen Spuren: Roman (German Edition)

Die verlorenen Spuren: Roman (German Edition)

Titel: Die verlorenen Spuren: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Morton
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zumachte und Vivien sich von ihm verabschiedete. Dolly atmete erleichtert auf, und dann geriet sie in Panik. Ihre Freundin kam zwischen den Tischen hindurch direkt auf sie zu, die Stirn in Falten gelegt. Dolly hatte sich so darauf gefreut, Vivien zu sehen, aber sie konnte sie unmöglich an sprechen, solange sie nicht wusste, was Jimmy zu ihr gesagt hatte. Als Vivien sich der Küche näherte, traf Dolly blitzschnell eine Entscheidung. Sie duckte sich hinter den Tresen und tat so, als würde sie hinter der mit rot-grünen Weihnachtsmotiven bedruckten Tischdecke etwas Wichtiges suchen. Als sie bemerkte, wie Vivien vorbeirauschte, klemmte sie sich ihre Tasche unter den Arm und lief zu Jimmy hinüber, der auf sie wartete. Sie konnte an nichts anderes denken als daran, dass sie ihn aus der Kantine hinausschaffen musste, bevor Vivien sie zusammen sah.
    Am Ende gingen sie doch nicht ins Lyons Corner House. Es gab ein Restaurant in der Nähe des Bahnhofs, ein unscheinbares Haus mit verbarrikadierten Fenstern und einem Granatenloch in einer Wand, das notdürfig von einem Schild verdeckt war, auf das jemand gepinselt hatte : Offener denn je . Als sie daran vorbeikamen, verkündete Dolly, sie könne keinen Schritt mehr laufen. »Ich hab Blasen an den Füßen, Jimmy«, jammerte sie. »Lass uns einfach hier reingehen, einverstanden? Es ist auch so kalt – heute Nacht gibt es bestimmt noch Schnee.«
    Gott sei Dank war drinnen geheizt, und der Kellner führte sie an einen Tisch im hinteren Bereich, in die Nähe des Heizstrahlers. Jimmy nahm Dolly den Mantel ab, und während er ihn zur Garderobe neben der Tür brachte, nahm sie ihre Uniformmütze ab, die sie mit Haarnadeln befestigt hatte, und legte sie neben die Pfeffer-und Salzstreuer auf den Tisch. Eine der Haarnadeln hatte schon den ganzen Abend gedrückt, und sie rieb sich die Stelle, während sie ihre verflixten Schuhe abstreifte. Auf dem Weg zurück zum Tisch besprach Jimmy sich kurz mit dem Kellner, aber Dolly war viel zu sehr darauf erpicht zu erfahren, was er zu Vivien gesagt hatte, um sich darüber zu wundern. Sie schüttelte eine Zigarette aus der Packung und riss ein Streichholz so heftig an, dass es zerbrach. Sie war davon überzeugt, dass Jimmy ihr etwas vorenthielt: Er benahm sich so merkwürdig, seit sie die Kantine verlassen hatten, und jetzt, als er an den Tisch kam, konnte er ihr nicht in die Augen sehen.
    Kaum hatte er sich gesetzt, brachte der Kellner auch schon eine Flasche Wein und füllte zwei Gläser. Dolly schaute sich im Restaurant um. Drei gelangweilte Kellner unterhielten sich leise in einer Ecke, während der Barmann den Tresen polierte. Außer ihnen befand sich nur ein weiteres Paar im Raum, das sich flüsternd beim Essen unterhielt, und aus dem Grammofon auf dem Tresen erklang die schmachtende Stimme von Al Jolson. Die Frau an dem anderen Tisch hatte einen Ausdruck im Gesicht wie Kitty, wenn sie von ihrer neuesten Eroberung sprach – ihre Hand lag auf dem Arm des Mannes, und sie kicherte selig über seine Witze.
    Der Kellner stellte die Flasche ab und verkündete, es gebe heute Abend wegen der Rationierungen kein Essen à la carte, aber der Koch werde ihnen das Tagesmenü zubereiten, wenn sie es wünschten.
    »Klingt gut«, sagte Jimmy, ohne den Mann richtig anzusehen. »Ja, bitte.«
    Nachdem der Kellner gegangen war, zündete Jimmy sich eine Zigarette an, lächelte Dolly kurz an und konzentrierte sich dann auf etwas oberhalb ihres Kopfs.
    Dolly hielt es nicht länger aus. Sie musste unbedingt wissen, was er zu Vivien gesagt hatte, ob er ihren Namen erwähnt hatte. »Also«, sagte sie.
    »Also.«
    »Ich wollte dich …«
    »Es gibt da etwas …«
    Sie verstummten beide, zogen beide an ihrer Zigarette. Sie beäugten einander durch einen Nebel aus Qualm.
    »Du zuerst«, sagte Jimmy lächelnd, öffnete die Hände und sah ihr auf eine Weise in die Augen, die sie vielleicht erregend gefunden hätte, wenn sie nicht so nervös gewesen wäre.
    Dolly wählte ihre Worte mit Bedacht. »Ich habe dich in der Kantine gesehen«, sagte sie und schnippte Asche in den Aschenbecher. »Du hast dich unterhalten.« Sein Gesichtsausdruck war schwer zu deuten. Er beobachtete sie. »Mit Vivien«, fügte sie hinzu.
    »Das war Vivien?« Seine Augen weiteten sich. »Deine neue Freundin? Das wusste ich nicht – sie hat deinen Namen nicht erwähnt. Wie dumm, dass du nicht eher gekommen bist, dann hättest du uns einander vorstellen können.«
    Er wirkte ehrlich enttäuscht, und

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