Die verlorenen Welten von Cronus
Asteroiden-Schale und dem Trans-Aster-Raum dahinter gewähren würde. Sie flogen in großer Höhe mit einsatzbereiten Abwehrsystemen, um möglichen Angriffen automatischer Boden-Luft-Raketen begegnen zu können. Hin und wieder beobachteten sie kleinere Feuergefechte zwischen befestigten Punkten, aber ihre wiederholten Versuche, Funkkontakt mit Menschen aufzunehmen, blieben erfolglos.
Schließlich erschien die Öffnung des Kraterrands auf den Schirmen und zwang sie dazu, ihre Gedanken von der traurigen und brutalen Käfigwelt unter ihnen abzuwenden und sich statt dessen auf die Wunder und Gefahren einzustellen, die auf der Außenseite der Asteroiden-Schale auf sie warteten.
Kapitel 13
Die jüngsten – beinahe tödlichen – Erfahrungen mit den Turbulenzen des Zwischenraums vor Augen, näherten sie sich dem Kraterrand mit besonderer Vorsicht. Die Umstände waren dieses Mal günstiger, da sie mit vergleichsweise geringer Geschwindigkeit in den Zwischenraum einflogen und so die Reibung mit den Ausläufern der Atmosphäre wesentlich schwächer ausfallen würde. Gleichzeitig deutete alles darauf hin, daß die Turbulenzen um eine Käfigwelt immer heftiger wurden, je weiter sie sich vom Zentrum Solarias entfernten. Sie konnten über die Gründe dafür nur spekulieren. Die komplexen Wechselwirkungen eines Exis-Felds mit der Außenwelt waren ein weithin unerforschter Zweig der Physik.
Während Cherry an seinem Kurs feilte, bemühte Maq alle Sensoren der Shellback, um die Position und Stärke der Turbulenzen zu bestimmen. Mit Hilfe dieser Daten berechnete er den reibungslosesten Kurs für das Schiff, den sie anschließend in den Autopiloten eingaben. Die Besatzungsmitglieder zogen sich daraufhin in die Rettungskokons zurück oder schnallten sich an, während sich die Shellback tapfer durch die Turbulenzen kämpfte und schließlich die Außenseite der Asteroiden-Schale erreichte.
Sie schwebten fast zweitausend Kilometer über der gewaltigen Schale, deren Oberfläche unglaubliche 1,7 Trillionen Quadratkilometer betrug und damit theoretisch die zweieinhalbfache Bevölkerung der Mars-Schale beherbergen konnte. Wenn sie pro Sekunde einer Person die Hand hätten schütteln können, hätten sie für die ganze Bevölkerung 735 Milliarden Jahre gebraucht. Ancor hatte ernste Vorbehalte gegen Zeus’ Allmacht, aber er war sich bewußt, daß nur Zeus oder ein Wesen vergleichbarer Größe und Komplexität den Lebensraum für eine solch nahezu unermeßliche Bevölkerung schaffen und unterhalten konnte.
Nachdem sie den Kraterrand hinter sich gelassen hatten, suchten sie die nähere Umgebung nach Maschinen ab, die Zeus möglicherweise auf sie angesetzt hatte, fanden aber nichts. Sie setzten daher ihren Flug in großer Höhe fort, während die Kameras und Instrumente unablässig Daten für das Institut für Solaristik aufzeichneten. Man hatte Ancor die heikle Entscheidung überlassen, ob er Kontakt mit den Bewohnern der Asteroiden-Schale aufnehmen wollte. Ein Teil der Bevölkerung mußte aus Zwangs-Auswanderern von der Mars-Schale oder ihren direkten Nachfahren bestehen, und die Enthüllung, daß eine Rückreisemöglichkeit existierte, könnte schnell eine höchst brisante Situation erzeugen.
Die Menschen der inneren Schalen waren ausnahmslos darauf angewiesen, einen Teil der wachsenden Bevölkerung in die äußeren Regionen Solanas zu schicken, um nicht an ihrer eigenen Masse zu ersticken. Ihr Durchbruch durch die Schalen konnte die nützliche Wirkung der – bei den Betroffenen allerdings verhaßten – Zwangs-Auswanderung für das Solare Universum umkehren. Ihres Wissens war die Shellback das einzige Schiff, das in der Lage war, eine solche Reise zu überstehen, aber sie wußten nichts über den Stand der Technik auf den äußeren Schalen. Maqs Entscheidung über eine mögliche Kontaktaufnahme hing in erster Linie von der Beurteilung dieses Faktors ab.
Die ersten Ortungsergebnisse wiesen einen regen Flugverkehr in den unteren Schichten der Stratosphäre nach, aber sie konnten keine Fahrzeuge in größeren Höhen feststellen. Sie reduzierten ihre Höhe auf zehn Kilometer, um die Schale und ihre Bewohner genauer zu untersuchen. Die Asteroiden-Schale ähnelte in vielerlei Hinsicht ihrer eigenen. Man schien die Energie der Proto-Sonnen auf vergleichbare Weise zu nutzen. Die riesigen Städte befanden sich fast vollständig unter weitläufigen Anbauflächen, die nur hin und wieder von Straßen und Erholungsgebieten unterbrochen
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