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Die Vermissten - Casey, J: Vermissten - The Missing

Titel: Die Vermissten - Casey, J: Vermissten - The Missing Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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und mich beschlich das bange Gefühl, dass sie vorhatte, sich zu uns zu gesellen. Doch Michael hatte das ebenfalls bemerkt, und noch ehe sie sich setzen konnte, schritt er ein.
    » Ich denke doch, dass dieses Gespräch nur unter uns dreien stattfinden sollte. Wenn Sie uns also bitte ein paar Minuten gestatten?«
    » Selbstverständlich.« Die Röte schoss ihr ins Gesicht. » Ich bin in der Küche, falls Sie mich doch noch brauchen.« Hoch erhobenen Hauptes, die Teetasse in der Hand, stolzierte sie wieder zur Tür hinaus. Ich konnte sie nicht leiden, wirklich kein bisschen, aber in dem Moment tat sie mir schon beinahe wieder leid. Was sollte sie eigentlich hier bewirken, abgesehen von dem Tee, den sie unablässig kochte? Ich wusste, dass sie auf die Nachricht von einem Geständnis warteten, und die konnte auch jeden Moment eintreffen. Aber vor allem hatte ich den Eindruck, dass Michael und Diane Shepherd dringend etwas Zeit für sich brauchten.
    » So, wie war das jetzt noch mal?«, forderte Michael Shepherd mich zum Weiterreden auf. Ich hatte irgendwie ganz und gar keine Lust mehr dazu.
    » Also, die Sache ist so, dass meine Eltern sehr gelitten haben, nachdem Charlie verschwunden war. Sie konnten mit dem, was geschehen war, nicht leben, und sie konnten auch miteinander nicht mehr leben, und letzten Endes hat es sie beide zerstört. Ich möchte nicht, dass Ihnen beiden dasselbe widerfährt. Niemand sollte so etwas durchmachen müssen wie sie. Aber ich würde mir wenigstens wünschen, dass das, was meine Eltern erleben mussten, noch zu etwas Gutem nütze ist.« Ich holte tief Luft. » Und dann ist da noch etwas.«
    » Ja?«
    » Daniel Keane… Was er getan hat, ist furchtbar. Entsetzlich. Aber Sie sollten wissen, warum er das getan hat.« Ich war drauf und dran, ihnen zu sagen, dass es meine Schuld war und dass sie sich selbst keine Schuld geben sollten. Was spielte es schon für eine Rolle, wenn sie mich beschuldigten?
    Michael Shepherd rührte sich. » Hat er also gestanden? Der Keane?«
    » Nicht dass ich wüsste«, musste ich eingestehen.
    » Ich hatte nur gedacht, dass Sie sicherlich vor uns davon erfahren. Sie scheinen sich ja mit der Polizei prächtig zu verstehen.«
    Sein Ton war unangenehm, und ich wurde wieder rot. » Ich habe sie eben einfach kennen gelernt, das ist alles. Wie Sie schon sagten, ich bin eben ständig überall aufgetaucht.« Um Zeit zu gewinnen, tat ich, als würde ich an meinem Tee nippen. Zum Trinken war er noch viel zu heiß. Ich sah mich nach einer geeigneten Stelle um, wo ich meine Tasse abstellen konnte, denn ohne Untersetzer traute ich mich nicht an den auf Hochglanz polierten Tisch heran. Schließlich entschied ich mich, die Tasse auf dem Fußboden zu platzieren.
    » Also, was ich Ihnen eigentlich sagen wollte…«
    Da waren plötzlich Tierpfoten auf dem glatten Fliesenboden zu hören. Aus der Küche kam ein kleiner, schmutziger West Highland Terrier ins Wohnzimmer geschossen, direkt auf mich zu, und richtete sich freundlich schnaufend und mit zur Seite gelegtem Kopf vor mir auf.
    » Dieser dämliche Köter!« Michael Shepherd sprang vom Sofa und baute sich über dem Hund auf, der sich mit zaghaft wedelndem Schwanz zu meinen Füßen duckte.
    Diane regte sich. » Lass ihn doch. Er tut doch niemandem was.«
    » Ich hätte ihn sofort wegschaffen sollen«, zischte Michael über die Schulter zu seiner Frau und zog den Hund am Halsband in die Küche. Er behandelte ihn ausnehmend grob, und der kleine Hund winselte und duckte sich vor ihm. Ich merkte, wie ich mich an die Armlehnen meines Sessels klammerte, und wäre am liebsten dazwischengegangen, doch ich wusste, dass das nicht möglich war. Nachdem er durch die offene Tür verschwunden war, hörte ich, wie er Valerie zusammenstauchte. » Hatte ich nicht gesagt, dieser Hund kommt mir nicht mehr ins Haus? Sein Platz ist draußen.«
    » Er ist einfach an mir vorbeigerannt, als ich die Tür aufgemacht habe.«
    » Das interessiert mich nicht, Valerie. Sie haben einfach besser aufzupassen.«
    Ich sah zu Diane hinüber, die mit geschlossenen Augen dasaß. Ihr Mund bewegte sich, als ob sie betete. Ihre Lippen waren trocken, mit kleinen Fetzen abgeplatzter Haut daran, und ihre Augenlider waren entzündet. Offenbar spürte sie meinen Blick und schaute mich an.
    » Ist das Jennys Hund?«
    Es dauerte einen Moment, bis sie antwortete. » Das ist Archie. Mike kann ihn nicht ausstehen.«
    So wie er ihn behandelte, war das kaum zu übersehen. » Vielleicht

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