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Die Vermissten - Casey, J: Vermissten - The Missing

Titel: Die Vermissten - Casey, J: Vermissten - The Missing Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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am Werke. Entlang der gesamten an den Wald angrenzenden Hauptstraße waren die Randstreifen total ramponiert, weil die Räder der Übertragungswagen die weiche Erde aufgewühlt hatten. Über die auf den Fahrzeugdächern montierten Satellitenschüsseln sendeten sie das Unglück der Shepherds in alle Welt hinaus. Zu jedem der Fahrzeuge gehörte ein kleiner Trupp aus Kameramann, Tontechniker und Reporter. Das war offenkundig die Kehrseite dessen, was ich beim Frühstück im Fernsehen gesehen hatte. Zudem war es offenbar die neueste Touristenattraktion von Surrey. Die Autos schlichen im Schneckentempo vorbei. Das war besser als jeder Verkehrsunfall. Hier hatte man die einmalige Chance, einen Blick auf einen echten Promi in Gestalt eines mehr oder weniger bekannten Fernsehjournalisten zu erhaschen. Und hinzu kam die Möglichkeit, bei einem Kameraschwenk für ein oder zwei Sekunden im Bild zu erscheinen. Endlich berühmt. Kein Wunder also, dass der Verkehr buchstäblich zusammenbrach. Ich hielt den Abstand zum Wagen vor mir so gering wie mein Mut es mir erlaubte und schob mich Stück für Stück vorwärts, wobei ich versuchte, das provisorische Mediendorf, das da am Straßenrand aus dem Boden geschossen war, zu ignorieren.
    Am Schultor fiel mir auf, dass dort mehr Eltern als üblich standen und eindringlich miteinander diskutierten. Ich übersah sie geflissentlich und fuhr an ihnen vorbei, ohne das Tempo zu verringern. Schon beim flüchtigen Hinsehen war mir klar, dass das alles beherrschende Gesprächsthema bei ihnen die Leiche war. Die Spekulationen, was passiert war, wer es gewesen war und ob es stimmte, wollte ich mir ganz gewiss nicht antun. Die Gerüchteküche brodelte heftig, so viel war klar.
    Bei den Profis für Klatsch und Tratsch sah es nicht anders aus. Als ich auf dem Lehrerparkplatz direkt an der Mauer geparkt und den Motor abgestellt hatte, bekam ich vor Schreck beinahe einen Herzinfarkt, als jemand unvermittelt gegen die Autoscheibe hämmerte. In der Annahme, dass es jemand aus dem Lehrerkollegium war, fuhr ich herum und wollte mich lautstark über diesen Überfall beschweren. Doch das Gesicht, das mich durch das Autofenster anstarrte, gehörte keinem meiner Kollegen. Verärgert versuchte ich, die starrende Frau gedanklich einzuordnen. Sie war mittleren Alters und hatte ein aufgedunsenes Gesicht, das mit einer dicken Schminkschicht überzogen war. Der blassrosa Lippenstift ließ ihre Zähne gelblich wirken. Dazu trug sie einen graubraunen Mantel, was ihrer Figur und ihrer Gesamterscheinung nicht gerade zugutekam. Obwohl sie lächelte, war ihr Blick eiskalt. Aufmerksam betrachtete sie das Wageninnere, mich eingeschlossen, und registrierte sämtliche Details. Betont langsam kurbelte ich das Fenster herunter.
    » Kann ich Ihnen behilflich sein?«
    » Mein Name ist Carol Shapley. Ich bin Chefreporterin beim Elmview Examiner «, ließ sie mich wissen und lehnte sich durch das Fenster so weit in mein Auto hinein, dass sie mich beinahe berührte. » Sind Sie hier Lehrerin?«
    Mit den Augen deutete ich auf das etwa drei Meter entfernte Schild an der Mauer, auf dem in ungefähr dreißig Zentimeter großen Buchstaben » Lehrerparkplatz« stand. » Suchen Sie jemand Bestimmtes?«
    » Nicht direkt«, wich sie aus, und ihr Lächeln wurde noch breiter. » Ich berichte über diesen Mordfall an einer Ihrer Schülerinnen und habe da ein paar Informationen, die ich gern von Ihnen bestätigt bekommen würde.«
    Sie sprach schnell und trug ihre kleine Rede beeindruckend flüssig vor, wodurch sie den Eindruck verbreitete, ohnehin schon alles zu wissen, was es zu erfahren gab. Meine Alarmglocken schrillten so laut, dass ich mich fast wunderte, dass sie es nicht hörte. Allmählich fiel mir wieder ein, sie schon hier und da bei diversen Schulaufführungen, Wohltätigkeitsveranstaltungen und lokalen Ereignissen gesehen zu haben– provinziell war gar kein Ausdruck für ihren Horizont. Und sich als Chefreporterin zu bezeichnen war ganz schön dick aufgetragen. Meines Wissens war sie die einzige Reporterin bei diesem Blatt.
    » Tut mir leid, aber ich glaube nicht, dass ich Ihnen da weiterhelfen kann«, säuselte ich und schickte mich an, das Fenster wieder hochzukurbeln, während sie immer noch darauflehnte. Zunächst kämpfte sie sichtlich gegen ihren Drang, weiter mit mir zu reden, aber dann wich sie doch ein wenig zurück. Allerdings nicht weit genug.
    Als ich meine Sachen zusammengesucht und die Fahrertür geöffnet hatte,

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