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Die Verlorenen von New York

Die Verlorenen von New York

Titel: Die Verlorenen von New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Beth Pfeffer
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Ich möchte für Mamás und Papás Seele beten.«
    »Aber sie sind doch gar nicht tot«, sagte Bri.
    »Du spinnst«, sagte Julie. »Findest du nicht auch, Alex? Mamá und Papá sind gleich am ersten Tag gestorben. Das ist doch völlig klar. Und dir ist das auch klar, Bri. Du willst es nur nicht wahrhaben.«
    »Wie kannst du nur so etwas sagen?«, rief Bri. »Ich habe mit Papá gesprochen. Der sitzt in Puerto Rico fest. Und Mamá muss auch noch am Leben sein, weil Alex sie im Yankee-Stadion nicht gefunden hat. Stimmt’s, Alex?«
    »Dass du nicht glauben willst, dass sie tot sind, bedeutet noch lange nicht, dass sie leben«, sagte Julie. »Es wäre eine Sünde, nicht für ihre Seelen zu beten, oder, Alex?«
    »Eine Sünde wäre, sie für tot zu erklären, wenn sie noch am Leben sind«, sagte Bri. »Manchmal habe ich das Gefühl, als wäre dir das eigentlich ganz recht. Weil Alex dir viel mehr durchgehen lässt. Wenn du den Sommer so verbracht hättest wie ich, Julie, wärst du sicher etwas dankbarer für deine Familie und dein Zuhause.«
    »Und du solltest mal auch nur einen Tag so verbringen wie ich«, schrie Julie. »Mit einer durchgeknallten Schwester am Hals, die den ganzen Tag nur betet, statt was zu tun.«
    »Ich tue auch etwas«, sagte Bri. »Ich lerne, wenn ihr in der Schule seid.«
    »Oh ja, stimmt«, sagte Julie. »Aber putzen und kochen tu nur ich.«
    »Ich dachte, du kochst gern«, sagte Alex. »Außerdem ist das ja nun wirklich nicht viel Arbeit, ein paar Dosen aufzumachen.«
    »Das Kochen wäre mir egal, wenn ich nicht auch noch abwaschen müsste«, sagte Julie. »Und dann jeden Tag Staub wischen und den Boden schrubben.«
    »Die Wohnung muss nun mal richtig sauber sein, wegen Bris Asthma«, sagte Alex. »Und ich möchte auch nicht, dass sie in der kalten Küche steht und abwäscht. Das tut ihr nicht gut.«
    »Und deshalb muss ich alles alleine machen?«, rief Julie. »Das ist unfair!«
    »Ach, stell dich nicht so an«, sagte Alex.
    »Ich hasse dich!«, schrie Julie. Sie stürmte in ihr Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu.
    »Ich kann doch den Abwasch machen«, sagte Bri. »Wirklich, das schaffe ich.«
    »Nein«, sagte Alex. »Julie wird sich schon wieder einkriegen.«
    »Was ist jetzt mit der Messe morgen?«, fragte Bri.
    »Morgen ist Allerheiligen«, sagte Alex. »Also gehen wir hin.« Und am Tag darauf, zu Allerseelen, würde er mit Julie in die Kirche gehen, um für Papá und Mamá zu beten. Und das Saubermachen würde von jetzt an er übernehmen.

 
    DREIZEHN
    Mittwoch, 9 . November
    Bri wartete schon auf sie, als Alex und Julie von der Schule nach Hause kamen. »Heute ist Papás Geburtstag«, sagte sie. »Ich dachte, wir könnten das vielleicht irgendwie feiern.«
    Alex und Julie wechselten einen Blick. »Wie denn zum Beispiel?«, fragte Alex.
    Bri lächelte. »Ich weiß nicht«, räumte sie ein. »Vielleicht könnten wir zur Kirche gehen und eine Kerze für ihn anzünden.«
    »Das haben wir schon auf dem Heimweg gemacht«, sagte Julie.
    »Habt ihr auch dafür gebetet, dass er wieder heil nach Hause kommt?«, fragte Bri. »Hoffentlich versucht er nicht irgendwann, ein Schiff nach New York zu nehmen. Das ist sicher sehr gefährlich, bei all den Flutwellen und Tsunamis.«
    »Papá wird bestimmt kein unnötiges Risiko eingehen«, sagte Alex. »Heute machen wir uns einfach mal keine Sorgen um ihn, okay? Das würde er auch nicht wollen, an seinem Geburtstag.«
    »Ich habe vorhin unsere Vorräte durchgesehen«, sagte Bri. »Wusstet ihr, dass wir noch eine Dose Muschelsoße haben? Und eine halbe Packung Spaghetti. Das wäre doch ein tolles Abendessen.«
    »Das hatte ich eigentlich für Thanksgiving aufgespart«, sagte Julie. Alex starrte sie wütend an. »Aber du hast Recht, Bri«, fügte sie hastig hinzu. »Lass uns das lieber heute Abend essen. Papá zu Ehren.«
    »Die Kirche wird in diesem Jahr ein Thanksgiving-Essen veranstalten«, sagte Alex. »Sie haben gerade die Einladung ausgehängt. Da gehen wir dann hin.«
    »Das wird bestimmt toll«, sagte Bri. »Erinnert ihr euch noch an gefüllten Truthahn?«
    »Und Kürbiskuchen«, sagte Julie. »Und kandierte Kartoffeln. Aber wahrscheinlich gibt es wieder nur Bohnen und Reis.«
    »Macht doch nichts«, erwiderte Bri. »Es gibt so vieles, wofür wir dankbar sein können. Wir haben diese schöne Wohnung, wir haben etwas zu essen und die Kirche und wir haben uns.«
    »Klar«, sagte Julie. »Aber Kürbiskuchen würde ich trotzdem gern mal wieder

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