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Die Vermissten - Casey, J: Vermissten - The Missing

Titel: Die Vermissten - Casey, J: Vermissten - The Missing Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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diesem Gedanken tut mein Bauch noch mehr weh.
    Im Revier werden wir schon erwartet. Vater hält mich an der Hand, wir gehen hinein, und augenblicklich kommt eine kleine, kurzhaarige Frau auf uns zugerannt.
    » Schön, dass Sie kommen konnten, Laura und Alan. Und du bist sicher Sarah. Wir werden uns gleich ein bisschen unterhalten, Sarah. Hast du Lust dazu?«
    Wäre ich mutiger, würde ich jetzt nein sagen, aber der Griff meines Vaters spannt sich noch fester um meine Hand, und ich piepse etwas, das sich wie ein Ja anhört.
    » Braves Mädchen. Kommst du gleich mit mir mit?«
    Mein Vater schiebt meine Hand von sich, damit die Frau sie packen und mich hinter sich herzerren kann, direkt auf eine kahle, weiße Tür zu. Über die Schulter blicke ich zurück zu der Stelle, wo Mum und Dad stehen. Keine Berührung, nur ihre Augen sind auf mich gerichtet. Dads Gesicht wirkt sorgenvoll. Mums Blick ist leer und verschlossen, als ob ich ihr gar nichts bedeute. Plötzlich habe ich Angst, sie könnten ohne mich wegfahren, und will meine Hand aus der Umklammerung der Frau befreien, stemme mich gegen sie– weg von ihr, hin zu meinen Eltern. Ich schreie: » Mum, ich will da nicht rein!«
    Dad macht einen Schritt auf mich zu, dann hält er wieder inne. Mum bewegt sich keinen Zentimeter.
    » Jetzt sei nicht albern«, fährt die Frau mich an. » Ich will mich doch nur in einem Extraraum mit dir unterhalten. Deine Eltern können dich dabei in einem kleinen Fernseher sehen. Na, komm schon.«
    Ich füge mich, folge ihr durch die Tür und einen Korridor entlang, in ein kleines Zimmer mit einem Sessel und einem uralten, durchgesessenen Sofa. In der Ecke liegt lauter Spielzeug auf einem Haufen– Puppen, Teddys, ein Action-Man mit Filzhaaren und erhobenen Armen.
    » Such dir doch am besten eine Puppe aus, um die du dich ein bisschen kümmern kannst, während wir uns unterhalten.«
    Ich stehe vor dem Spielzeughaufen und starre auf das Knäuel aus Armen und Beinen. Eigentlich will ich gar nichts davon anfassen. Schließlich nehme ich von ganz oben eine Stoffpuppe mit einem geblümten Rüschenkleid, die ein freundliches Gesicht und knallrote Wollhaare hat. Das Gesicht ist aufgemalt und da, wo der Mund und die Wangen sind, ist die Farbe schon ziemlich abgenutzt.
    Ich setze mich auf das Sofa und halte unbeholfen die Puppe fest. Die Frau sitzt im Sessel und sieht mir zu. Sie ist nicht geschminkt, und ihr Mund sehr blass. Ihre Lippen sind eigentlich nur zu sehen, wenn sie lächelt. Aber sie lächelt ganz oft.
    » Ich habe mich ja noch gar nicht vorgestellt, stimmt’s? Ich bin von der Kriminalpolizei. Ich heiße Helen Cooper, aber du kannst einfach Helen zu mir sagen. Du bist heute hierherbestellt worden, damit ich mit dir ein bisschen über deinen Bruder reden kann, denn den haben wir ja immer noch nicht gefunden, nicht wahr? Ich dachte, wir gehen das Ganze noch mal zusammen durch, für den Fall, dass dir inzwischen, seit die Polizei das erste Mal mit dir gesprochen hat, noch etwas eingefallen ist.«
    Ich will ihr sagen, dass mir seitdem nichts eingefallen ist, obwohl ich nachgedacht habe, aber sie lässt mir gar keine Gelegenheit dazu.
    » Das ist ein besonderer Raum mit Kameras, die alles aufnehmen, was wir beide miteinander besprechen. Da oben in der Ecke siehst du zum Beispiel eine.« Dabei deutet sie mit ihrem Kugelschreiber auf eine weiße, kastenförmige Kamera knapp unter der Decke. » Und da drüben auf dem Stativ, das ist auch eine Kamera. Was wir hier sagen, wird alles aufgezeichnet, damit andere Leute sich auch anhören können, was du zu berichten hast. Aber darüber brauchst du dir keine Gedanken zu machen. Sprich einfach ganz normal mit mir, denn wir unterhalten uns ja nur ein bisschen. Du brauchst keine Angst zu haben.«
    Ich fange an, die Wollhaare der Puppe mit meinen Fingern zu kämmen. An manchen Stellen sind sie verklebt von etwas, das sich wie eingetrockneter Schnodder anfühlt.
    » Gehst du gern in die Schule, Sarah?«
    Ich nicke, ohne aufzuschauen.
    » Was ist denn dein Lieblingsfach?«
    » Literatur«, flüstere ich.
    Sie lächelt mich breit an. » Mir hat Literatur auch immer Spaß gemacht. Ich mag Geschichten gern. Und du? Kennst du den Unterschied zwischen einer Geschichte, die sich jemand ausgedacht hat, und etwas, das wirklich passiert ist?«
    » Ja.«
    » Wie nennen wir denn das, wenn jemand sagt, dass etwas geschehen ist, was in Wirklichkeit gar nicht stimmt?«
    » Eine Lüge.«
    » Genau, prima. Jetzt stell dir mal

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