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Die Vermissten - Casey, J: Vermissten - The Missing

Titel: Die Vermissten - Casey, J: Vermissten - The Missing Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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Waffe hin, lassen Sie Diane los, und dann reden wir über alles.«
    » Mit dieser Situation kann man nicht umgehen. Weil nämlich diese Schlampe hier«, und dabei schüttelte er Diane brutal, » ihre Klappe nicht halten konnte. Und nun wissen Sie es, und Sie wissen es.« Mit der Armbrust zeigte er nacheinander auf Valerie und mich. Als er die Waffe zu mir herumriss, fühlte ich, wie sich mir der Magen zusammenkrampfte. Guter Gott im Himmel. Ich hob die Hände auf eine Höhe mit meinen Schultern, und nahm nur undeutlich wahr, dass sie dabei unkontrolliert zitterten.
    » Damit erreichen Sie doch nichts, Michael. Sie bringen sich nur in immer mehr Schwierigkeiten und lösen überhaupt nichts. Was mit Jenny gewesen ist, können wir zusammen bereden. Zusammen können wir eine Lösung finden«, sagte Valerie.
    Meine Hoffnung, dass Valerie mit ihrem tantenhaften Ton Michael auch nur ansatzweise beeindrucken konnte, belief sich auf exakt null. Nur wenige Meter von uns entfernt stand ein Polizist, und gleich hinter ihm Reporter aller erdenklichen Zeitungen und Fernsehsender. Wenn niemand etwas unternahm, würden wir alle in dieser Küche sterben, ohne dass auch nur einer von ihnen etwas davon ahnte. Valerie machte alles nur noch schlimmer. Und Diane sah aus wie eine kaputte Puppe; ihr Kopf hing wie leblos auf der Seite. Ich bezweifelte, dass sie überhaupt etwas mitbekam. Blieb also nur noch ich. Ich nahm meine Hände wieder herunter und steckte sie in die Hosentaschen, um möglichst ruhig und natürlich zu wirken.
    » Michael, es tut mir leid, dass ich zu viel gefragt habe. Ich glaube, ich habe Diane damit ganz durcheinandergebracht. Sie wollte nur über alles reden mit mir. Nur reden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das irgendjemand ernst nimmt.« Und wenn du nicht diese Armbrust auf mich gerichtet hättest, wäre das sicher noch überzeugender …
    Michael Shepherd lachte. Es war ein grässliches Lachen, ohne jeden Humor. » Netter Versuch. Aber Sie wollen mir doch nicht ernsthaft einreden, dass Sie das nicht ernst nehmen.«
    » Ich glaube jedenfalls nicht, dass Sie hier jemanden erschießen müssen«, erwiderte ich leise und bediente mich dabei jener Selbstbeherrschung, die ich mir über all die Jahre angeeignet hatte, in denen ich mit Mum und ihren bedrohlichen Gemütszuständen zurechtkommen musste. Natürlich hatte ich furchtbare Angst, doch ich wusste sehr wohl, dass ich das nicht zeigen durfte. » Das würde weder Ihnen noch uns weiterhelfen. Ich meine, was wollen Sie denn danach tun? Jeden abknallen, der das Haus betritt, um nach uns zu suchen? Klingt nicht gerade nach einem cleveren Plan, finde ich.«
    Seine Augen funkelten. » Ich habe sehr wohl einen Plan. Und dazu gehört unter anderem, mir alle vom Hals zu schaffen, die mir auf die Nerven gehen. Damit meine ich auch solche wie Sie, Sie feige kleine Schlampe, die Sie hier auftauchen und uns schlaue Vorträge halten wollen.«
    » Ich dachte, ich könnte helfen, aber das war falsch. Es tut mir leid.«
    » So einfach ist das nicht. Meine Frau hat über Dinge geredet, die sie lieber für sich behalten hätte. Damit hat sie bewiesen, dass man ihr nicht trauen kann. Sie ist mir in den Rücken gefallen. Kaum hatte sie Gelegenheit, mich zu hintergehen, hat sie es getan. Das ist in-ak-zep-ta-bel.« Dabei presste er ihren Nacken zusammen, und Diane entfuhr ein kleines, angstvolles Stöhnen. Ich hörte noch ein anderes, leises Geräusch und sah nach unten, wo sich zu ihren Füßen eine Urinpfütze ausbreitete. Auch Shepherd hatte es bemerkt. » Du ekelst mich so an, du elendes Miststück«, flüsterte er ihr zu. » Du kannst dich einfach nicht beherrschen. So was Erbärmliches. Genau wie deine Tochter. Das hatte sie von dir, nicht wahr? Stimmt’s?!«
    Diane schluchzte jetzt haltlos. Die Augen hielt sie fest geschlossen, und ihr Gesicht war vor Schmerz und panischer Angst fast bis zur Unkenntlichkeit verzerrt. Ich konnte die Anspannung im Raum förmlich schmecken– es hatte etwas Metallisches, das an Blut erinnerte. Er war im Begriff, sie zu töten. Ich sah es in seinem Gesicht.
    » Wo haben Sie eigentlich die Armbrust her?«, plapperte ich drauflos und versuchte krampfhaft, seine Aufmerksamkeit wieder auf mich zu lenken. » Hätte ich gar nicht gedacht, dass Sie so ein Ding im Haus haben.«
    Er warf mir einen kurzen Blick zu, der nichts als Hass verriet. Doch nach einer kurzen Denkpause antwortete er. » Hab ich von meinem Kumpel aus dem Fitnessstudio. Der hat sie

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