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Die Verlorenen von New York

Die Verlorenen von New York

Titel: Die Verlorenen von New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Beth Pfeffer
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flüsterte sie. »Hab’s vergessen.«
    »Das darfst du aber nicht vergessen«, sagte Alex. »Das könnte dein Tod sein, wenn du das vergisst. Was, wenn du einen Anfall bekommst, während wir nicht da sind?«
    Bri brach in Tränen aus.
    »Herzlichen Glückwunsch, Papá«, murmelte Julie.
    »Das reicht jetzt!«, brüllte Alex. »Ab auf dein Zimmer, Julie, und zwar sofort!«
    »Wieso?«, fragte Julie. »Was kann ich dafür, dass Bri verrückt ist?«
    »Sofort!«, wiederholte Alex, während er versuchte, seine Wut im Zaum zu halten. »Bevor ich dich eigenhändig raustrage.«
    »Kannst du doch gar nicht«, murmelte Julie, aber sie schnappte sich ihr Gewinnlos und verschwand, wobei sie die Tür hinter sich zuknallte.
    Bri weinte immer noch. Papiertaschentücher hatten sie schon seit Monaten nicht mehr und Toilettenpapier war zu kostbar. Alex ging in die Küche und holte eine der letzten drei Servietten, damit Bri sich die Nase putzen konnte.
    »Bri, du musst deinen Inhalator immer griffbereit haben«, sagte er. »Du darfst ihn nicht irgendwo herumliegen lassen.«
    »Ich weiß«, sagte Bri. »Es tut mir leid. Ich war vorhin im Schlafzimmer, und als ich euch reinkommen hörte, war ich so aufgeregt, dass ich ihn dort vergessen habe. Ich habe ihn sonst immer dabei, Alex, ehrlich.«
    »Gut«, sagte er. »Tut mir leid, dass ich dich angebrüllt habe.«
    Bri hob den Blick, und Alex sah, dass sie schon wieder Tränen in den Augen hatte. »Wir dürfen hier nicht weggehen«, sagte sie. »Das ist unser Zuhause.«
    »Ich weiß nicht«, antwortete er. »Irgendwann werden wir es vielleicht müssen.«
    »Aber jetzt noch nicht«, sagte Bri. »Nicht, bevor Mamá und Papá wieder zurück sind.«
    »Darüber sprechen wir später noch mal«, sagte Alex. »Ich muss jetzt mit Julie reden. Und du bleibst, wo du bist, verstanden?«
    »Verstanden«, sagte Bri.
    Alex trat ein, ohne zu klopfen. Julie saß am Fußende ihres Bettes und starrte auf die Wolldecke, die vor dem Fenster hing.
    »Ich nehme das Los, um von hier wegzugehen«, sagte sie. »Ihr könnt von mir aus machen, was ihr wollt. Das Los gehört mir, und ich halte es hier nicht mehr aus.«
    »So einfach ist das nicht, Julie«, sagte Alex.
    »Ist es wohl«, erwiderte sie. »Ständig gehen irgendwelche Leute von hier weg. Alle meine Freundinnen sind schon weg. Die meisten Schwestern auch. Wir sind die Einzigen, die so blöd sind hierzubleiben.«
    »Wir sind nicht blöd«, sagte Alex.
    »Aber Bri ist blöd«, sagte Julie.
    »Halt den Mund«, blaffte Alex. »Ihr Glaube ist viel stärker als deiner. Vielleicht bist du hier die Blöde.«
    Julie schaute Alex gerade in die Augen. »Sag du mir, dass Mamá und Papá noch am Leben sind«, forderte sie ihn auf. »Sag du mir, dass du das wirklich glaubst.«
    »Es ist vollkommen egal, was ich glaube«, antwortete Alex. »Sogar was Bri glaubt, ist vollkommen egal. Wichtig ist nur, dass sie keine fünf Blocks mehr laufen kann, ohne einen Asthmaanfall zu bekommen, und dass du dreizehn bist und noch nicht allein für dich sorgen kannst.«
    »Könnte ich wohl, wenn ich müsste«, sagte Julie.
    Alex schüttelte den Kopf. »Könntest du nicht«, sagte er. »Und ich kann nicht einfach mit dir weggehen und Bri im Stich lassen. Und genauso wenig kann ich mit Bri hierbleiben und dich alleine losziehen lassen.« Die Variante, dass er beide Schwestern im Stich lassen und sich allein aus dem Staub machen könnte, behielt er für sich.
    »Aber vielleicht könnten wir mit dem Los irgendeinen Ausweg finden«, sagte Julie. »Zehntausend Dollar, Alex. Das ist viel Geld. Vielleicht könnten wir damit an einen sicheren Ort fahren, wo Bri wieder gesund wird.«
    Bri wird nie mehr gesund, dachte Alex. Aber es rührte ihn, dass Julie wenigstens noch ein bisschen an Wunder glaubte. »Ich werde Harvey fragen«, sagte er. »Versprochen.«
    »Ich will aber mitkommen«, sagte Julie. »Das Los gehört schließlich mir.«
    »Einverstanden«, sagte Alex. »Morgen vor der Schule gehen wir bei Harvey vorbei. Und jetzt komm und mach das Abendessen. Spaghetti mit Muschelsoße. Ein Festmahl für Papá.«
    »Ist gut«, sagte Julie und griff nach Alex’ Hand. »Aber du lässt mich nicht allein, ja? Versprochen?«
    »Versprochen«, sagte Alex. » Te amo, hermanita , auch wenn du mich manchmal zur Weißglut treibst.«
    Julie kletterte vom Bett herunter. »Meinst du, es gibt noch irgendeinen Ort auf der Welt, wo man Kürbiskuchen bekommt?«, fragte sie.
    »Ich hoffe es«, sagte Alex. Das war

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