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Die Vermissten - Casey, J: Vermissten - The Missing

Titel: Die Vermissten - Casey, J: Vermissten - The Missing Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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kam Unruhe auf, und auf Elaines Hals bildeten sich rötliche Flecken, was normalerweise darauf hindeutete, dass sie kurz vor einem Nervenzusammenbruch stand.
    Stephen Smith, ein sanftmütiger Mensch und einer der dienstältesten Lehrer an der Schule, meldete sich.
    » Elaine, meinen Sie nicht, dass die Mädchen zur Ablenkung von den Geschehnissen ihren gewohnten Schulalltag gut gebrauchen könnten?«
    » Vielen Dank, Stephen, das hatte ich zunächst ebenfalls erwogen. Aber ich bin zu dem Schluss gekommen, dass wir die nächsten Tage ohnehin abschreiben können, was Konzentration und Aufmerksamkeit angeht. Es ist schon jetzt unmöglich, bei all dem Lärm und der Unruhe zu arbeiten.«
    Wie auf Befehl sahen wir aus dem Fenster, wo die eben eingetroffenen Fernsehteams ihre Technik aufbauten und entlang des gesamten Schulgebäudes Übertragungswagen standen. Sie waren vom Waldrand her vorgerückt. Offenbar brauchten die Sender einen neuen Hintergrund für ihre Mittagsnachrichten und hatten dafür die Schule auserkoren.
    » Ich weiß nicht, ob jemand von Ihnen heute schon im Sekretariat vorbeigeschaut hat, aber dort geht es, gelinde gesagt, chaotisch zu. Janet ist seit heute früh damit beschäftigt, Anrufe von besorgten Eltern entgegenzunehmen. Sie haben Angst um die Sicherheit ihrer Kinder, obwohl niemand behauptet hat, dass die Schule mit dieser schrecklichen Tragödie in Verbindung steht.« Bei den letzten Worten kippte ihre Stimme ein wenig, und ich überlegte, vielleicht ungerechterweise, ob ihre Trauer eher dem Ruf der Schule galt als Jenny.
    » Wir sind verpflichtet, die Sicherheit der Mädchen zu gewährleisten, und ich kann sie den Eltern derzeit nicht guten Gewissens garantieren. Obwohl ich nicht glaube, dass Übergriffe zu befürchten sind, ist mir doch bewusst, dass die Presse recht offensiv sein wird und wir diese Art von öffentlichem Aufsehen nicht gebrauchen können. Ich möchte unsere Schülerinnen einem solchen Klima nicht aussetzen.«
    Dagegen war nichts einzuwenden.
    Elaine schaute zu Vickers, der noch ausgelaugter wirkte als am Abend zuvor. Seine Augenlider hingen schwer herab, und nichts ließ auf seine Gedanken schließen. » Zudem hat Detective Chief Inspector Vickers darum gebeten, die Schulräume teilweise nutzen zu dürfen, daher möchte ich ihm ungehinderten Zugang gewähren.«
    » Sehr freundlich von Ihnen«, bedankte sich Vickers. Er streckte sich ein wenig und bemühte sich, seine Stimmlage so anzupassen, dass alle ihn hören konnten. » Unser Einsatzzentrum befindet sich nach wie vor im Polizeirevier Elmview, aber einen Teil der Befragungen werden wir hier durchführen. Wir möchten uns mit Jennifers Freundinnen und Mitschülerinnen unterhalten, und erfahrungsgemäß ist es leichter für sie, wenn das in einer vertrauten Umgebung geschieht und nicht im Polizeirevier. Wir werden außerdem für eine im Laufe das Tages stattfindende Pressekonferenz die Aula nutzen, da dort alle nötigen Voraussetzungen gegeben sind.«
    Es war mir ein Rätsel, was Elaine sich dabei gedacht hatte. An ihrer Stelle hätte ich versucht, die Schule so gut wie möglich aus den Ermittlungen herauszuhalten. Nach ihrem Blick zu urteilen, der immer wieder hilfesuchend zu Vickers wanderte, hatte er sie offenbar völlig um den Finger gewickelt. Mir kam das alles ausgesprochen ungelegen, besonders weil ich mit den Ermittlungen, dem ganzen Wirbel und all den Leuten nichts, aber auch gar nichts zu tun haben wollte.
    » Da können wir jetzt also nach Hause gehen oder wie?«, rief Geoff Turnbull von ganz hinten, unsensibel wie immer und so ungerührt, als sei ein Ereignis wie dieses das Normalste von der Welt. Ich ersparte es mir, mich nach ihm umzudrehen. Ich konnte mir auch so lebhaft vorstellen, wie er mit seinen ach so blauen Augen, seinen muskulösen Oberarmen und seinem sorgsam gepflegten schwarzen Haar auf dem Stuhl flegelte. Er war einer von den Sportlehrern, und ich konnte ihn nicht ausstehen.
    » Nein, Geoff«, fuhr Elaine ihn an. » Ich erwarte von allen Lehrkräften, dass sie sowohl für die Polizei als auch die Schülerinnen ansprechbar sind, auch wenn kein Unterricht im eigentlichen Sinn stattfindet. Da sehr viele Schülerinnen warten müssen, bis ihre Eltern sie abholen, ist Ihre Anwesenheit absolut unverzichtbar. Wir werden die Mädchen in Gruppen aufteilen und so lange beaufsichtigen, bis ihre Eltern oder Betreuer eintreffen und sie nach Hause bringen. Außerdem möchte ich Sie bitten, auch nach

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