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Die Verlorenen von New York

Die Verlorenen von New York

Titel: Die Verlorenen von New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Beth Pfeffer
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Dankgebet sprach, würde es zur Abwechslung mal von Herzen kommen.
    »Julie!«
    »Bri? Bri, bist du das wirklich?«
    Bri fing wieder an zu husten. »Schon gut«, presste sie hervor. »Ich bin nur so glücklich.«
    »Wie wär’s mit einem Tee?«, fragte Alex. »Julie, setz doch mal Teewasser auf.«
    Julie rannte in die Küche.
    »Ich kann noch gar nicht glauben, dass du wieder da bist«, sagte Alex und nahm Bris Hand in die seine. »Was ist passiert? Wie lange bist du schon hier?«
    »Seit ungefähr einer Stunde«, flüsterte Bri. »Ich hatte solche Angst. Die Decken vor den Fenstern und all die Sachen im Schlafzimmer … Ist Mamá wieder da? Oder Papá?«
    Alex schüttelte den Kopf. »Von Carlos haben wir auch nichts mehr gehört«, sagte er.
    Julie kam ins Wohnzimmer zurückgeflitzt. »Wegen der Kälte, stimmt’s?«, sagte sie. »Bei euch ist auch die Ernte erfroren.«
    Bri nickte.
    »Deshalb haben sie euch wieder nach Hause geschickt?«, fragte Alex. »Weil sie euch jetzt nicht mehr durchfüttern wollten?«
    »Nein, Alex, das stimmt nicht«, sagte Bri. »Die Schwestern haben sogar gehungert, damit wir genug zu essen hatten. Sie waren wunderbar zu uns.« Sie fing wieder an zu husten. »Meine Tasche«, keuchte sie.
    Alex reichte sie ihr. Sie wühlte darin herum und holte etwas hervor, einen Inhalator, wie Alex feststellte. Er hatte einige Schulkameraden mit Asthma. Aber Bri hatte noch nie Asthma gehabt.
    Bri atmete tief ein und hörte auf zu husten. »Ein paar von uns sind krank geworden«, erzählte sie dann. »Ich und zwei andere Mädchen. Schwester Anne hat einen Arzt geholt, und der hat gesagt, wir hätten Erwachsenen-Asthma. Das ist dasselbe wie normales Asthma, nur dass es erst später auftritt. Der Arzt meinte, wir würden es gar nicht merken, wenn die Luft nicht so schlecht wäre. Sie ist voller Asche und wir waren den ganzen Tag draußen, das war einfach zu viel. Und weil die Schwestern keine Mädchen dabehalten konnten, die krank sind, haben sie uns nach New York zurückgebracht. Die anderen beiden auch; deren Eltern wollten sie sowieso zurückhaben. Sie haben versucht, euch anzurufen, aber das Telefon hat nicht funktioniert.«
    Alex nickte. »Geht das wieder weg, das Asthma, wenn du nicht mehr so viel draußen bist?«, fragte er.
    »Ich glaub nicht«, antwortete Bri. »Erst wenn die Luft wieder besser wird. Der Arzt meinte, ich soll so wenig wie möglich rausgehen. Er hat gesagt, früher hätte es Medikamente gegeben, um solche Anfälle zu verhindern, aber die sind alle aufgebraucht. Er hat uns diese Inhalatoren gegeben und gesagt, wir sollen drinbleiben, uns nicht anstrengen und nicht aufregen. Aber euch wiederzusehen ist nun mal so aufregend.« Sie lächelte. »Dafür nehm ich gern einen Anfall in Kauf«, sagte sie. »Ach Alex, Julie, ich bin so froh, wieder zu Hause zu sein!«
    Bri würde Essen brauchen, dachte Alex, und Medikamente. Sie konnte nicht zur Schule gehen, deshalb würde sie dort auch kein Mittagessen bekommen. Was bedeutete, dass er Julie wieder zur Lebensmittelverteilung mitnehmen musste; und er konnte nur hoffen, dass Kevin weiter dabei war. Selbst mit dem, was sie im Haus hatten, und drei Lebensmitteltüten statt zwei würde er an den meisten Abenden in der Woche fasten müssen, wenn Bri und Julie zwei Mahlzeiten am Tag bekommen sollten.
    Und seine Schwester war alles andere als rund und rosig, wie er jetzt sah. Sie war blass und genauso dünn wie bei ihrer Abreise. Er und Julie hatten davon profitiert, dass Bri den Sommer über weg gewesen war, sie selbst offenbar weniger.
    Doch dann lächelte Bri. »Ich wusste, dass du dein Versprechen halten würdest«, sagte sie. »Ich wusste, dass ich euch hier finden würde, wenn ich zurückkomme. Ich gehe jetzt nie mehr von hier weg. Nie mehr.«
    Alex schaute seine Schwester an. Wir werden es schon schaffen, dachte er. Die Heilige Jungfrau hatte ihm seine Schwester zurückgebracht. Und mit der Hilfe der Heiligen Jungfrau würden sie auch irgendwie überleben.
    Mittwoch, 14 . September
    Auf dem Heimweg von der Schule sahen Julie und Alex, wie ein Mann im siebten Stock aus dem Fenster sprang und keine zehn Meter vor ihnen auf dem Boden aufschlug.
    Alex packte seine Schwester am Arm und spürte ihren mageren Körper unter dem Wintermantel zittern. »Schnell«, rief er und zerrte sie hinter sich her, während er auf den Mann zulief. »Du ziehst ihm die Schuhe aus und ich suche nach seiner Brieftasche und seiner Armbanduhr.«
    Julie starrte Alex

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